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Berichte
Universität Freiburg: Botanische Exkursion nach Katalonien
Umgebung von Olot
Die erste Tagesexkursion führte durch Wirtschaftswiesen, Trockenrasen, Trockenmauern sowie Eichenwälder. Die immergrünen Steineichen (Quercus ilex) bilden in Katalonien – wie im gesamten Mittelmeerraum – nur noch selten geschlossene Wälder, sind aber oft in anderen Gesellschaften zu finden.
Als weitere immergrüne Gehölze seien hier erwähnt: der Buchsbaum (Buxus sempervirens), der sich auch als Gartenpflanze großer Beliebtheit erfreut, und der Mäusedorn (Ruscus aculeatus), der durch leuchtend rote Beeren auffällt und ebenfalls als Zierpflanze kultiviert wird, da seine abgeschnittenen Flachsprosse lange ihre dunkelgrüne Farbe behalten und deshalb oft in Trockensträußen verarbeitet werden.
Aber auch pharmazeutisch ist der mit dem Spargel verwandte Mäusedorn relevant, denn seine Extrakte sind in einigen Fertigarzneimitteln gegen chronisch venöse Insuffizienz und Hämorrhoiden enthalten; als Wirkstoffe gelten Saponine wie Ruscin und Ruscosid.
Auch die Wiesen vor und entlang des steilen Aufstiegs von etwa 500 auf 1000 m ü. M. konnten mit einigen Arznei- und Nahrungspflanzen aufwarten:
Ein Kontrast zu den würzigen Pflanzen bildete der nach Teer riechende und vor allem an Brach- und Ruderalstellen gedeihende Asphaltklee (Bituminaria syn. Psoralea bituminosa).
Auf einem Trockenrasen wuchsen einige Orchideenarten wie Bienenragwurz (Ophrys apifera), Große Händelwurz (Gymnadenia conopsea) sowie Grünliche und Weiße Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha, P. bifolia); der Glanzpunkt des Tages war jedoch der Fund des Felsentellers (Ramonda myconi) aus der Familie Gesneriaceae, die außerhalb der Tropen nur mit sehr wenigen Arten vorkommt.
Vall de Llierca
Der zweite Exkursionstag führte etwa 20 Kilometer nordöstlich von Olot nahe Sadernes in das Tal Vall de Llierca, das 300 bis 500 m hoch liegt. Von der mediterranen Hartlaubwald- und Macchien-Vegetation seien folgende Gehölze genannt:
An Kräutern sahen wir u. a. drei Verwandte des offizinellen Leins Linum usitatissimum, der eine Kulturform darstellt und zur Faser- und Ölgewinnung sowie als Abführdroge genutzt wird: Stauden-Lein (Linum perenne), Zarter Lein (L. tenuifolium) und L. trigynum.
Von den Enziangewächsen sei hier neben dem Durchwachsenblättrigen Bitterling (Blackstonia perfoliata) das Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea) erwähnt, das Bitterstoffe enthält und ähnlich wie die Enzianwurzel (s. u.) angewandt werden kann.
Die Wegwarte (Cichorium intybus) aus der Familie der Asteraceae stellt die Wildform des Chicorée dar. Vertreter der Lamiaceen waren der Schopf-Lavendel (Lavandula stoechas) sowie der schon erwähnte Rosmarin. Der Fenchel (Foeniculum vulgare), der in der Küche als Gewürz oder als Gemüse benutzt wird, dient wegen seines Gehalts an ätherischem Öl auch als Karminativum.
Auch die Orchideenfreunde kamen nicht zu kurz. Sie konnten u. a. das Rote Waldvöglein (Cephalanthera rubra), die Braunrote Sitter (Epipactis atrorubens) oder den Ohnsporn (Aceras anthropophorum), der wegen seiner einer Menschengestalt ähnelnden Blüte auch Puppenorchis genannt wird, näher betrachten.
Schließlich besuchten wir noch den Vulkan Santa Margarida inmitten des Naturparks La Garrotxa, wo heute Buchenwald über Vulkangestein zu sehen ist – der letzte Ausbruch liegt etwa 11 500 Jahre zurück.
Mittelmeerküste
Die dritte Wanderung führte an der Mittelmeerküste bei Port Lligat entlang. Während der Fahrt dorthin sahen wir auf dem terrassierten Boden Ölbäume (Olea europaea), eine der ältesten und langlebigsten Kulturpflanzen des Menschen, und Korkeichen (Quercus suber). Am Wegrand wuchsen u. a. die zu den Malvengewächsen gehörende Baumförmige Strauchpappel (Lavatera arborea) sowie der aus Südamerika stammende Blaugrüne Tabak (Nicotiana glauca) mit seinen auffälligen gelben Blüten. An Kiefern waren neben Pinus sylvestris die Schwarzkiefer (Pinus nigra) und die Aleppo-Kiefer (Pinus halepensis) zu sehen.
Auf dem steinigen, trockenen Untergrund an der Küste wachsen niedrige Zwergsträucher und Kräuter mit meist ledrigen und in der Regel kleinen, oftmals dornigen Blättern; sie bilden die Vegetation der Garrigue und der Macchie.
Typische Arten sind
Ideal an die Trockenheit angepasst sind die Sukkulenten, z. B.
Pyrenäenflora
Der vierte Tag führte zum Höhepunkt unserer Exkursion, in die Pyrenäen. Mit der Zahnradbahn ging es hinauf zum knapp 2000 m hoch gelegenen Gebirgstal Vall de Núria mit einem herrlich gelegenen Bergsee. Von dort stiegen wir zur Mittelstation ab. Die Pflanzenliste dieses Tages ist mehrere Seiten lang, hier kann nur eine kleine Auswahl präsentiert werden.
Auf den Bergwiesen waren gleich mehrere Enziangewächse zu sehen, darunter Koch'scher Enzian (Gentiana acaulis), Pyrenäen-Enzian (G. pyrenaica), Frühlings-Enzian (G. verna) sowie der pharmazeutisch interessante Gelbe Enzian (G. lutea), dessen Wurzel stark bittere Iridoidglykoside enthält. Die Anwendung erfolgt in vielen Fertigarzneimitteln oder auch als Enzianschnaps bei Verdauungsstörungen und Appetitlosigkeit.
In voller Blütenpracht zu bewundern war die Rostblättrige Alpenrose (Rhododendron ferrugineum) und als weiterer Vertreter der Heidekrautgewächse mit weniger auffälligen Blüten die Bärentaube (Arctostaphylos uva-ursi). Getrunken als Tee besitzen die Blätter eine harndesinfizierende, antibakterielle Wirkung.
Die interessantesten Vertreter aus der Familie der Hahnenfußgewächse waren die Trollblume (Trollius europaeus) mit ihren leuchtend zitronengelben, kugelig geschlossenen Blüten, die ebenfalls gelb blühende Schwefel-Anemone (Pulsatilla alpina ssp. apiifolia) und die Akeleiblättrige Wiesenraute (Thalictrum aquilegifolium), bei der dem Betrachter sofort die langen rosafarbenen Staubblattbüschel auffallen.
Sogar eine fleischfressende Pflanze, das Gewöhnliche Fettkraut (Pinguicula vulgaris), konnten uns unsere Betreuer zeigen. Gleich daneben blühte der Alpenhelm (Bartsia alpina). Erwähnenswert, da typisch für die montane und subalpine Stufe, sind auch die angetroffenen Vertreter aus der Familie der Steinbrechgewächse. Dazu gehören der Bewimperte Steinbrech (Saxifraga aizoides), eine ebenfalls für Quellfluren typische Art, die beiden auf Felsen wachsenden Arten Rauer Steinbrech und Trauben-Steinbrech (S. aspera, S. paniculata) sowie der Knöllchen-Steinbrech (S. granulata).
Aus der Familie der Thymelaeaceae (Seidelbastgewächse) fanden sich die folgenden vier für die kolline bis zur subalpinen Stufe typischen Vertreter: Spatzenzunge (Thymelaea dioica), Lorbeerseidelbast (Daphne laureola), Flaumiger und Gemeiner Seidelbast (D. cneorum, D. mezereum).
Alle Daphne-Arten sind stark giftig. Sie enthalten hautreizende und kokarzinogene Diterpenester. Des weiteren stehen sämtliche Seidelbastarten in der Bundesrepublik unter Naturschutz.
Schließlich sei mit Hallers Spitzkiel (Oxytropis halleri) noch ein für das Gebirge typischer Vertreter der Schmetterlingsblütler genannt. Stellvertretend für die Korbblütengewächse stehen das Gemeine Katzenpfötchen (Antennaria dioica) und die Silberdistel (Carlina acaulis).
Und als ob das bisher Vorgestellte noch nicht genug für eine Tagesexkursion gewesen wäre, durften wir auf dem letzten Teilstück unserer Wanderung noch die Astlose Graslilie (Anthericum liliago), die Weiße Trichterlilie (Paradisea liliastrum) und die wunderbaren gelben Blüten der Pyrenäenlilie (Lilium pyrenaicum), die nicht ohne Grund das Wahrzeichen der Vall de Núria ist, bewundern.
Der Dank der Exkursionsteilnehmer richtet sich insbesondere an Frau Dr. Dominica Willmann und Frau Prof. Dr. Irmgard Merfort, die durch ihr tatkräftiges Engagement die Exkursion zu einem vollen Erfolg werden ließen.
Wir danken Frau Dr. Willmann und Herrn Dr. Merfort für die freundliche Bereitstellung der Pflanzenbilder.
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