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- DAZ 41/2003
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Die Seite 3
"Die sprichwörtlichen Spannen der Apotheker wecken in der Handelslandschaft Fantasien. Zumal Schätzungen zufolge fünf bis zehn Prozent des Gesamtumsatzes von 31,1 Milliarden Euro (in 2002) auf das Versandgeschäft entfallen könnten" – von dieser Einschätzung zum Arzneiversandhandel geht die Lebensmittelzeitung (LZ) aus. In ihrer Ausgabe vom 2. Oktober geht sie der Frage nach, ob große Handelsunternehmen sich mit dem Gedanken tragen, ins Versandhandelsgeschäft mit Arzneimitteln einzusteigen. Aus der Überschrift des Beitrags geht allerdings schon die grundsätzliche Einstellung dieser Branche hervor – und die liest sich anders: "Von Goldgräberstimmung keine Rede."
Das Fazit der Untersuchung der Lebensmittelzeitung: die großen Versandhandelsunternehmen geben sich erstmal gelassen und warten ab. Für Anton Schlecker, den Inhaber der gleichnamigen Drogeriemarktkette, ist dieses Geschäft nicht wichtig, aber: "Wenn es jedoch ohne Scherereien möglich ist, nehmen wir es mit", zitiert ihn die Lebensmittelzeitung. Zum Hintergrund dieser Aussage sollte man wissen, dass Schlecker in Deutschland den umsatzstärksten Drogerie Online Shop betreibt. Dieses Unternehmen könnte also seinen Versandhandel innerhalb kürzester Zeit auf ein Apotheken-Sortiment ausdehnen – wenn es denn rechtlich erlaubt wäre.
Abwartend verhält sich dem Bericht zufolge auch Claudia Bollmann, Geschäftsführerin des Drogerieshops Rossmann Online. Auch sie will ab 1. Januar noch kein Apotheken-Sortiment vertreiben und vorerst die Marktentwicklung beobachten. In der Beobachtungs- und Prüfphase sind auch Plus, Tchibo und Otto.
Zurückhaltend zeigt sich dem Bericht zufolge auch das Großversandhaus Quelle. Konkrete Pläne gebe es noch nicht, heißt es in Fürth, außerdem sei man mit dem seit 20 Jahren existierenden Gesundheitskatalog gut positioniert. (Die Kooperation mit "virtuelle-apotheke.de" hat Quelle in diesen Tagen übrigens beendet.) Selbst ein Internet-Pionier wie Dr. Florian Korff, Geschäftsführer des Internetportals apotheke.de (nicht apotheken.de!), der in Zusammenarbeit mit der Münchner Apotheke am Odeonsplatz schon seit einiger Zeit einen Gesundheitsshop betreibt, weiß laut Zitat der Lebensmittelzeitung nicht, "ob man mit Arzneimittelversand Geld verdienen kann". Er scheint zu ahnen, dass sich für netto 6 Euro 10 plus 3 Prozent vom Apotheken-EK keine großen Päckchen packen lassen.
Die prinzipielle positive Einstellung der Versandhandelsunternehmen zum Arzneimittelversandhandel wird gedämpft durch die rechtlichen Vorschriften und mögliche Schwierigkeiten bei der Versenderlogistik. So sieht das GKV-Modernisierungsgesetz bekanntlich vor, dass Arzneimittelversand nur eine vollwertige Apotheke durchführen darf, und strenge Sicherheitsauflagen beim Versand erfüllt sein müssen. So ist Arzneimittelversand für ein Versandunternehmen nur möglich, wenn, wie bereits geschehen, ein Unternehmen mit einer Apotheke als Kooperationspartner zusammenarbeitet. Doch selbst davon versprechen sich Insider der Branche nicht allzu viel, wie das bereits zitierte Beispiel der Zusammenarbeit von Quelle und virtuelle-apotheke.de zeigt.
Insider wissen: das Verschicken von Arzneimitteln ist eher etwas für Liefer- oder Zustelldienste als für den Paketversand. Für mich lässt sich daraus ablesen, dass ab 1. Januar die Zustellung der Arzneimittel durch die einzelne Apotheke, wie sie sich derzeit bei aponet.de und apotheken.de im Aufbau befindet, eine echte Chance hat gegen den Versandhandel. Dies gelingt allerdings nur, wenn die angeschlossenen Apotheken diesen angebotenen Service auch ernst nehmen und mitmachen (erste Testkäufe über aponet.de in den vergangenen Tagen zeigten noch erhebliche Schwächen, technisch und auf Seiten der beteiligten Apotheken).
Dennoch, es werden am 1. Januar einige Apotheken versuchen, in das Versandhandelsgeschäft einzusteigen. Laut Lebensmittelzeitung haben dies auch die Brüder Christian und Matthias Buse aus Wittenberg vor. Mit ihrem derzeitigen Versand von freiverkäuflichen Arzneimitteln über das Internetportal mycare.de arbeiten sie bereits profitabel, trotz eines hohen Marketingbudgets im sechsstelligen Bereich. Wie aus dem Bericht hervorgeht, liegt mycare bei den Providern t-online, Bild, Freenet und AOL an vorderer Stelle. An den Start gehen wollen im Januar in Deutschland außerdem DocMorris, GesundheitsScout24 und die Schweizer Versandapotheke MediService, an der die Deutsche Post mit 10 Prozent beteiligt ist.
Apropos Schweiz und Arzneiversand: dort hat soeben die zweitgrößte Versandapotheke der Schweiz, die MedicaDirect in Münchwilen, dichtgemacht (Bericht in der Thurgauer Zeitung vom 23. September 2003). Als offiziellen Schließungsgrund gab der Geschäftsführer der Versandapotheke "technische Schwierigkeiten bei der Auslieferung von Arzneimitteln" an. Aus dem Bericht geht allerdings hervor, dass wohl eher finanzielle Schwierigkeiten zur Schließung führten, denn in den drei Jahren ihres Bestehens habe die Versandapotheke noch keinen Gewinn erwirtschaftet.
Vielleicht können wir uns in Deutschland auf einen regen Wettbewerb der Versandapotheken freuen – wer macht zuerst pleite?
Peter Ditzel
Versandhandel? Erst mal abwarten ...
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