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Keller: Krankenkassen sollen Herstellerrabatt selbst einziehen
Der Vorsitzende des Apothekerverbands Rheinland-Pfalz Hermann S. Keller und der baden-württembergische Kammerpräsident Günter Hanke skizzierten zu Beginn des Abends einige ihrer Bedenken gegenüber dem GMG. Keller appellierte an die Politiker, insbesondere nochmals über das den Apothekern auferlegte Inkasso im Zusammenhang mit dem 16-prozentigen Herstellerrabatt nachzudenken.
Den Rechenzentren der Apotheker obliege bereits das Inkasso im Rahmen des Beitragssatzsicherungsgesetzes – schon hier habe sich ein Defizit angehäuft. Eine Vorfinanzierung weiterer 1,5 Mrd. Euro – auf diese Summe werde sich der Herstellerrabatt laut Keller im kommenden Jahr belaufen – könne von den Rechenzentren nicht geleistet werden. Weder dürften noch könnten sie derartige Beträge kreditieren, so der Verbandschef.
Sein Vorschlag lautet daher: Die Krankenkassen sollen den Herstellerrabatt künftig selbst einziehen. Alternativ sollten die Rechenzentren nur die Beträge an die Kassen zahlen, die sie auch tatsächlich von den Herstellern erhalten.
Hanke: Letztlich ist der Patient der Leidtragende
Hanke warnte vor den Folgen der Reform für Apotheker und Patienten: So führe die Zulassung des Mehrbesitzes zu einer Weisungsgebundenheit der Filialleiter. Damit sei eine ausschließliche Verantwortung nicht mehr gesichert. Zudem bedeute die Preisfreigabe bei OTC-Präparaten für den Apotheker, dass er sich mehr und mehr vom Berater zum Verkäufer wandeln müsse und die Apotheke zum "Profit-Center" werde.
Hanke prognostizierte die Schließung von 20 bis 25 Prozent der Apotheken im Zuge der Marktbereinigung. Treffen werde es jedoch weniger Apotheken in Ballungsgebieten als vielmehr solche in ländlichen Regionen. Damit verlängerten sich für die Kunden die Wege, insbesondere zum Notdienst.
Zudem könnte der wirtschaftliche Druck der Apotheker dazu führen, dass sie es sich nicht mehr leisten können, auch einmal von einem Medikament abzuraten. Nicht zuletzt sieht Hanke die Patienten dadurch im Nachteil, dass sie nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel künftig selbst zahlen müssen bzw. auf nebenwirkungsreichere, aber erstattungsfähige Präparate ausweichen müssen.
Widmann-Mauz: Apotheker nehmen Herausforderungen an
Die CDU-Gesundheitspolitikerin Annette Widmann-Mauz erklärte im Anschluss, sie stehe den Vorschlägen Kellers hinsichtlich des Inkassos offen gegenüber und signalisierte Dialogbereitschaft. Auch im Übrigen wolle die Union in Zukunft die "gute Partnerschaft mit den Apothekern" beibehalten.
Widmann-Mauz sagte, das GMG sei zwar "nicht der Himmel auf Erden", die Union habe jedoch sehr viel Schlimmeres verhindern können. So seien auch die die Apotheken betreffenden Regelungen verantwortbar und träfen nicht in der Substanz.
Die Erweiterung des Internet-Portals aponet.de, das schon jetzt – entgegen der noch geltenden gesetzlichen Bestimmungen – eine Lieferung von Arzneimitteln ans Krankenbett ermöglicht, sieht die CDU-Politikerin als besten Beweis dafür, dass Apotheker nicht still stehen. Vielmehr nehme der Berufsstand die Herausforderungen "konstruktiv und in die Zukunft schauend in die Hand".
FDP: Letzte Chance Bundesrat
Der gesundheitspolitische Sprecher der FDP, Dieter Thomae, wiederholte in seinem Statement seine Befürchtung, dass die Gesundheitsreform ideologisch von den Gewerkschaften untergraben sei. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di wolle sich mit aller Macht in Kettenapotheken etablieren. Mit der Zulassung des – wenn auch beschränkten – Mehrbesitzes sei eine Tür geöffnet worden, die kaum noch zu schließen sei.
Das GMG wurde mittlerweile vom Bundestag verabschiedet. Erneute Änderungen zugunsten der Apotheker in letzter Minute blieben diesmal aus. Ein wenig Hoffnung setzen die Standesvertreter nun noch auf die in einigen Landesregierungen vertretene FDP. Sie könnte sich im Bundesrat nochmals für die Apotheker stark machen. Am 17. Oktober steht der Gesetzentwurf auf der Tagesordnung der Länderkammer.
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