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Arzneimittel und Therapie
Allergische Rhinitis: Desloratadin hat die Nase vorn
Infolge der weltweiten Klimaveränderung beobachtet man seit einigen Jahren einen immer früheren Beginn der Heuschnupfensaison. In diesem Jahr haben viele Allergiker bereits Anfang Januar über erste Symptome geklagt. Die Pollenflugzeit ist dabei nicht nur zeitlich nach vorne versetzt, auch Intensität und Dauer des Pollenflugs haben bei manchen Pflanzen deutlich zugenommen (z. B. Hasel, Erle).
Angesichts der gravierenden Folgeerkrankungen der allergischen Rhinitis wie chronischen Sinusitiden oder dem gefürchteten Etagenwechsel zum Asthma bronchiale wird von Fachgesellschaften wie der DGAI (Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie) eindringlich appelliert, die allergische Rhinitis als chronische, behandlungsbedürftige Atemwegserkrankung ernst zu nehmen und dementsprechend konsequent und effektiv zu behandeln. Auf diese Weise lässt sich laut einer Untersuchung z. B. das Risiko eines Pollenallergikers für eine stationäre Einweisung wegen asthmatischer Beschwerden halbieren.
Praxisrelevante Unterschiede
Die DGAI hat in einer Leitlinie die Kriterien zusammengestellt, die ein modernes Antihistaminikum heute erfüllen sollte. Dazu zählen:
- selektiver potenter H1-Rezeptorantagonismus
- 24-Stunden-Wirksamkeit
- keine Interaktion mit anderen Arzneistoffen oder mit Nahrungsmitteln
- additive antiallergische Effekte
- antiobstruktive Wirkkomponente
- weder anticholinerge noch sedierende, kardio-, hepato- oder nephrotoxische Begleiteffekte.
Diesem Anforderungsprofil kommt das moderne Antihistaminikum Desloratadin (Aerius®) – der aktive Metabolit von Loratadin – am nächsten: Diese Substanz besitzt von allen derzeit verfügbaren Antihistaminika die höchste H1-Rezeptoraffinität. Aufgrund seiner langen Verweildauer am Rezeptor ist damit außerdem eine 24-Stunden-Wirksamkeit gegeben.
Darüber hinaus entfaltet Desloratadin auch Histamin-unabhängige antiinflammatorische Effekte. So war die Hemmung inflammatorischer Zytokine wie IL-6, IL-8, TNF-α mit Desloratadin in einer In-vitro-Untersuchung sogar mit der von Dexamethason vergleichbar. Insbesondere für Heuschnupfen-Patienten mit erschwerter Nasenatmung ist die antiobstruktive Wirkkomponente eines Antiallergikums bedeutsam. Diese ist laut einer Metaanalyse beim Desloratadin verglichen mit anderen Antihistaminika intensiver ausgeprägt.
Höheres Sicherheitsniveau
Zwar gilt die Sedierung als typische Nebenwirkung von Antihistaminika der 1. Generation, doch auch jüngere Substanzen haben in psychometrischen Tests schon derartige Begleiteffekte gezeigt. Mit Desloratadin, das aufgrund seiner Hydrophilie die Bluthirnschranke praktisch nicht mehr passieren kann, sind dagegen bisher keinerlei derartige Effekte festgestellt worden. Wie man heute weiß, stellt die Kardiotoxizität keinen generellen Klasseneffekt der Antihistaminika dar. Um jedoch auch bei Risikopatienten auf der sicheren Seite zu sein, bevorzugen Fachärzte Wirkstoffe wie Desloratadin, für die keine Hinweise auf kardiale Nebeneffekte bestehen.
Insbesondere im Hinblick auf die Behandlung multitherapierter Patienten ist ein weiterer Vorteil, dass Desloratadin kein Potenzial für eine Interaktion mit anderen Arzneistoffen oder Nahrungsmitteln zu haben scheint. Desloratadin ist nach wie vor rezeptpflichtig und damit erstattungsfähig. Das Präparat ist bereits zur Behandlung von Kindern ab zwei Jahren zugelassen.
Quelle
Prof. Dr. Gerhard Schultze-Werninghaus, Bochum, Prof. Dr. Claus Bachert, Gent, Prof. Dr. R. Mösges, Köln: Pressesymposium: "Aerius® – verhindert die Gefahren der Selbstmedikation bei Allergien", Weimar, 20. Februar 2004, veranstaltet von der Essex Pharma GmbH, München.
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