Feuilleton

Rezension: Westfälisch-venezianischer Chimicus

Sein Lebenslauf war für einen deutschen Apotheker des 17. Jahrhunderts nicht untypisch: Nach der Lehre mehrere Jahre lang Kondition als Apothekergehilfe bei verschiedenen Prinzipalen, dann - mittlerweile schon etwa 35 Jahre alt - Beginn eines medizinischen Studiums, in diesem Fall in Padua. Nach der Promotion schließlich Betätigung sowohl in der Pharmazie als auch in der Medizin; Wohlstand und Berühmtheit durch den Vertrieb von Arzneispezialitäten und die Publikation eigener Forschungen.

In diesem Buch wird das abwechslungsreiche Leben des Otto Tacke aus Herford erzählt (1610 bis 1680), der seine zweite Heimat in Venedig fand und dort hochangesehen unter dem Namen Tachenius wirkte. Zwangsläufig war er von den damals herrschenden Anschauungen der Alchemie geprägt, er gab sich aber nicht mit der Goldmacherei ab, sondern suchte eher nach einem Universalarzneimittel, das er schließlich in dem von ihm hergestellten flüchtigen Vipernsalz gefunden zu haben glaubte.

Ansonsten führte er in seinem Laboratorium zahllose Experimente durch, die von Fall zu Fall durchaus zu technologisch verwertbaren Erkenntnissen und Entdeckungen führten. Sein Wissen, seine Weltläufigkeit machten ihn zu einem gesuchten Berater auch an Fürstenhöfen und hier auch in politischen Fragen.

Otto Tachenius' Werk wird in diesem Buch nicht nur kommentiert, sondern auch mit Originalzitaten, z. B. von Rezepturen, dokumentiert

Kasten

Otto Tachenius (1610-1680) - ein Wegbereiter der Chemie zwischen Herford und Venedig. Von Heinz-Herbert Take. 190 Seiten, 1 Karte, 14,- Euro. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2002. ISBN 3-89534-466-4

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