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Holzgrabe: "Ich möchte die DPhG noch wahrnehmbarer machen" (DAZ-Interview)

(im). Stabwechsel bei der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft. Von Januar an agiert Frau Professor Ulrike Holzgrabe an der Spitze der mehr als 7200 Mitglieder starken Organisation. Die Wissenschaftlerin von der Universität Würzburg löst Professor Theo Dingermann, Frankfurt a. M., ab, dessen Amtszeit im Dezember 2003 endet.

Ziel von Frau Professor Holzgrabe ist es, ein anderes Bild von der Pharmazie in der Öffentlichkeit zu verankern. Ein Netz von Wissenschaftlern soll in den Startlöchern stehen, um zu Arzneimittelgruppen Stellung zu beziehen, noch bevor einzelne Wirkstoffe in negative Schlagzeilen geraten.

Die Pharmazeutin, die vor der Pharmazie Chemie studierte, umwirbt beispielsweise Offizinapotheker mit dem guten DPhG-Veranstaltungsangebot und der eigenen Zeitschrift. Allerdings bemängelt Holzgrabe, dass das bloße Hören von Vorträgen bei Veranstaltungen viel mehr Fortbildungspunkte einbringt als etwa das Lesen von Fachzeitschriften.

Hier stimme die Relation nicht, meint die 47-Jährige. Der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände - ABDA und der Bundesapothekerkammer (BAK) bietet sie an, kompetente DPhG-Repräsentanten auf Pressekonferenzen zu Arzneimitteln mit zu entsenden. Die gebürtige Wuppertalerin stellte sich den Fragen von DAZ-Korrespondentin Susanne Imhoff-Hasse.

Frau Professor Holzgrabe, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl als Präsidentin der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft. Im Januar 2004 beginnt Ihre Amtszeit. Wo setzen Sie Schwerpunkte?

Holzgrabe:

Zuvor war ich vier Jahre lang Vizepräsidentin der DPhG gewesen und es gibt einen Weg, den ich weiter gehen möchte. Zum einen möchte ich die DPhG im politischen Raum weiter darstellen und noch wahrnehmbarer machen. Das hat Herr Dingermann (der DPhG-Präsident, dessen Amtszeit im Dezember 2003 endet, die Red.) in jeder Hinsicht getan.

Er hat Gespräche mit Politikern gesucht und die Gespräche mit den Standesorganisationen verstärkt. Er hat die DPhG auch nutzbar gemacht für die Offizinapotheker, hat ihnen Fortbildungsangebote mit der Zeitschrift "Pharmazie in unserer Zeit" gegeben.

Zum anderen hat sich unsere Gesellschaft auch für die Interessen der Apotheker eingesetzt, wenn es um den wissenschaftlichen Hintergrund geht. Das möchte ich gern weiterverfolgen. Es gibt noch andere Schwerpunkte. Ich möchte die Klinische Pharmazie, die jetzt bei uns eine Fachgruppe wurde, besser integrieren.

Die Klinische Pharmazie braucht noch mehr Foren, um sich darzustellen. Inzwischen wurden gute Wissenschaftler berufen, das müssen die anderen auch wahrnehmen. Dafür möchte ich mich gern einsetzen.

Zur Zeit tauchen Arzneimittel in der öffentlichen Wahrnehmung zumeist negativ auf, sie werden häufig als Kostentreiber in der gesetzlichen Krankenversicherung dargestellt. Müsste daher nicht der Wert von Arzneimitteln stärker als bisher positiv dargelegt werden? Kann dies zum Beispiel die DPhG mit leisten?

Holzgrabe:

Ich finde die Negativ-Darstellung von Medikamenten unglaublich. Denn die Therapie mit einem Arzneimittel ist die preiswerteste, die wir machen können. Wenn ein Chirurg ein Messer zur Hand nimmt oder ein Patient lange in der Klinik liegt, sind das teurere Behandlungen.

Ich kann also die Preisdiskussion nicht nachvollziehen. Der Präsident der FDA (der Federal Drug Administration) sagte kürzlich im Handelsblatt, neue Arzneimittel seien in Deutschland zu billig, denn mit Innovationen muss auch die Forschung bezahlt werden.

Ich habe ein sehr weitreichendes Ziel, das ich nicht im ersten oder zweiten Jahr meiner Präsidentschaft erreichen kann, sondern mittelfristig. Ich möchte gern ein Netzwerk von wohl ausgesuchten Wissenschaftlern bilden, die zu Arzneimittelgruppen Stellung nehmen, und zwar bevor das Kind in den Brunnen fällt. Erinnern Sie sich an Lipobay, wo versucht wurde, anschließend eine Arzneimittelgruppe zu retten und positiv darzustellen.

Nehmen Sie das Beispiel der Bisphosphonate, die von den Krankenkassen nicht zur Prophylaxe der Osteoporose bezahlt werden. Ich möchte, dass neben den politischen Statements auch diese Stellungnahmen an die Presse gehen.

Hier müssen wir die überregionalen Medien wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Süddeutsche Zeitung und viele mehr gewinnen, nicht nur DAZ und PZ, um die Arzneimittel in ein positives Bild zu rücken. Ich möchte mehr Informationen an die Bevölkerung weitergeben.

Was das Netzwerk der wohl ausgesuchten Wissenschaftler angeht, bin ich zuversichtlich, in Internetzeiten muss man sich nicht persönlich gegenüber sitzen. Ein Kristallisationspunkt wird Herr Professor Manfred Schubert-Zsilavecz sein ...

... der ab Januar Vizepräsident der DPhG ist ...

... ja, er hat beispielsweise Diskussionsforen im ZL (Zentrallaboratorium der deutschen Apotheker) initiiert, in denen sich Experten austauschen können. Wir werden in den nächsten Vorstandssitzungen Konzepte erarbeiten, wie die Netzwerke zu gestalten sind. Es muss wohl überlegt sein, welche Wissenschaftler wir ansprechen.

Sie haben in diesem Jahr eine Veröffentlichung in der DAZ publiziert zum Thema Verunreinigung von Arzneistoffen, Importe aus Asien gefährden die Arzneimittelsicherheit. Sollte die DPhG nicht so etwas oder Ähnliches in der Diskussion um den Versandhandel mit Arzneimittel, die jetzt ja nicht beendet sein wird, stärker nach außen kommunizieren?

Holzgrabe:

Das ist ein zweischneidiges Schwert. Ich finde es bedrückend, was auf dem Markt stattfindet. Es gibt Fälschungen und verunreinigte Arzneistoffe, an deren Einnahme Leute sterben, was natürlich der "worst case" ist. Da werden Chargen von Wirkstoffen ausgetauscht, die werden in Regionen östlich von Deutschland ausgeblistert und wieder in neue Blister verpackt, da gibt es extreme Verschiebungen mit Arzneimitteln.

Es gibt Leute, die sagen, früher haben einige mit Heroin gedealt, heute dealen sie mit Medikamenten, und es heißt, das sei genauso einträglich für sie, aber viel ungefährlicher, weil unser Arzneimittelgesetz nicht ausreicht. Der Versandhandel leistet dem noch Vorschub, insofern ist dies sicher ein Thema für die DPhG.

Das Problem ist, dass wir bei diesem sensiblen Thema die Patienten nicht verunsichern dürfen, es darf nicht dazu kommen, dass die ihre Arzneimittel nicht mehr nehmen.

Was wir der Bevölkerung allerdings sagen können, ist, dass sie zum Beispiel im Urlaub in Mexiko billige Medikamente in der Apotheke findet, von denen 30 bis 40 Prozent gefälscht sind. Die sind dann zwar billig, aber man weiß nicht, was man wirklich gekauft hat. Ich würde mir wünschen, dass dies in der Kollegenschaft noch viel bekannter wird.

Auch den Politikern müssen wir das nahe bringen. Ich weiß, dass Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt zurzeit dazu keine Idee hat. Ich hatte vor einem Jahr Gelegenheit, ihr das zu erläutern, und sie fragte, was wir tun könnten. Wir müssen besser überwachen, war meine Antwort, wobei die Landesuntersuchungsämter und das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte allein das nicht leisten können. Wir dürfen hier nicht sparen.

Die Kernaufgabe der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft ist die Förderung der Wissenschaft der Pharmazie. Allerdings hat Professor Dingermann in seiner Rede auf der letzten Jahrestagung im Oktober in Würzburg auf die dramatisch veränderte politische Wahrnehmung und Akzeptanz der Pharmazie hingewiesen, auf die die DPhG reagiert habe. Was heißt das konkret? Wird die Gesellschaft jetzt politischer?

Holzgrabe:

Konkret bedeutete dies, dass die DPhG auf die Politiker zugegangen ist. Herr Dingermann hat so lange an Frau Schmidt geschrieben, bis er Antwort bekommen hat.

Im Moment sind Apotheker nur schlecht gelitten, dazu kommt ein Artikel wie der im "Stern" (der im November in Testkäufen die Reaktion auf die Abgabe eines Antidepressivums bei gleichzeitiger Nachfrage nach einem alkoholhaltigen Stärkungsmittel reißerisch dargestellt hatte, die Red.), der wirklich unter aller Kanone war. Das ist eine Katastrophe.

Die Standesorganisationen reden im Moment nur über Geld, was ich gut verstehen kann, denn das Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GMG) wird den Apothekern massive Einkommensverluste bescheren.

Aber gerade hier hat die DPhG eine große Chance, weil sie keine pekuniären Interessen hat, mit Statements gehört zu werden. Diesen Weg, eingeschlagen von Herrn Dingermann, müssen wir weitergehen. Wir müssen ein anderes Bild von der Pharmazie verankern, dass es mehr ist als das Schubladenziehen.

Mich interessiert Ihre Haltung zur Freigabe der OTC-Präparate aus der Erstattung der gesetzlichen Kassen. Wie schätzen Sie die Entwicklung ein? Steigen die Ärzte zunehmend auf Rezeptpflichtiges um und wäre das eine Gefahr?

Holzgrabe:

Nein, eine Gefahr nicht, denn ich gehe davon aus, dass die Ärzte wissen, was sie tun. Die Arzneimitteltherapie wird teurer werden, denn Acetylsalicylsäure oder Paracetamol beispielsweise sind keine teuren Präparate. Ich denke, dass Patienten den Umstieg auf rezeptpflichtige Medikamente beim Arzt einfordern werden, um diese nicht selbst zu bezahlen.

Falls Kranke nicht zunächst zum Arzt gehen, sondern direkt eine Apotheke aufsuchen, ist das für sich genommen nicht problematisch. Aber wir alle kennen die Aussagen wie "der Nachbarin hat es gut geholfen" und Ähnliches, und dann wird ein bestimmtes Präparat gekauft.

Hier ist viel Beratungskompetenz der Apotheker gefragt, damit dies nicht gefährlich wird. Für die Pharmazeuten in den Apotheken gilt natürlich, dass sie noch aggressiver beraten müssen. Bei Nasentropfen zum Beispiel ist der Hinweis wichtig, dass sie nicht länger als eine Woche genommen werden sollten.

34 Prozent der DPhG-Mitglieder sind selbstständig, zuletzt stieg die Zahl der Studenten stark. Erreichen Sie die Angestellten, die 21 Prozent Ihrer Mitglieder ausmachen, nicht so gut?

Holzgrabe:

Wir haben versucht, die Offizinapotheker in Meran oder in Davos zu erreichen (auf den großen Fortbildungswochen der Bundesapothekerkammer, die Red.). Wir haben eine massive Steigerung bei den Zahlen der Studenten, verglichen damit ist die Anmeldung von Offizinapothekern, ob selbstständig oder angestellt, viel kleiner.

Dabei bieten wir den Offizinapothekern mit der Zeitschrift "Pharmazie in unserer Zeit" ein geniales Produkt. Das sind lebende Lehrbücher, weil bestimmte Arzneistoffgruppen immer wieder neu dargestellt und von allen Seiten - pharmazeutischer Chemie, Biologie, Technologie, Pharmakologie oder klinischer Pharmazie - beleuchtet werden.

Wenn Sie nur diese Zeitschrift beziehen, ist es teurer als die gesamte DPhG-Mitgliedschaft. Bei einem guten Essen mit einem schönen Wein geben Sie mehr aus.

Wie wollen Sie ansonsten neue Mitglieder umwerben? Durch Ihre Ortsgruppentreffen?

Holzgrabe:

Die Ortsgruppenveranstaltungen laufen unterschiedlich ab, manche sind sehr gut besucht, aber nicht alle Kollegen sind offensichtlich gewillt, dafür zu bezahlen.

Unsere Veranstaltungen sind wissenschaftlicher als die, die Landesapothekerkammern organisieren, aber die Fortbildung und die Information über Dinge, die in der Apotheke umsetzbar sind, wird groß geschrieben. Insofern verstehe ich die Zurückhaltung manchmal nicht. Wir bieten ein Veranstaltungsprogramm, das jeden ansprechen sollte, die Industrieapotheker genauso wie die Wissenschaftler und wie die Offizinapotheker.

Angekündigt wurde, die Fragebögen aus Ihrer Zeitschrift ab Beginn des Jahres 2004 ins Internet zu stellen, wird das realisiert?

Holzgrabe:

Ja, die Fragebögen wurden bisher abgedruckt, ab 2004 können Sie sie im Internet beantworten, das hat für uns den Vorteil, dass die Auswertung automatisch läuft.

Die Bewertung der Kammern mit nur einem Punkt finde ich allerdings traurig. Für den Fragebogen muss ein Apotheker das Heft von vorn bis hinten durchgearbeitet haben, wenn er nach Meran fährt, erhält er 60 Punkte für das Absitzen von Vorträgen.

Ich möchte hier Herrn Professor Lüllmann, einen akademischen Lehrer aus Kiel, zitieren, der gesagt hat: der Mensch ist faul und schlecht. Nur einen Vortrag zu konsumieren bleibt immer hinter dem aktiven Sich-auseinander-Setzen zurück, zumal bei Letzterem die Ergebnisse - wenn auch in lockerer Form - abgefragt werden. Auch die Medizinische Monatsschrift für Pharmazeuten wird viel zu niedrig bepunktet.

30 Punkte wären besser?

Holzgrabe:

Das wäre übertrieben, aber drei bis fünf Punkte wären angebracht. Natürlich müssen die Großveranstaltungen auch sein, aber die Punkte-Relation zwischen beiden Fortbildungsangeboten muss stimmen.

Welche Neuerungen gibt es noch? Die Fachgruppe Industriepharmazie?

Holzgrabe:

Ja, die Industrieapotheker hatten ihre Gründungsveranstaltung im Oktober in Würzburg gehabt und einen Vormittag während der Jahrestagung gestaltet. Bei uns gilt zudem, dass ein Industrieapotheker einer der Vizepräsidenten der DPhG ist, es ist zurzeit Professor Fritz Stanislaus.

Wissenschaft muss sich verbandeln mit der Industrie. So viele Kollegen von uns nehmen eine Tätigkeit in der Industrie auf, vielleicht werden es durch das GMG noch mehr. Daher brauchen wir diese Leute, und die Industrieapotheker benötigen ein Forum. Dass Herr Dingermann die unter dem Dach der DPhG eingefangen hat, finde ich prima. Ich hoffe, dass diese Fachgruppe sehr aktiv wird.

Zu Ihrer Datenbank "Forschung an pharmazeutischen Hochschulstandorten in Deutschland", die nach Ihren eigenen Worten noch nicht sehr erfolgreich läuft. Was ist Zweck der Datenbank?

Holzgrabe:

Das Ziel ist, dass die Wissenschaft der Pharmazie öffentlicher wird. Bürger, auch Journalisten, sollten Antworten auf die Fragen erhalten, "was machen die eigentlich an dieser oder jener Universität", "worüber forschen die" oder genauer "wer forscht zum Beispiel über Zytostatika". Hochschullehrer geben ihre Arbeitsgebiete an, alles ist schnell über Links auf der DPhG-Seite im Internet zu erhalten.

Die Pharmazie wird im wissenschaftlichen Raum nicht so wahrgenommen, wie ich mir das wünsche. Auch dafür ist die Datenbank gedacht. Aber offensichtlich gibt es zum Teil ein Hemmnis, die wissenschaftliche Arbeit offen zu legen. Da jedoch ausgezeichnete Wissenschaftler bereits geantwortet haben, lohnt es sich, in der Datenbank herumzuschmökern. Ich freue mich natürlich, wenn noch weitere Hochschullehrer oder Privatdozenten ihre Arbeiten dort hineinstellen.

Eine Frage zum damals stark beachteten Leitlinienentwurf zur guten Substitutionspraxis, den die DPhG im Zuge der neuen Aut-idem-Regelung veröffentlichte. So etwas hätte ich von der Bundesapothekerkammer erwartet. Besetzt die DPhG Themen, die die BAK vertreten sollte?

Holzgrabe:

Sicher wird es immer mal Überschneidungen geben. Ich finde es nicht problematisch, wenn wir uns bei Themen melden, die die BAK auch besetzen könnte. Bei der Aut-idem-Regelung hatte die BAK wohl eine andere Auffassung, wir haben im Leitlinienentwurf unsere Haltung aus wissenschaftlicher Sicht dargestellt.

Ich denke, damit hatten wir etwas sehr Gutes auf die Beine gestellt. Es war eine hervorragende Initiative, die auch bei den Ärzten auf Widerhall stieß, zum Beispiel bei der Deutschen Gesellschaft für Pharmakologie und Toxikologie, die den Leitlinienentwurf übernahm.

Wir werden das als wissenschaftliche Gesellschaft immer wieder tun. Wir haben der Bundesapothekerkammer und der ABDA (Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände) immer angeboten, kompetente Leute zur Beratung von Politikern oder zu Pressekonferenzen zu schicken, um wissenschaftliche Argumente objektiv zu Gehör zu bringen, nicht nur finanzielle Aspekte, beispielsweise um ein Arzneimittel zu verteidigen.

ABDA und BAK nehmen unser Angebot leider nicht wahr. Bei der BAK sieht man zunächst den Offizinapotheker und seine Interessen, wir stehen zusätzlich für die Wissenschaftler oder Industrieapotheker. Unser Angebot steht aber nach wie vor.

Sind Sie zufrieden mit der Öffentlichkeitsarbeit Ihrer Organisation oder wollen Sie dies ausbauen?

Holzgrabe:

Wir haben schon einen großen Schritt mit den Statements getan, die im politischen Raum wahrgenommen wurden, wir können aber immer besser werden.

Frau Professor Holzgrabe, vielen Dank für das Gespräch!

Stabwechsel bei der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft. Von Januar an agiert Frau Professor Ulrike Holzgrabe an der Spitze der mehr als 7200 Mitglieder starken Organisation. Die Wissenschaftlerin von der Universität Würzburg löst Professor Theo Dingermann, Frankfurt a.M., ab, dessen Amtszeit im Dezember 2003 endet. Ziel von Frau Professor Holzgrabe ist es, ein anderes Bild von der Pharmazie in der Öffentlichkeit zu verankern. Die gebürtige Wuppertalerin stellte sich den Fragen von DAZ-Korrespondentin Susanne Imhoff-Hasse.

Wer ist die Frau an der Spitze der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft? Professor Ulrike Holzgrabe, geboren 1956 in Wuppertal, studierte von 1974 bis 1979 Chemie in Marburg und von 1978 bis 1981 Pharmazie in Marburg und Kiel. Die Approbation erfolgte 1982, die Promotion unter der Leitung von Professor Rolf Haller ("summa cum laude") 1983 mit dem Thema "Untersuchungen zur Konformation und Konfiguration heterocyclischer Bicyclo[3.3.1]nonanone und ihrer Reduktionsprodukte".

Die Habilitation erfolgte in pharmazeutischer Chemie, zuerst bei Professor Haller, nach dessen Tod bei Professor Wolfram Hänsel 1989 in Kiel, das Thema der Schrift lautete "Oxidative Cyclisierung von Beta-Aminoketonen mit Cer(IV)sulfat zu 1,2,3,4-Tetrahydroisochinolinen".

Nach der Ernennung zur Privat-Dozentin im selben Jahr ergingen 1990 Rufe auf C3-Professuren nach Bonn und Berlin. 1990 bis 1999 war Holzgrabe C3-Professorin für pharmazeutische Chemie in Bonn, in die Zeit fiel eine zweijährige Vertretung des entsprechenden Lehrstuhls (C4) an der Hochschule. Darüber hinaus war sie zwischen 1997 und 1999 Prorektorin an der Universität Bonn.

1998 ergingen Rufe auf C4-Professuren nach Tübingen, Münster und Würzburg. Seit April 1999 ist die gebürtige Wuppertalerin Lehrstuhlinhaberin in Würzburg.

Seit Januar 2000 war sie Vizepräsidentin der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft DPhG und ab 2004 ist sie deren Präsidentin.

Zudem leitet die Wissenschaftlerin seit September 2000 als Vorsitzende den "Ausschuss Pharmazeutische Chemie" der Arzneibuchkommission, sie ist Mitglied der Deutschen Arzneibuchkommission am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM); seit 2001 darüber hinaus Mitglied der Europäischen Arzneibuchkommission. Von 2002 an ist sie Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des BfArM.

Auslandsaufenthalte führten sie 1988 zum post-doc an die "School of Pharmacy und Pharmacology" an die University of Bath, 1995 hatte sie eine Gastprofessur an der University of Illinois at Chicago, USA. Letzteres war ein Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Als Arbeitsschwerpunkte gibt Frau Professor Holzgrabe die Entwicklung von opioid-artigen Analgetika und von Liganden an muscarinischen Rezeptoren, Enantiomerenanalytik mit NMR-Spektroskopie und Kapillarelektrophorese sowie Arzneibuchanalytik an.

Bisher wurde ihr Wirken mit dem Fakultätspreis der Christian-Albrechts-Universität in Kiel (1984), dem Wolfgang-Pauli-Preis der Universität Bonn (1999), dem Phoenix-Wissenschaftspreis (1999) sowie der Auszeichnung 3. Lesmüller-Vorlesung (2000) gewürdigt.

Wir bieten ein Veranstaltungsprogramm, das jeden ansprechen sollte, die Industrieapotheker genauso wie die Wissenschaftler wie die Offizinapotheker. Frau Professor Ulrike Holzgrabe

Ich finde die Negativ-Darstellung von Medikamenten unglaublich. Denn die Therapie mit einem Arzneimittel ist die preiswerteste, die wir machen können. Frau Professor Ulrike Holzgrabe

Bei der Bundesapothekerkammer sieht man zunächst den Offizinapotheker und seine Interessen, wir stehen zusätzlich für die Wissenschaftler oder Industrieapotheker. Frau Professor Ulrike Holzgrabe

Ich möchte die Klinische Pharmazie ... besser integrieren. Frau Professor Ulrike Holzgrabe

Die Bewertung der Kammern (von Fragebögen in Fachzeitschriften) mit nur einem Punkt finde ich allerdings traurig. Für den Fragebogen muss ein Apotheker das Heft von vorn bis hinten durchgearbeitet haben, wenn er nach Meran fährt, erhält er 60 Punkte für das Absitzen von Vorträgen. Frau Professor Ulrike Holzgrabe

Hier finden Sie weitere Informationen zur DPhG: www.dphg.de

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