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Pharmaverbände zum Arzneiverordnungs-Report: Sparen kein Selbstzweck

Bonn (im). Die Hinweise der Herausgeber des "Arzneiverordnungsreports 2003" (AVR) auf angebliche Milliardenreserven im deutschen Arzneimarkt bewerten Vertreter der pharmazeutischen Industrie als realitätsfern und als teils unbewiesene Behauptungen. Am 30. September hatten Professor Dr. Ulrich Schwabe und Dr. Dieter Paffrath den Arzneiverordnungsreport 2003 (AVR) in Berlin vorgestellt (siehe AZ Nr. 41 vom 6.10.).

Dass Kosteneinsparungen regelmäßig bei teueren Analogpräparaten durch noch mehr Generikaverschreibungen oder die Ausgrenzung "umstrittener" Arzneimittel gesehen werden, nannte beispielsweise der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) am 30. September in Bonn eine pauschale, heckenschnittartige Analyse.

Sie schade einer guten Arzneiversorgung mehr, als dass sie nütze. Sparen als Selbstzweck sei keine vernünftige Versorgung. Der BAH weist darauf hin, dass es keine wissenschaftlich unumstrittenen Bewertungskriterien für die so genannten umstrittenen Medikamente gebe, es handele sich hier um die persönliche Wertung durch die Herausgeber des Reports.

Laut BAH gehören vielmehr viele dieser Präparate, vor allem Naturheilmittel, zu bewährten Therapien niedergelassener Ärzte. Die Herausgeber des AVR entwerteten ihr Werk selbst durch "fiktive Einsparpotenziale". Für Leser sei es oft schwierig festzustellen, wo die Wissenschaftlichkeit und wo die Spekulation überwiege.

Die Umsetzung der theoretischen Sparmöglichkeiten liefe einer verantwortungsvollen Therapie zuwider, erklärte Cornelia Yzer vom Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) in Berlin. Die Hauptgeschäftsführerin dieses Verbands nannte als Beispiel die Behandlung der Depression, bei der es laut AVR nur die Alternative zwischen zwei Medikamenten geben solle. Spreche der Patient auf das eine Präparat nicht an und komme er mit den unerwünschten Wirkungen des zweiten nicht zurecht, bliebe er ohne Therapie.

Rad nicht zurück drehen

Für Yzer ist der AVR der Versuch, das Rad des medizinischen Fortschritts gewaltsam zurückzudrehen. Darüber hinaus wären die Langzeitfolgen bei Umsetzung der Empfehlungen "fatal". Denn, so Yzer weiter, Analogpräparate senkten Kosten der Krankenkassen, denn die Konkurrenzsituation wirke preisdämpfend auf das zumeist teuere Erstpräparat, auf Nachfolgemittel sowie Generika.

Die VFA-Hauptgeschäftsführerin nannte es anerkennenswert, dass die Autoren des Reports selbst drei Viertel des Arzneikostenanstiegs auf die verbesserte Versorgung mit Innovationen mit gesichertem Zusatznutzen zurückführten.

Generikamarkt ausgeschöpft

Die "Einsparträume" des AVR dienten bloß als Stichwortgeber einer falschen, standortfeindlichen Pharmapolitik in Deutschland, kritisierte Henning Fahrenkamp vom Bundesverband der pharmazeutischen Industrie (BPI) in Berlin. Vor allem die jährlich wiederholte Forderung nach einem noch größeren Einsatz von Generika nannte er realitätsfernes Wunschdenken.

Der Markt der Nachahmerpräparate sei ausgeschöpft. Weit mehr als die Hälfte aller Verordnung zu Lasten gesetzlicher Kassen seien bereits Generika, zudem wirke die Aut-idem-Regelung. Abhängig vom Wirkstoff, der Darreichungsform und den Hilfsstoffen könne jedoch nicht in jedem Fall ein Generikum ein Originalpräparat ersetzen.

Die Hinweise der Herausgeber des "Arzneiverordnungs-Reports 2003" (AVR) auf angebliche Milliardenreserven im deutschen Arzneimittelmarkt bewerten Vertreter der pharmazeutischen Industrie als realitätsfern und teils unbewiesene Behauptungen. Am 30. September hatten Professor Dr. Ulrich Schwabe und Dr. Dieter Paffrath den AVR in Berlin vorgestellt.

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