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Großbritannien: Tatort Apotheke
Eine neue Studie der britischen Regierung zum Thema "Gewalt im Arbeitsalltag" schien kaum für Überraschungen zu sorgen. An erster Stelle rangierten erwartungsgemäß Polizei und Unternehmen des Sicherheitsgewerbes, in denen sich 14 Prozent der Beschäftigten mit Gewalt konfrontiert sahen. Für Aufregung sorgten hingegen die fünf Prozent, mit denen das Gesundheitssystem aufwartete. Das von der Studie als relativ hoch bezeichnete Risiko betrifft neben Ärzten und Krankenschwestern vor allem auch Apotheker.
Tätliche Angriffe und Einbrüche
Eine aktuelle Umfrage des britischen Apotheker-Magazins "Chemist&Druggist" ergab, dass 19 Prozent der Apotheker in den letzten zwei Jahren Opfer eines Überfalles wurden, während 29 Prozent sich verbal oder physisch von Kunden drangsaliert sahen. Neben tätlichen Angriffen verzeichneten 20 Prozent der Apotheker Einbrüche nach Ladenschluss.
Viele der betroffenen Apotheker wurden zudem mehrfach von Gewalttätern heimgesucht. Der Gebrauch von Schusswaffen fiel in England und Wales mit acht Prozent weitaus geringer aus als in Schottland, wo jeder vierte Überfall zu Buche schlug.
Ein Drittel der Apotheker verletzt
Die Folgen der Übergriffe werden als alarmierend bezeichnet. Immerhin trugen 32 Prozent der betroffenen Apotheker Verletzungen davon, von denen fünf Prozent ambulant oder stationär behandelt werden mussten. Der materielle Schaden geht zum Teil in die Tausende. Bei Einbrüchen steht der Verlust von Drogen und anderen Arzneimitteln mit 38 Prozent an erster Stelle; der Diebstahl frei verkäuflicher Ware wird mit 32 Prozent beziffert.
An dritter Stelle steht mit 30 Prozent der Griff in die Kasse. Beim Überfall am Tag hingegen schlagen Zahlungsmittel mit 40 Prozent zu Buche, Drogen und andere Arzneimittel mit 33 Prozent, der Rest entfällt auf frei verkäufliche Ware. Der Schaden beziffert sich im Falle eines Einbruchs oder Überfalls für jeden fünften Apotheker auf über 2500 Pfund.
Große Verunsicherung
Doch abgesehen von den materiellen Verlusten beklagen die Opfer vor allem die psychischen Belastungen durch die Übergriffe. Immerhin erwägen 18 Prozent der Opfer die Aufgabe des Geschäftes. Wie groß die Verunsicherung ist, zeigen zudem die zahlreichen Bemühungen britischer Apotheker im Kampf um Risikominimierung.
Um sich effektiver zu schützen, ließen 60 Prozent der befragten Opfer ein Kamerasystem installieren. Ein Alarmknopf mit Verbindung zur Polizei oder einem Sicherheitsunternehmen wird von 23 Prozent bevorzugt, während 13 Prozent es bisher mit einem neuen Sicherheitsschrank für bestimmte Arzneimittel bewenden lassen.
Aufgrund anhaltender Bedrohung sahen sich zwei Prozent der Apotheker gezwungen, Sicherheitskräfte zu engagieren. Dennoch existieren Zweifel an der Wirksamkeit der ergriffenen Maßnahmen, denn die Zahl der Übergriffe steigt weiter.
Regierung: Effektivere Straftatverfolgung
Die Regierung sieht dringenden Handlungsbedarf. Wiederholt warnte sie öffentlich vor weiterer Gewalt und beschloss, Apotheken in das neue Meldesystem zur Erfassung von Straftaten gegen Arbeitskräfte aufzunehmen. Seit April 2004 soll so eine effektivere Verfolgung von Straftaten gegen Apotheker erzielt werden.
Zeitgleich bietet die Regierung als Präventivmaßnahme Trainingskurse an, in denen Apotheker geschult werden, Konfliktpotenziale zu erkennen, Auseinandersetzungen zu umgehen oder gewaltfrei zu lösen. Die Regierung, so Gesundheitsministerin Rosie Winterton, werde Apotheken zu einem sichereren Arbeitsplatz machen.
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