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Arzneimittel und Therapie
Herpes genitalis: Valaciclovir verringert die sexuellen Übertragungen
Eine randomisierte, plazebokontrollierte Studie untersuchte 1484 immunkompetente Personen aus den USA, Kanada, Europa, Lateinamerika und Australien. Die heterosexuellen, monogamen Paare stimmten serologisch hinsichtlich einer HSV-2-Infektion nicht überein: Ein Partner war seropositiv gegenüber Herpes simplex Virus Typ 2 (HSV-2), der andere Partner seronegativ.
Die HSV-2 infizierten Partner erhielten über acht Monate entweder einmal täglich 500 mg Valaciclovir oder Plazebo. Der seronegative Partner unterzog sich monatlich einer Untersuchung, die die klinischen Zeichen und Symptome des genitalen Herpes auswertete, während bei dem infizierten Partner das Wiederauftreten des Herpes genitalis im Vordergrund stand.
89 infizierte Partner nahmen zusätzlich an einer Substudie teil, die eine HSV-2-Ausbreitung auf der Schleimhaut untersuchte. Die Teilnehmer sollten auf eine sichere Geschlechtspraxis achten und Kondome benutzen. Der vorbestimmte Primärendpunkt der Studie war die Verringerung der Übertragung des symptomatischen genitalen Herpes.
Risiko einer sexuellen Übertragung verringert
Vier von 743 seronegativen Partnern, die Valaciclovir einnahmen, entwickelten eine klinisch symptomatische HSV-2-Infektion, verglichen mit 16 von 741, die Plazebo einnahmen. Insgesamt erwarben 14 (1,9%) der seronegativen Partner mit Valaciclovir eine HSV-2-Infektion, verglichen mit 27 (3,6%), die Plazebo einnahmen. Mehr Frauen als Männer der plazebobehandelten Teilnehmer erkrankten an einer HSV-2-Infektion. Unter den infizierten Partnern mit Plazebo berichteten 77,3% von einem erneutem genitalen Auftreten während der Studie im Gegensatz zu 38,8% der mit Valaciclovir Behandelten. Valaciclovir dehnte die Zeit bis zu einem ersten Wiederauftreten erheblich aus.
Diese Studie zeigt, dass orales Valaciclovir, das von immunkompetenten Personen mit einer ständig wiederkehrenden genitalen HSV-2-Infektion eingenommen wird, signifikant die Rate der HSV-Reaktivierung, der subklinischen Ausbreitung und der sexuellen Übertragung von Herpes genitalis verringert. Eine 500-mg-Dosis Valaciclovir einmal täglich reduziert das Risiko bei allen HSV-2-seronegativen Partnern, einen symptomatischen Herpes genitalis und eine HSV-2-Infektion zu erwerben.
Kondome bieten zusätzlichen Schutz
Die größte Sorge der mit Herpes simplex Virus Typ 2 infizierten Personen ist die sexuelle Übertragung auf ihre Partner. Hinzu kommt ein erhöhtes Risiko einer HIV-Infektion bei HSV-2-seropositiven Personen. Kondome zeigen zum Teil einen positiven Effekt bei der Verringerung der HSV-2-Übertragung zusammen mit Abstinenz während eines Ausbruchs der Infektion. 37% der Paare berichteten, während der Studie keine Kondome benutzt zu haben.
Die niedrigste Rate der Übertragung wurde unter den Paaren beobachtet, die angaben, fast immer Kondome benutzt zu haben und bei denen der infizierte Partner Valaciclovir einnahm. Allerdings bezieht die Studie nicht die Einnahme von Valaciclovir in Kombination mit Kondomen ein. Wie die Studie zeigt, beeinflussen sexuelles Verhalten und biologische Faktoren die sexuelle Übertragung. Dennoch ist die beobachtete Reduktion der Rate sexueller Übertragung von Herpes genitalis mit Valaciclovir klinisch relevant, aber nicht vollständig. Der Betroffene sollte seinem Partner mitteilen, dass er an Herpes genitalis leidet, und das Paar sollte eine sichere Geschlechtspraxis anwenden, denn so können beide das Risiko einer Übertragung des genitalen Herpes reduzieren.
Antivirale Therapie zur Prävention
Medikamente, die eine Virusreplikation verhindern, beugen einer Virusinfektion meistens effektiver vor, als dass sie eine bestehende Krankheit behandeln. Aciclovir zum Beispiel verhindert den Ausbruch einer wiederkehrenden Herpes-genitalis-Infektion, aber bei der Behandlung einer Episode des Herpes genitalis verkürzt es die Länge der Krankheit um lediglich einen Tag – ein marginaler klinischer Benefit. Ganciclovir, das wichtigste Medikament in der Therapie des Cytomegalie-Virus (CMV), zeigt einen ähnlichen Effekt. Patienten mit einer HIV-Infektion werden mit Ganciclovir bei Ausbruch des Cytomegalie-Virus behandelt, um eine CMV-Pneumonie und eine CMV-Retinitis zu verhindern.
Ein Fortschritt in der antiviralen Therapie ist Valaciclovir, einmal täglich 500 mg, um das Risiko einer sexuellen Übertragung von Herpes genitalis zu reduzieren. Die Ergebnisse haben eine enorme klinische Bedeutung, sodass die FDA eine neue Indikation für Valaciclovir genehmigte: Die Prävention einer sexuellen HSV-Übertragung.
Herpes simplex Virus Typ 2
Das Herpes simplex Virus (HSV) gehört zur Gruppe der Herpesviren. Es werden zwei Serotypen unterschieden, Typ 1 und 2: HSV-1 wird häufiger bei Infektionen im Bereich des Gesichts und des Mund-Nasen-Rachenraumes isoliert (Herpes labialis), HSV Typ 2 häufiger bei Infektionen im Genitalbereich (Herpes genitalis). HSV-2 verursacht eine chronische genitale Virusinfektion.
Herpesviren können die Primärinfektion in bestimmten Zellen des menschlichen Körpers überdauern: Von dort kann aus der latenten Infektion ein Rezidiv, eine erneute Infektion mit dem selben Erreger auftreten. Studien in den USA zeigen, dass 22% der Erwachsenen HSV-2-Antikörper in sich tragen, sie sind Typ-2-seropositiv, das heißt, sie haben schon einmal eine Infektion durchgemacht.
Ansteckend sind sowohl akut erkrankte Patienten, als auch chronisch-rezidivierende Virusausscheider. Die genitale Schleimhautoberfläche ist die Hauptinfektionsquelle einer sexuellen Übertragung von Herpes genitalis.
Valaciclovir: ein Nukleosid-Analogon
Bei Valaciclovir handelt es sich um das orale Prodrug von Aciclovir. Es ist ein Ester aus Aciclovir und der Aminosäure L-Valin. Dieser wird rasch durch hepatische Esterasen gespalten, sodass das eigentlich wirksame Aciclovir freigesetzt wird.
Während nur etwa 10 bis 20% einer oral verabreichten Aciclovir-Dosis aus dem Magen-Darmtrakt resorbiert werden, ist die Bioverfügbarkeit des Esters etwa 3- bis 5-mal höher. Valaciclovir und Aciclovir gehören zu den Nukleosid-Analoga: Aciclovir ist ein Guanosin-Analogon.
Im Organismus wird Aciclovir in das Triphosphat umgewandelt, das von der viralen DNA-Polymerase als echter Baustein der Nukleinsäuren erkannt wird: sie bindet das Aciclovir-Triphosphat und verknüpft es mit der wachsenden DNA-Kette. Die Folge sind ein Kettenabbruch und eine Inaktivierung der DNA-Polymerase.
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