Berichte

Universität Leipzig: Zehn Jahre Studiengang Pharmazie

Am Samstag, dem 23. November 2002, feierte die Leipziger Pharmazie zwei Jubiläen: Vor zehn Jahren wurde nach 25-jähriger Zwangspause der Studiengang Pharmazie wieder eingerichtet, und vor 100 Jahren wurde der große Hörsaal in der Brüderstraße an den neu berufenen Lehrstuhlinhaber für Angewandte Chemie, Prof. Dr. Ernst-Otto Beckmann, übergeben. Die jetzt beendete Sanierung vereint modernste Technik mit weitgehend originalgetreuer Rekonstruktion des Hörsaals von 1902.

Prof. Dr. Kurt Eger begrüßte in seiner Doppelfunktion als Dekan der Fakultät für Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie und Direktor des Instituts für Pharmazie die zahlreich erschienenen Gäste und Ehrengäste.

Beeindruckende Erfolgsbilanz

In einem kurzen Abriss ließ er die zehn Jahre Studiengang Pharmazie Revue passieren, die geprägt waren von einem völligen Neuaufbau des Instituts in Forschung und Lehre, der Modernisierung der Geräte, von Rekonstruktionsmaßnahmen, teilweise bei laufendem Betrieb, und zahlreichen Umzügen. Im Herbst 1992 wurde mit 25 Studenten der Lehrbetrieb aufgenommen, und trotz aller Behinderungen wurden die Studentenzahlen 1996 auf 50 pro Studienjahr erhöht.

Seit 1996 konnten über 200 Studierende ihr Studium erfolgreich beenden. Zur Erfolgsbilanz gehören auch zwei Habilitationen, 20 Diplomarbeiten und 20 Doktorarbeiten. Ganz besonders stolz kann das Institut sein, dass sämtliche Abgänger ihrer Ausbildung adäquate Arbeitsplätze gefunden haben, keine Selbstverständlichkeit bei Hochschulabgängern anderer Fachrichtungen.

Eger dankte den Hochschullehrern wie den wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Angestellten gleichermaßen für ihre engagierte Arbeit. Er verhehlte aber auch nicht die Sorgen über die dunklen Wolken am Universitätshimmel, die Personalabbau, Einstellungsstopp und stetige Kürzung der Haushaltsmittel mit sich bringen, von denen auch ein NC-Fach wie die Pharmazie nicht verschont bleibt.

Altspectabilis Prof. Dr. Martin Schlegel nahm die Feier zum Anlass, in launigen Worten an den 60. Geburtstag seines Nachfolgers im Amt zu erinnern und ihm im Namen der Fakultät seinen Dank für die geleistete Arbeit in den vergangenen zehn Jahren auszusprechen.

Magnifizenz Prof. Dr. Volker Bigl, Rektor der Universität Leipzig, machte sich Gedanken über "Die Pharmazie - ein endständiges Fach an der Universität Leipzig?". Die Leistungsbilanz - Teilprojektleitungen im Innovationskolleg und zwei Graduiertenkollegs, Kooperationen mit inner- und außeruniversitären Einrichtungen sowie 20% Lehrexport und ebensoviel -import - verdeutlicht die Integration des Faches innerhalb der Universität.

Anschließend überreichte der Rektor Herrn Prof. Dr. Dieter Strack, Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie Halle, die Ernennungsurkunde zum Honorarprofessor für Pharmazeutische Biotechnologie. Diese Professur soll ein wichtiges Bindeglied zwischen der Pharmazie und den Biotechnologischen Instituten in Leipzig darstellen.

Der Präsident der Landesapothekerkammer Sachsen, Hans Knoll, brachte nicht nur die Freude über die Wiedereinführung des Studiengangs zum Ausdruck, sondern machte auch auf die anstehenden Probleme aufmerksam, die der Apothekerschaft durch die Reformgesetze ab 2003 ins Haus stehen.

Ernst-Otto-Beckmann-Hörsaal

Auf Antrag des Instituts für Pharmazie hatte der Fakultätsrat im Oktober beschlossen, den rekonstruierten Hörsaal nach Ernst-Otto Beckmann (1853 - 1923) zu benennen.

Wer konnte den Gästen besser Leben und Werk von Prof. Beckmann vermitteln, der seinerzeit maßgeblich an der chemischen Ausbildung der Studierenden der Pharmazie beteiligt war, als Prof. em. Dr. Lothar Beyer, ehemaliger Direktor des Instituts für Anorganische Chemie und passionierter Chronist der Leipziger Chemie.

Gebäude, Laboratorien und Hörsäle nach berühmten Vorgängern zu benennen ist durchaus wieder üblich, aber es ist seltener der Fall, dass sie die ehemaligen, nach altem Vorbild rekonstruierten Wirkungsstätten der jeweiligen Namengeber sind.

Prof. em. Dr. Dr. h.c. Hermann Roth, Pharmazeutisches Institut der Universität Tübingen, hielt den Festvortrag über "Molekulare Ästhetik", der wegen seiner Interdisziplinarität alle Zuhörer begeisterte. Roth konnte zeigen, dass sich geometrische Formen in Symmetrien und Taktfolgen der belebten und unbelebten Materie finden. Auch Sprache und Musik gehorchen denselben Gesetzmäßigkeiten.

Die Feier wurde vom Quartett "5 Elemente" mit heiterer Musik aus den Zwanzigerjahren gekonnt umrahmt.

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