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Handelsblatt-Gesundheitskongress: Harmonie bei Apothekern und Großhändlern
Mattenklotz betonte, dass sich die tatsächlichen Auswirkungen des GKV-Modernisierungsgesetzes (GMG) auf die Praxis erst mit seinem Inkrafttreten im kommenden Jahr erweisen werden. Er zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass die Apotheker gut vorbereitet seien.
Es stehe ein "völliger Paradigmenwechsel" an: die pharmazeutische Dienstleistung des Apothekers gewinnt an Wert und wird künftig anders honoriert werden. So wird für verschreibungspflichtige Medikamente künftig ein Fixzuschlag fällig.
Aber auch in Hausapotheken-Verträgen mit Krankenkassen können sich Apotheker profilieren – durchaus eine "Absicherung der Apotheke für die Zukunft", so Mattenklotz. Die neue Preisbildung sei vor allem ein neues Verteilungssystem, das sich für 80 Prozent der Apotheken als gerechter erweisen werde, erklärte der Chef der Landesapothekerkammer.
Profit könnten insbesondere Apotheken machen, die viele Arzneimittel im Preis von 20 bis 30 Euro abgeben. Das Nachsehen haben hingegen Apotheken, die vor allem hochpreisige Präparate verkaufen. Dass es angesichts der halbierten Margen der Großhändler von diesen keine Rabatte mehr für Apotheker geben wird, ist für Mattenklotz verständlich. Diese Rabatte seien ohnehin "völlig systemfremd" gewesen. Besser sei es, sie in die Apothekenhonorierung einzurechnen, wie es die neue Arzneimittelpreisverordnung vorsieht.
Auf der Suche nach neuen Instrumenten der Kundenbindung
Auch der Großhandel wird offenbar mit der Kürzung seiner Handelsspanne leben können: Ringenaldus räumte ein, dass das Geld, das dem Großhandel mit der Gesundheitsreform genommen werde, zuvor in die Rabatte an Apotheken geflossen sei. "Nun lebt wieder jeder aus seiner Spanne", so der Phagro-Geschäftsführer.
Veränderungen werde es geben, wenn sich die Anzahl der Großhändler weiter dezimiere. Zudem müsse man sich neue Marketingmöglichkeiten überlegen, um Apotheken an sich zu binden. Vermehrt werden sich Kooperationen bilden, um Einkaufsvorteile zu sichern, erklärte Ringenaldus.
Versand, Fremd- und Mehrbesitz verbreiten keinen Schrecken
Übereinstimmend erklärten Mattenklotz und Ringenaldus den Versandhandel mit Arzneimitteln für tot. Für die Großhändler sei der Versand angesichts der gekürzten Spannen nicht attraktiv. Ein Versandhandelsvorgang müsse über mindestens 30 Euro laufen, wenn er einen Ertrag abwerfen soll, erklärte Ringenaldus. Doch dies sei heute in der Mischkalkulation nicht zu machen.
Das GMG habe die Hürden sehr hoch gelegt: Der Versandhändler muss ein volles Sortiment führen und darf keine Rosinenpickerei betreiben. Darüber hinaus hätten Versandapotheken kaum Möglichkeiten an den Herstellerabgabepreis zu kommen: Es sei immer der Apothekeneinkaufspreis zu zahlen – d. h. selbst die halbierte Großhandelsspanne könne nicht mehr vereinnahmt werden.
Es bleibt also immer bei den 6,10 Euro Fixaufschlag plus den drei Prozent auf den Apothekeneinkaufspreis. Selbst eine Versandapotheke, die ihr Geschäft ganz professionell aufzöge, könnte mit keinem größeren Marktanteil als ein bis zwei Prozent rechnen, so Ringenaldus.
Auch was den Mehrbesitz betrifft, herrschte keine Aufregung. "Die Apotheker haben das Thema rechtssicher gelöst", erklärte Ringenaldus. Interessanter wäre eine Aufhebung des Fremdbesitzverbots gewesen. Doch das blieb bestehen – und so hat der Großhandel keine Möglichkeit, Apotheken aufzukaufen. Mattenklotz und Ringenaldus zeigten sich zuversichtlich, dass die derzeitige Situation um Fremd- und Mehrbesitz bestehen bleibe; "Damit leben wir in Deutschland ganz gut", so Ringenaldus.
Wie steht es nach der Gesundheitsreform um die Zukunft der Apotheke? Dies war Thema einer "Round Table"-Diskussion im Rahmen des Handelsblatt-Gesundheitskongresses "Health" am 25. November in Berlin. Karl-Rudolf Mattenklotz, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein, und Hermann Ringenaldus, Geschäftsführer des Bundesverbands des pharmazeutischen Großhandels (Phagro), skizzierten kurz die neue Situation und beantworteten einvernehmlich Fragen von Kongressteilnehmern. Deutlich wurde: Apotheker und Großhändler haben kein Problem miteinander. Und: mit den anstehenden Änderungen werden sie leben können.
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