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Aus Kammern und Verbänden
AK Hamburg: Zwei neue Ehrenpräsidenten
Dr. Hans-Jochen Gelberg, Jahrgang 1937, absolvierte seine Praktikantenzeit in der Lilien-Apotheke in Hamburg-Eppendorf, studierte von 1958 bis 1961 Pharmazie in Hamburg und Bern und wurde 1965 in Bonn bei Prof. Zymalkowski zum Dr. rer. nat. promoviert.
Er eröffnete 1967 zunächst die Apotheke am Schwentnerring in Hamburg-Wilhelmsburg und 1979 im gleichen Stadtteil die Distel-Apotheke. Von 1971 bis 1975 und von 1988 bis 2003 war er Mitglied des Kammervorstandes, von 1988 bis 1991 Vizepräsident und von 1992 bis 2003 Präsident der Kammer als Nachfolger von Prof. Dr. Ernst-Dietrich Ahlgrimm.
Jutta Bewernitz war Praktikantin in der Apotheke des Universitätsklinikums Eppendorf und in der Schwan-Apotheke, ebenfalls in Hamburg, studierte ab 1968 Pharmazie in der Hansestadt und erhielt 1972 die Approbation. Sie war in verschiedenen Hamburger Apotheken als Mitarbeiterin tätig und ist seit 1988 in der Adler-Apotheke in Wandsbek beschäftigt. Sie war von 1980 bis 2003 Mitglied des Kammervorstandes. Von 1984 bis 1987 und von 1992 bis 2003 übte sie das Amt der Vizepräsidentin der Kammer aus.
Der seit Jahresbeginn 2004 amtierende neue Kammerpräsident Rainer Töbing würdigte das Engagement des "Präsidenten-/Vizepräsidentenpaares" und bedankte sich für die lange ehrenamtliche Arbeit zum Nutzen der Kolleginnen und Kollegen. Da der Staat sich wegen des Geldmangels aus vielen Verantwortungsbereichen zurückziehe, seien die Verantwortung des Einzelnen und die Selbstverwaltung gefragt. In diesem Sinne hätten sich die Geehrten über viele Jahre engagiert.
Töbing hob als Eigenschaften seines Amtsvorgängers Gelberg insbesondere die große Hilfsbereitschaft, die Kollegialität und das Einfühlungsvermögen in die Sorgen und Nöte anderer hervor. Dies sei ebenso wie seine ausgleichende Art außerordentlich nützlich für das Amt des Kammerpräsidenten.
Apotheken im Umbruch
Der zur Zeit der Veranstaltung noch amtierende Gesundheitssenator Peter Rehaag (Partei Rechtsstaatliche Offensive) hob bei seinem wohl letzten öffentlichen Auftritt in diesem Amt die außergewöhnliche Kontinuität der Kammerarbeit hervor. Er bedankte sich auch im Namen seiner Amtsvorgänger für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Kammer und Behörde.
Gelberg habe stets auch für den Ausgleich divergierender Interessen gesorgt. Insbesondere hob der Senator das Engagement der Geehrten für das Qualitätsmanagement und für die Fort- und Weiterbildung hervor. So habe die Hamburger Kammer als eine der ersten in Deutschland die Qualitätssicherung in ihre Satzung aufgenommen.
Die Apotheken in Deutschland befinden sich nach Einschätzung Rehaags in einer Phase des tiefen Umbruchs. Der zunehmende Wettbewerb sei Chance und Herausforderung zugleich. Doch missfalle auch ihm die "diffuse Stimmungsmache", wie sie beispielsweise im Zusammenhang mit den jüngsten Veröffentlichungen der Stiftung Warentest betrieben werde.
Da die Qualitätsorientierung bei der Ausbildung beginne, solle auch die Pharmazie an der Hamburger Universität erhalten bleiben. Sie gehöre zu Hamburg als Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort.
Qualität als Politikum
Der Vizepräsident der Ärztekammer, Dr. Ameling, meinte, er sei für Qualität, aber gegen "diese schräge Qualitätsdebatte", die die Ärzte schon lange kennen und die nun auch die Apotheken erreicht habe. Diese Diskussion werde immer bei politischen Problemen geführt und diene dem Ziel, Leistungen billiger zu machen.
Weder Ärzte noch Apotheker seien für die Folgen der Gesundheitsreform verantwortlich. Doch mache die Zuzahlung die Arzneimittel für manche Patienten unerschwinglich und bedrohe so die Arzneimittelversorgung. Die Gesundheitsministerin bestätige aber immer wieder, dass die Folgen der Reform, so wie sie jetzt eintreten, und nicht anders gewollt seien. Auch die Internetapotheken betrachte er mit Sorge, weil es dort um Sicherheit und Qualität schlecht bestellt sei. So kenne er Fälle, in denen Diazepam ohne Verordnung bezogen wurde.
Dr. Johannes Metzger, Präsident der Bundesapothekerkammer, hob die Stellung des Apothekerberufes als frei und selbstbestimmt hervor. Diese Freiheit würde den Apothekern genommen, wenn die Arzneimittelversorgung in die Hände großer Konzerne überginge. Politiker meinten, der Wettbewerb, "der neue Gott dieser Zeit", richte alles von alleine.
Diese Sichtweise sei für die Politiker einfach, weil sie nur alles zu regulieren bräuchten. Doch seien Arzneimittel nicht preiselastisch, sodass sie in deregulierten Ländern besonders teuer sind. Auch die Stiftung Warentest beteilige sich daran, den Apotheker als "Notar des Arzneimittels" abzuschaffen.
Metzger würdigte das Engagement von Bewernitz und Gelberg für die Apothekerschaft, nicht nur in Hamburg, sondern auch auf Bundesebene. Gelberg habe gezeigt, dass die Apotheken auch in ökonomischer Hinsicht nur gestützt auf ihre Qualität bestehen könnten.
Er habe keinen Zweifel gelassen, dass der Berufsstand mit einer Stimme sprechen müsse. Metzger erwähnte ausdrücklich den Einsatz von Bewernitz im Rahmen des BVA. Sie habe die Angestellten im Vorstand vertreten, aber immer das Interesse aller Apothekerinnen und Apotheker im Blick gehabt.
Hamburger Kammergeschichte
Der langjährige Ehrenpräsident der Apothekerkammer Hamburg, Prof. Dr. Ernst-Dietrich Ahlgrimm, erinnerte an die Vorgeschichte der Amtszeit der Geehrten. Er hob insbesondere hervor, dass Jutta Bewernitz für einige Jahre zugunsten von Gelberg auf ihr Amt als Vizepräsidentin verzichtete, da sie keine Ambitionen auf das Präsidentenamt hatte. Ahlgrimm konnte so seinen Nachfolger zunächst als Vizepräsidenten in das Amt einführen.
Bewernitz meinte, der Einzelne, der sich engagiert, sei immer nur "ein sehr kleines Rädchen im System". Für die künftige Kammerarbeit regte sie an, auch für das Amt des Vizepräsidenten könne eine gewisse Aufwandsentschädigung hilfreich sein, um "Kopf und Hände besser frei zu haben".
Gelberg bedankte sich für die Auszeichnung und für die Unterstützung und Zusammenarbeit während seiner Amtszeit. Er wies darauf hin, dass Hamburger keine Orden annehmen, meinte aber, "so ein Titel ist ja nicht verboten". Nach seiner Ansicht sollten sich die Apotheker von den Medien nicht "in die Pfanne hauen lassen". Was dort passiere, sei ungerecht. Die Beratung in den Apotheken sei noch zu verbessern, aber "100%" könnten nie erreicht werden. tmb
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