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AV Westfalen-Lippe: Horst-Lothar Müller wiedergewählt

Dr. Horst-Lothar Müller ist Chef des Apothekerverbands Westfalen-Lippe geblieben. Er wurde mit 49 Ja-Stimmen bei nur einer Nein-Stimme am 30. November auf der Mitgliederversammlung in Dortmund als Vorsitzender bestätigt. Ebenfalls wiedergewählt wurde Dr. Klaus Michels aus Salzkotten als Stellvertreter. In Dortmund wurde eine Satzungsänderung des Verbands, der 2220 Apotheken vertritt, wegen der Neuregelung zu den Filialapotheken beschlossen.

Demnach kann nun derjenige Apothekenleiter Mitglied des Verbands werden, der Arbeitgeber ist und eine einzelne Apotheke oder seine Hauptapotheke im Landesteil Westfalen-Lippe im Land Nordrhein-Westfalen betreibt.

Filiale in Nachbarregion – was gilt?

Hat ein Kollege seine Hauptapotheke in Dortmund (Westfalen-Lippe), die ab dem kommenden Jahr erlaubten Filialapotheken aber beispielsweise in Essen (Nordrhein), bleibt er über seine Haupteinrichtung Mitglied im AV Westfalen-Lippe und erhält auch über diesen Verband die Informationen aus dem benachbarten Verband für seine Filialapotheken. Diese Absprache wurde mit allen umliegenden Vereinen getroffen, sagte Geschäftsführer Dr. Rötger Freiherr von Dellingshausen.

Beschlossen wurde darüber hinaus ein monatlicher Mitgliedsbeitrag von 80 Euro sowohl für den Leiter als auch für alle Apotheken, die er künftig per Mehrbesitzerlaubnis betreibt. Das Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GMG) sieht bekanntlich vor, dass ab Januar 2004 jeder Apotheker bis zu vier Apotheken betreiben darf.

Verhandlungen über Arzneilieferverträge

Vize-Chef Michels erwähnte die Verhandlungen über die Arzneilieferverträgen, die nicht nur auf Bundesebene, sondern auch in Westfalen-Lippe laufen. Der Verband könne voraussichtlich nur sehr nah zum Inkrafttreten der Neuregelungen informieren.

Für die Kolleginnen und Kollegen in der Region sei im Übrigen bisher die Vereinbarung mit den Primärkassen zu Nettopreisen (Preise nach Abzug von Rabatten) "ein guter Weg" gewesen. Denn auf Bundesebene sei kein neuer Arzneiliefervertrag mit den Ersatzkassen abgeschlossen worden.

Der Deutsche Apothekerverband (DAV) hatte zu Beginn des laufenden Jahres die Rechenzentren angewiesen, die erhöhten Rabatte des Beitragssatzsicherungsgesetzes auf die mit separaten Preisvereinbarungen geregelten Produkte wie Blutzubereitungen und Infusionslösungen nicht anzuwenden.

Der DAV habe über die knappen Aufschlagsätze und Rabatte mit den Ersatzkassen verhandeln wollen, wobei deren Verband (VdAK) die Rabatte gleichwohl einforderte. Eine Einigung sei nicht zustande gekommen, sodass es erste Retaxationen der Ersatzkassen gebe. Es bleibe abzuwarten, ob es noch zu einer rückwirkenden Vereinbarung zwischen DAV und VdAK komme, sagte Michels.

Preise der Impfstoffe in der Kritik

Michels ging darüber hinaus auf die in der Region laut gewordene Kritik an den bis Ende 2003 befristeten Preissenkungen für die Impfstoffe im Sprechstundenbedarf für das vierte Quartal 2003 ein. Das Angebot an die Kassen zu Preisreduzierungen sei "prophylaktisch" erfolgt, da die Kassen in Bayern, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern stark zum Verband der Versandapotheken umsteuerten.

Da die Versandapotheker auf den Apothekeneinkaufspreis (plus Mehrwertsteuer) zum Teil Boni gewährten, habe ein marktgerechter Preis von vornherein festgelegen. In Westfalen-Lippe bot der Verband den Kassen darauf hin den Apothekeneinkaufspreis ohne Aufschlag (plus Mehrwertsteuer), zuvor hatte es einen fünfprozentigen Aufschlag gegeben. In der Folge hätten die Krankenkassen bisher auf Steuerung hin zu Versandapotheken verzichtet.

Derzeit laufen schwierige Verhandlungen über eine Neuregelung für 2004. Gerade die Impfstoffe für Kinderärzte seien ein stark umkämpftes Segment, das man nicht ohne Gegenwehr aufgeben wolle. Michels sagte übereinstimmend mit Verbandschef Müller, dass es eine "Schmerzgrenze" für die Apotheken gebe.

Immer noch: Grauer Markt

An die Hersteller erging der Appell, keine Arzneimittel für den Grauen Markt zur Verfügung zu stellen, sie hätten hier die Schlüsselposition. Die Industrie müsse sich fragen, ob sie mit einem Oligopol von sechs bis sieben Versandapotheken, die sich zumeist mit Ware des Grauen Marktes günstig eindecken, zusammenarbeiten oder wie bisher auf die Apotheken setzen wolle. In der Diskussion warnte ein Kollege davor, mit den Preissenkungen für Impfstoffe letztlich den Grauen Markt zu stützen.

Mangelnde Zukunftsperspektive

Kollege Gerhard Brauckmann kritisierte, dass der Verband sich nicht ausreichend gegen das Kombimodell der ABDA-Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände gestemmt habe. Angesichts zukünftiger Herausforderungen müssten drei bis vier Wirtschaftswissenschaftler eingestellt werden. Einsparungen könnten sowohl beim Vorstand als auch bei den Bezirksgruppen erfolgen. Brauckmann warf dem Vorsitzenden Müller darüber hinaus fehlende Zukunftsperspektiven vor.

Müller entgegnete, es gehe nicht an, bei sichtbar steigender Arbeit den Vorstand oder die Bezirksgruppen zu verkleinern. Zwar sei er nach wie vor nicht vom Kombimodell überzeugt und habe darüber mit dem Präsidenten der ABDA Hans-Günter Friese gestritten, gleichwohl müsse in einer Demokratie die Mehrheitsentscheidung akzeptiert werden. Zum Vorwurf der mangelnden Zukunftsperspektive sagte Müller, es gebe zurzeit keine verlässlichen Prognosen, weil unbekannt sei, wie Industrie, Ärzte und Patienten auf das GMG reagieren.

Kollege Dr. Karl-Jürgen Sipply beantragte, einen Reservehaushalt für den Fall aufzustellen, dass die Zahl der Mitglieder wegen Schließungen oder Austritten drastisch sinkt.

Geschäftsführer von Dellingshausen sah diese unmittelbare Gefahr nicht. Gegenüber einer kleinen Zahl von Austritten (zwei zum Januar, drei zum Juli 2004) gebe es mehr Eintritte. Sollten die Einnahmen stark sinken, werde man mit einer außerordentlichen Mitgliederversammlung rasch reagieren. Darauf zog Sipply seinen Antrag zurück.

Es geht darum, nicht im Jammertal zu veröden, sondern in die Hände zu spucken und zu sagen, "ich schaffe das". Dr. Horst-Lothar Müller

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