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- DAZ 17/2004
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Die Seite 3
"Praxisgebühr" hat alle Chancen, in diesem Jahr zum Unwort des Jahres zu werden. Seit Januar kommt es in unregelmäßigen Abständen in die Schlagzeilen. Die mit der Gesundheitsreform eingeführten zehn Euro Praxisgebühr erregen die Gemüter von Patienten, die erstmals eine Art Eintrittsgebühr beim Arzt bezahlen müssen, und von Ärzten, die erstmals einen Teil ihres Honorars unmittelbar vom Patienten kassieren müssen. Für beide Seiten ist das ein Novum, den Medienberichten zufolge ein ungeliebtes dazu.
Mit Abstand betrachtet und als Außenstehender fragt man sich: was ist da eigentlich so Negatives dran? Zehn Euro sind für den, der eine ärztliche Leistung benötigt, bezahlbar, und der Inkassoaufwand beim Arzt weiß Gott nicht dramatisch. In anderen Ländern sind "Eintrittsgebühren" beim Arzt längst üblich. Wenn man sieht, wie selbstverständlich viele ihr Geld für Zigaretten und übermäßigen Alkoholkonsum ausgeben, für teure Freizeitparks, Volksfeste und ihre Hobbys, dann kann man die (künstliche) Aufregung um zehn Euro Praxisgebühr nicht verstehen.
Die Bilanz nach dem ersten Vierteljahr mit der Praxisgebühr zeigt, dass der in den Medien wiedergegebene Ärger über die Praxisgebühr in keinem Verhältnis zur Zahlungsmoral der Patienten steht. Weniger als ein Prozent, rund 200 000 Versicherte, so die Kassenärztliche Bundesvereinigung, sind bisher die Praxisgebühr im ersten Quartal schuldig geblieben. Während BILD versuchte, dies groß als Negativschlagzeile herauszubringen, berichteten andere Tageszeitungen eher positiv über die gute Zahlungsbereitschaft der Patienten.
Dennoch, irgendwie scheint die Ablehnung gegen die Praxisgebühr in der Volksseele tief verwurzelt zu sein. Wer damit wirbt, die Praxisgebühr zu erstatten, wenn man bei ihm Brötchen kauft oder Dauerwellen machen lässt, hat die Kundschaft auf seiner Seite. Dies probieren jetzt auch Krankenkassen aus. Sie müssen laut Gesetz die Hausarzt-zentrierte Versorgung forcieren und umsetzen. Die Barmer verknüpft dies PR-gerecht mit einem Bonus. Wer sich für mindestens ein Jahr verpflichtet, zuerst zu seinem Hausarzt zu gehen, bevor er irgendeinen anderen Facharzt aufsucht, dem wird die Praxisgebühr erlassen.
Doch was ist von den Hausarztmodellen zu halten? Als GKV-Versicherter sollte man erstmal in Ruhe abwarten, bis die Modelle spruchreif sind. Bis jetzt hat noch keine Kasse definitiv gesagt, ab wann dies möglich ist. Außerdem: die zehn Euro müssen zunächst bezahlt werden. Erst am Jahresende kann der Versicherte mit einer Rückzahlung von maximal 40 Euro rechnen. Die zehn Euro für den Zahnarztbesuch fließen nicht ins Hausarztmodell ein, sie müssen immer bezahlt werden. Und er sollte bedenken: wenn er sich an einen Hausarzt bindet, gibt er einen Teil seiner Patientenrechte auf, die freie Arztwahl.
Auch wenn die eine oder andere Kasse schon vorprescht und das Hausarztmodell vorantreibt – letztendlich weiß sie nicht, ob es tatsächlich günstiger wird, wenn Hausärzte den "gatekeeper" spielen und alle Patienten zunächst durch ihre Praxis schleusen. Aufwändiger würde für die Kasse auch die Verwaltung, denn sie müsste Buch darüber führen, welcher Patient am Hausarztmodell teilnimmt und welcher nicht. Hinzu kommen die Kosten für die Rücküberweisung der Praxisgebühr am Jahresende.
Ehrlich gesagt, ich halte das Hausarztmodell für nicht praktikabel und die Medienaktionen zur Praxisgebühr für Aktionismus und Opportunismus. Die Praxisgebühr ist eingeführt, sie zeigt erste steuernde Wirkungen (weniger Arztbesuche im ersten Quartal), die Versicherten zahlen sie zu über 99% und werden sich im Laufe des Jahres daran gewöhnen. Warum soll das Gesundheitswesen, warum wollen die Krankenkassen auf dieses Finanzierungsinstrument wieder verzichten?
Zu dieser DAZ-Ausgabe: Das Schwerpunktthema dreht sich um eines unserer größten und wichtigsten Organe, die Haut. Wir berichten über Kongresse und Fortbildungsveranstaltungen, auf denen es um Hautkrankheiten und ihre Behandlung ging, Sie finden Neues aus dem Bereich der Dermopharmazie, Surftipps rund um das Thema Haut und Hautkrankheiten sowie Praxisfragen zur Neurodermitis. Viel Spaß bei der Fortbildung.
Peter Ditzel
Zehn Euro verändern das Denken
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