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- DAZ 15/2004
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Arzneimittel und Therapie
Mammakarzinom: Weniger Rezidive unter Letrozol
Das Wachstum eines Mammakarzinoms ist bei rund zwei Drittel aller Patientinnen estrogenabhängig. Darauf basiert die endokrine Therapie, die auf unterschiedliche Art und Weise die Estrogenbildung unterdrückt. Wird das Mammakarzinom in einem frühen Stadium diagnostiziert, folgt für postmenopausale Frauen nach der Tumorentfernung eine fünfjährige Tamoxifeneinnahme.
Der therapeutische Nutzen einer Tamoxifentherapie ist eindeutig belegt, allerdings nur während der ersten fünf Jahre. Da die Gefahr eines Rezidivs aber über weitere Jahre hinweg besteht, sucht man nach Alternativen, die nach Abschluss der Tamoxifentherapie eingesetzt werden können. Eine solche Alternative ist der nicht-steroidale Aromatasehemmer Letrozol (Femara®), dessen Wirkung in einer doppelblinden, plazebokontrollierten Studie untersucht wurde.
Multizentrische Studie in Kanada
Für die auf fünf Jahre konzipierte, doppelblinde und plazebokontrollierte Studie wurden 5187 postmenopausale Frauen ausgewählt, die adjuvant nach einer Operation fünf Jahre lang Tamoxifen eingenommen hatten. 98% der Teilnehmerinnen hatten einen rezeptorpositiven Tumor, bei den verbleibenden 2% konnte der Hormon-Rezeptor-Status nicht geklärt werden. Als primärer Studienendpunkt wurde das krankheitsfreie Überleben definiert; sekundäre Studienendpunkte waren das Gesamtüberleben, die Sicherheit einer langfristigen Therapie sowie die Lebensqualität.
Benefit für Letrozol
2575 Patientinnen erhielten täglich 2,5 mg Letrozol, 2582 Patientinnen ein Plazebo. Nach knapp zweieinhalb Jahren wurde eine erste Interimsanalyse durchgeführt. Bei 207 Frauen waren ein Lokalrezidiv, Fernmetastasen oder ein neuer Tumor an der kontralateralen Brust aufgetreten; dies betraf 75 Patientinnen der Letrozol- und 132 der Plazebogruppe.
Für einen Vierjahres-Zeitraum ergeben sich damit progressionsfreie Überlebensraten von 93% vs. 87% (p ≤ 0,001). In der Letrozolgruppe waren 31 Frauen, in der Plazebogruppe 42 Patientinnen verstorben. Dieser Unterschied war aufgrund der geringen Patientenzahlen statistisch nicht signifikant.
Nebenwirkungen wie geringgradige Hitzewallungen, Arthritis, Muskel- und Gelenkschmerzen traten häufiger in der Letrozolgruppe, vaginale Blutungen häufiger in der Plazebogruppe auf. Eine neu diagnostizierte Osteoporose wurde bei 5,8% der Verumgruppe und 4,5% der Plazebogruppe registriert; die Frakturraten waren ähnlich.
Vorzeitige Entblindung
Ein unabhängiges Komitee empfahl die Studie zu entblinden, um allen Patientinnen eine Letrozoltherapie zu ermöglichen. Durch die Aufgabe der Plazebokontrolle konnte der primär definierte Studienendpunkt – das Gesamtüberleben – nicht bestimmt werden. Ebenfalls unklar sind die optimale Therapiedauer sowie die Langzeittoxizität. Umso mehr Interesse gewinnen nun Studien, die sich mit diesen Fragen befassen und die Tamoxifen und Letrozol primär adjuvant direkt miteinander vergleichen.
Nach einer fünfjährigen Tamoxifentherapie kann Letrozol das progressionsfreie Überleben von Patientinnen mit hormonpositivem, adjuvant therapiertem Mammakarzinom deutlich verlängern. Zu diesem Schluss kam eine Interimsanalyse einer doppelblinden Studie, die entblindet wurde, um allen Patientinnen eine Letrozoltherapie zu ermöglichen.
Möglichkeiten zur Estrogenunterdrückung
- Estrogenentzug; prämenopausal durch GnRH-Analoga (z. B. Zoladex®), postmenopausal durch Aromatasehemmer (z. B. Femara®) oder Anti-Estrogene (Tamoxifen®)
- Rezeptorblockade mit SERMs (selektive Estrogen-Rezeptor-Modulatoren)
- Reduktion der Estrogenrezeptoren mithilfe von SERDs (selektive Estrogen-Rezeptoren-Downregulatoren). Seit März 2004 ist in Deutschland der SERD Fulvestrant (Faslodex®) zugelassen.
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