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Gehe-Bilanzpressekonferenz: Europageschäft boomt, Deutschland schwächelt
Nach Aussagen des Vorstandsvorsitzenden der Celesio AG, Dr. Fritz Oesterle, war das Beitragssatzsicherungsgesetz und somit der Eingriff der Politik die Hauptursache für diese Situation in Deutschland: "Das Ergebnis unserer deutschen Großhandelstochter Gehe Pharma Handel GmbH ist im Jahr 2003 durch einen unseligen Rabattkrieg als Folge des Beitragssatzsicherungsgesetzes massiv beeinträchtigt worden."
Gehe gelang es trotz dieses "Ertragseinbruchs", das Ergebnis vor Steuern kursbereinigt um 4,5 Prozent auf 275 Millionen Euro zu erhöhen. Die Umsatzrendite stieg damit von 1,71 Prozent auf 1,73 Prozent. Oesterle verwies darauf, dass für den Konzern das Ergebnis des europäischen und nicht des deutschen Geschäfts entscheidend sei.
Im Hinblick auf dieses europäische Geschäft zeigte sich der Vorstandsvorsitzende sehr zufrieden und bezeichnete es als die wichtigste Botschaft der Pressekonferenz, dass die Bilanzstruktur "grundsolide" sei. So wurde mit einem Ergebnis vor Steuern von 373,8 Millionen Euro in 2003 erstmals eine Umsatzrendite von mehr als zwei Prozent erreicht.
Das Ergebnis vor Steuern lag damit wechselkursbereinigt fast 14 Prozent über dem Ergebnis von 2002. Der Jahresüberschuss konnte damit wechselkursbereinigt um 11 Prozent auf 254 Millionen Euro erhöht werden.
Auch mit der Entwicklung des Pharma-Einzelhandels zeigte sich der Vorsitzende zufrieden und wies darauf hin, dass Celesio auch im Apothekengeschäft in Europa führend ist. Dass der Konzern nur 35 Apotheken neu erwarb, hängt u. a. damit zusammen, dass es keine günstigen Kaufgelegenheiten (z. B. Ketten) gab. Die Einzelhandelsdivision des Konzerns hat den Umsatz wechselkursbereinigt um 11,7 Prozent auf 2,65 Milliarden erhöht.
Wachstumsmarkt Gesundheit sorgt für Optimismus
Oesterle zeigte sich im Hinblick auf die Zukunft des Konzerns sehr optimistisch und verwies auf zu erwartende medizinische und pharmazeutische Innovationen, die zur höheren Lebenserwartung beitragen. Folglich wächst die Gruppe derer, die Gesundheitsleistungen nachfragen, überproportional. Oesterle: "Damit ist der Gesundheitsmarkt wohl der einzige Markt, der sein demografisch bedingtes Wachstum teilweise selbst generiert."
An die Adresse der Politik gewandt, wies der Celesio-Vorstandsvorsitzende darauf hin, dass die entscheidende Frage, wer dieses Wachstum bezahle, noch zu beantworten sei. Für das Wachstum des Gesundheitsmarktes sei es jedoch ohne Relevanz, ob soziale Sicherungssysteme, solidarisch organisierte Kostenträger oder der Einzelne für dieses Wachstum bezahlten.
Oesterle betonte, dass jede Veränderung auch Chancen mit sich bringe und meinte, dass in Bezug auf die ganze Verteilerkette für Arzneimittel noch nicht alle möglichen Geschäftsfelder auch "außerhalb des angestammten Großhandels- bzw. Apothekengeschäftes" erschlossen seien. So könne man sich vorstellen, den Herstellern noch einige Dienstleistungen anzubieten.
Als ein Beispiel von vielen Möglichkeiten nannte der Vorsitzende die Versorgung der Ärzte mit Ärztemustern. Celesio werde sich künftig "ganz verstärkt" um diese Dienstleistungen für Hersteller kümmern. Die Frage, in welcher finanziellen Größenordnung dieser Geschäftsbereich anzusiedeln sei, mochte der Celesio-Chef nicht beantworten, denn darüber könne man nur spekulieren.
Einkaufsvorteile verdrängen Rabatte
An die Apotheker gewandt sagte Oesterle, dass es im Hinblick auf Rabatte künftig nicht mehr möglich sei, die alten Größenordnungen wieder zu erreichen. Dagegen werde es eine Verschiebung in Richtung Einkaufsvorteile gebe: "Die Frage wird sein, wie können wir zusammen mit unseren Apothekenkunden Einkaufsvorteile fair teilen", so Oesterle.
Trotz der positiven Gesamtbilanz wuchs der Jahresüberschuss pro Aktie bereinigt um Wechselkurseffekte um 6,1 Prozent auf 2,99 Euro gegenüber 2,95 Euro im Vorjahr. Dieser relativ geringe Anstieg ist hauptsächlich durch die Kapitalerhöhung im Jahre 2002 bedingt. Der Cashflow stieg in lokaler Währung um sieben Prozent auf 358 Millionen Euro.
Aus dem Cashflow wurden sämtliche Investitionen des laufenden Geschäftes und ein großer Teil der Apothekenaquisitionen finanziert. In der Hauptversammlung am 29. April dieses Jahres werden Vorstand und Aufsichtsrat eine Erhöhung der Dividende um 5,9 Prozent auf 0,9 Euro pro Aktie vorschlagen. Mit dieser Dividende könnten somit mehr als 30 Prozent des Konzernjahresüberschusses ausgeschüttet werden.
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