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Apothekertag Mecklenburg-Vorpommern: Krisenpharmazie

NEUBRANDENBURG (diz). Die Scheele-Gesellschaft, die Apothekerkammer und der Apothekerverband Mecklenburg-Vorpommern luden vom 7. bis 9. November 2003 zur gemeinsam veranstalteten Scheele-Tagung und zum Apothekertag Mecklenburg-Vorpommern nach Neubrandenburg ein. Rund 170 Apothekerinnen und Apotheker waren in die drittgrößte Stadt Mecklenburg-Vorpommerns in der Mecklenburgischen Seenplatte gekommen, um an der wissenschaftlichen Veranstaltung zum Thema Krisenpharmazie teilzunehmen und sich im berufspolitischen Teil der Tagung mit der Frage zu befassen, ob sich die Pharmazie in der Krise befindet.

Priv.-Doz. Dr. Th. Jira, Vorsitzender der Scheele-Gesellschaft, forderte dazu auf, sich heute mehr denn je den Herausforderungen zu stellen, nach Lösungen zu suchen. Fatalismus sei nicht angebracht.

Dr. G. Behnsen, Vorsitzender des Apothekerverbands Mecklenburg-Vorpommern, unterstrich, dass es in den nächsten Jahren zu einschneidenden Veränderungen kommen werde, die sich im Übrigen schon seit Jahren angekündigt hätten.

Der Apotheker habe in den vergangenen Jahren zunehmend Druck von Krankenkassen und Politik gespürt, es war abzusehen, so Behnsen, dass die ABDA diesem Druck nicht mehr stand halten konnte.

Die ABDA habe seit zwei Jahren an der neuen Strategie gearbeitet, den Apotheker nicht mehr von der Höhe des Arzneimittelpreises profitieren zu lassen, sondern ihn für seine Beratungsleistung zu honorieren. Behnsen rief dazu auf, die neuen Herausforderungen mit einem Schuss Optimismus anzugehen.

Ähnlich wies auch die Vorsitzende der Apothekerkammer Mecklenburg-Vorpommern, Frau Chr. Johanns darauf hin, dass es eine Chance sei, wenn der Apotheker nun vom Arzneimittelpreis abgekoppelt werde und die Dienstleistung im Mittelpunkt stehe. Mehr denn je sei es jetzt wichtig, die Beratung in den Vordergrund zu stellen.

Götz-Peter Lohmann, MdB (SPD), Ausschuss für Gesundheit und soziale Sicherung, rief in seinem Grußwort die Apothekerinnen und Apotheker dazu auf, im Rahmen des GMG nach kreativen Lösungen zu suchen, um damit sinnvoll umzugehen. Das Gesetz sei vor dem Hintergrund entstanden, dass Reformbedarf bestehe, aber Sozialstaat und Freiheit des Einzelnen bestehen bleiben müssten.

Wer krank sei, der müsse wissen, dass ihm alles Notwendige zur Verfügung stehe. Mit dem Gesetz sei es gelungen, die Freiheitlichkeit nicht aufzugeben, hinzu gekommen seien neue Angebote struktureller Art.

Dr. Klaus Dietrich Fischer, Leiter der Abteilung Gesundheit im Sozialministerium Mecklenburg-Vorpommern, erinnerte in seinen Grußworten an den 9. November 1989, an das Ende der DDR. Die Apotheker seien anfangs die "Wende-Gewinnler" gewesen, sie hätten die Möglichkeiten und Chancen genutzt, die Zahl der Apotheken sei von 180 auf über 380 angestiegen.

Im Lauf der letzten Jahre habe es einen Bevölkerungsschwund in Mecklenburg-Vorpommern von 1,9 Mio. auf 1,7 Mio. gegeben. Die Einnahmebasis der Krankenkassen ist ins Wanken gekommen.

Mit dem GMG bahnt sich eine neue Apothekenwelt an, in der die Apotheke in die Krise kommen kann, als Beispiel nannte Fischer Fragen zum Mehrbesitz, zum Versandhandel, den Verdrängungswettbewerb und einen möglichen Preisverfall im OTC-Bereich.

Die Pharmazie als Wissenschaft sei jedoch nicht in der Krise. Wenn sich, so Fischer, die Apotheker nicht "verschleckern", wird die Apotheke auch weiterhin ihren Platz in unserem Gesundheitswesen haben. Qualität sieht er als einzig mögliche Perspektive, Ideenreichtum und Initiativen seien gefordert.

"Krisen"-Fortbildung

Die wissenschaftlichen Vorträge befassten sich mit Themen wie der Arzneimittelversorgung in Krisengebieten, der Notfallversorgung in der Apotheke, dem Vorgehen bei Massenvergiftungen und mit Konzepten zur Abwehr biologischer Gefahren und der wichtigen Impfprävention. Im berufspolitischen Teil stand das Gesetz zur Modernisierung der Krankenversicherung, kurz GMG genannt, im Mittelpunkt.

Die Vorträge gingen der Frage nach, wie die Apotheke sich auf die veränderten Bedingungen einstellen kann, wo die Zukunft der Apotheke liegt und welche Auswirkungen das GMG auf die Apotheken hat. Über die berufspolitischen Vorträge berichten wir in dieser Ausgabe, die Fortbildungsthemen finden Sie in der nächsten DAZ-Ausgabe.

Die Scheele-Gesellschaft, die Apothekerkammer und der Apothekerverband Mecklenburg-Vorpommern luden vom 7. bis 9. November 2003 zur gemeinsam veranstalteten Scheele-Tagung und zum Apothekertag Mecklenburg-Vorpommern nach Neubrandenburg ein. Rund 170 Apothekerinnen und Apotheker waren in die drittgrößte Stadt Mecklenburg-Vorpommerns in der Mecklenburgischen Seenplatte gekommen, um an der wissenschaftlichen Veranstaltung zum Thema Krisenpharmazie teilzunehmen und sich im berufspolitischen Teil der Tagung mit der Frage zu befassen, ob sich die Pharmazie in der Krise befindet.

Zuerst überlegte ich, ob ich mit Bleiweste kommen muss; jetzt habe ich gemerkt, so unzufrieden sind Sie ja gar nicht mit dem Gesetz.

Götz-Peter Lohmann (MdB), SPD, Ausschuss für Gesundheit und soziale Sicherung

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