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Berichte
AK Nordrhein: Evidenz-basierte Medizin
Begrüßt wurden die Zuhörer durch Vizepräsidentin Elisabeth Thesing-Bleck. Die Entwicklung der letzten Monate mache es mit Blick auf die Zukunft notwendig, dass das Selbstverständnis der Apotheker als Heilberufler gestärkt werde. Ein regelrechter Paradigmenwechsel sei teilweise hierfür notwendig.
Thesing-Bleck forderte alle Kollegen auf, sich den neuen Anforderungen zu stellen. Zu diesen Anforderungen gehöre beispielsweise auch das Wissen über Evidenz-basierte Medizin (EbM), um mit anderen Heilberuflern gleichberechtigt arbeiten zu können.
Der Fortbildungsausschussvorsitzende Wolfgang Gröning moderierte die Veranstaltung. Einleitend wies er darauf hin, dass bereits um 450 v. Chr. Hippokrates für jede ärztliche Entscheidung das beste Wissen und Vermögen gefordert habe. Ende des 20. Jahrhunderts habe sich nun die EbM als Methode herauskristallisiert, um wissenschaftlich fundierte therapeutische Entscheidungen zu treffen.
Methodik der EbM
Was sich genau hinter dem Begriff Evidenz-basierte Medizin verbirgt, erläuterte Prof. Dr. Jürgen Windeler vom Medizinischen Dienst der Spitzenverbände der Krankenkassen (MDS) aus Essen. Dabei arbeitete er heraus, dass im Falle einer medizinischen Entscheidung die Folgen ja nicht nur für den Behandler von Bedeutung sind, sondern vom Patienten zu tragen sind. Dies mache einen verantwortungsvollen Umgang unumgänglich.
Die Methodik der EbM läuft wie folgt ab:
1. Frage formulieren 2. Umfassende Recherche durchführen 3. Bewertung gemäß der Evidenz-Hierarchie von Studien 4. Interpretation 5. Entscheidung für eine Therapie
Das A und O bei diesem Vorgehen sei die durchgängige Transparenz. Die Ergebnisse können so jederzeit auch von einem anderen nachgeprüft und nachvollzogen werden. Evidenz-basierte Ergebnisse zu Therapieverfahren finden Eingang in die Therapieleitlinien der ärztlichen Fachgesellschaften.
Umsetzung der EbM
Dr. Stefan Sauerland von der Medizinischen Fakultät in Köln stellte anhand praktischer Beispiele die Umsetzung der EbM vor. Zunächst müsse eine klar formulierte Frage gestellt werden. Daraus ergeben sich Suchbegriffe, die für die Recherche in Datenbanken wie Medline und Pubmed genutzt werden können.
Die einzelnen Studien und Übersichtsartikel müssen dann bewertet werden, um schließlich – immer unter dem Motto der Transparenz – begründbar zusammengeführt und ausgewertet zu werden. Daraus ergebe sich die Entscheidungsgrundlage. Meist seien die Recherchen und Bewertungen zu einzelnen Fragestellungen sehr zeitaufwendig, im Durchschnitt benötige man eine gute Stunde.
Mit den Ergebnissen sei eine wissenschaftlich fundierte Basis für die Therapieentscheidung gelegt. Dennoch handle es sich nicht um eine Kochbuchmedizin. Ganz im Gegenteil könne man so im Einzelfall auch eine Begründung für eine abweichende Therapie finden. Grundkenntnisse in Evidenz-basierter Medizin zu haben ist nach Einschätzung von Dr. Sauerland für alle Heilberufler wichtig.
Priv.-Doz. Dr. Charlotte Kloft von der Freien Universität Berlin führte aus, dass bei der Umsetzung der Therapieleitlinien interindividuelle Unterschiede zu berücksichtigen sind. Dazu zählen Körpergewicht, Geschlecht, Alter und Organfunktion.
Eine Individualisierung ist insbesondere bei Arzneistoffen mit schmalem therapeutischem Fenster notwendig; hier sollte immer nachgeschaut werden, inwiefern eine Beeinflussung des pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Verhaltens zu erwarten ist. Beispielsweise fordern bei adipösen Patienten lipophile Arzneistoffe eine besondere Aufmerksamkeit, bei Patienten mit einer Niereninsuffizienz sind es Arzneistoffe, die überwiegend renal ausgeschieden werden.
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