Aus Kammern und Verbänden

AK Schleswig-Holstein: Neue Chancen und neue Sorgen für die Apothekenzukunft

Bei der Kammerversammlung der Apothekerkammer Schleswig-Holstein am 14. April in Kiel ging es um europäische, bundes- und landesbezogene Themen. Das Spektrum reichte von der europäischen Dienstleistungsrichtlinie über Sorgen um den Erhalt der Apothekenpflicht bis zum neuen Fortbildungszertifikat in Schleswig-Holstein.

Kammerpräsident Volker Articus ging in seinem Bericht auf Reaktionen aus der Politik zur Umsetzung des GMG ein. Demnach beklagten Politiker, dass die Freigabe der OTC-Preise keinen starken Preiskampf ausgelöst habe. Dies könne zu einer Diskussion über die Apothekenpflicht führen, weil andere Vertreiber voraussichtlich eher einen Preiswettbewerb führen würden.

Angesichts der allgemeinen konjunkturellen Situation wären andere Handelskanäle an einer Abschaffung der Apothekenpflicht derzeit besonders interessiert. Vor diesem Hintergrund könnten Medienberichte über angeblich schlechte Beratungen in Apotheken, wie beispielsweise von der Stiftung Warentest, den Bestand der Apothekenpflicht gefährden.

Als Reaktion auf diese Bedrohung werde die Bundesapothekerkammer eine neue Beratungsoffensive unternehmen. Dabei sollten auch PTAs besser für den Beratungsalltag geschult werden.

EU-Dienstleistungsrichtlinie

Außerdem berichtete Articus über den Besuch einer ABDA-Delegation bei EU-Parlamentariern und Beamten der EU-Kommission in Brüssel. Nach seiner Einschätzung würden in der künftig zu erwartenden neuen EU-Dienstleistungsrichtlinie keine Regelungen auf dem niedrigsten Niveau aller Mitgliedsländer etabliert, soweit dies den Gesundheitsbereich betreffe. Die Bedeutung der Apotheker für die Versorgungssicherheit und die Beratung werde bei der EU durchaus anerkannt.

Die Dienstleistungen würden vom Warenverkehr unterschieden, bei dem die EU-Kommission die größtmögliche Freiheit anstrebe. Nach Einschätzung von Articus waren die Europapolitiker sehr gut über die Situation der Apotheker informiert. Auch SPD-Abgeordnete hätten anerkannt, dass Sparen langfristig die gesundheitspolitischen Probleme nicht löse.

Neue ABDA-Öffentlichkeitsarbeit

Ein weiterer Tagesordnungspunkt der Kammerversammlung mit bundesweiter Bedeutung für die Apotheken betraf das veränderte PR-Konzept der ABDA, das mit einer neuen Agentur umgesetzt wird. Das Motto des diesjährigen Tages der Apotheke "Die Apotheke bringt's" ziele insbesondere auf das Thema Homecare.

Im Unterschied zu früheren Projekten werden die Apotheken kein einheitliches Paket mit Werbemitteln erhalten. Stattdessen sollen die Apothekenleiter aus mehreren Angeboten das Paket auswählen, das möglichst gut zur eigenen Positionierung passt.

Im Rahmen der Diskussion in der Kammerversammlung wurde die geringe Akzeptanz der bisherigen PR-Maßnahmen der ABDA in der Apothekerschaft angesprochen. Die Plakate seien oft nicht ausgehängt worden. Doch von der neuen Wahlmöglichkeit erhoffe sich die ABDA nun eine bessere Akzeptanz bei den Kollegen.

Vizepräsident Holger Iven betrachtet den Zeitpunkt für den Wechsel der Agentur und für die neue Kampagne als optimal, weil die Hausapotheke ein aktuelles und medienwirksames Thema sei, das nun sehr gut aufgegriffen werden könne und das die Notwendigkeit der Apotheken verdeutliche.

Wer will noch ausbilden?

Im Rahmen der Fragestunde zur Kammerversammlung wurde auch über die Ausbildung in Apotheken diskutiert. Den Anlass hierzu gaben Darstellungen aus dem BVA über angebliche Defizite der PKA-Ausbildung und eine Stellungnahme des Verbandes der pharmazeutischen Hochschullehrer zu negativen Erfahrungen von Pharmaziepraktikanten in Apotheken.

Ulrich Ströh, Kiel, forderte dazu auf, angesichts der wenigen noch verbliebenen Ausbildungsplätze nicht auf die Ausbilder zu schimpfen, weil sonst künftig noch weniger ausgebildet werde und dann wahrscheinlich der Staat diese Aufgabe übernehme.

In der Diskussion wurde deutlich, dass zumindest in Schleswig-Holstein viele Pharmaziepraktikanten die Ausbildung ausdrücklich gut bewerten. Speziell von den Pharmaziepraktikanten sollte außerdem mehr eigene Initiative für ihre Ausbildung erwartet werden. Als Konsens wurde zu einer differenzierteren Betrachtung aufgerufen, bei der die Ausbildung nicht pauschal schlecht geredet werden sollte.

Freiwilliges Fortbildungszertifikat

Der herausragende landesspezifische Inhalt der Kammerversammlung war die Einführung der freiwilligen Punktefortbildung. Nachdem die Einführung bereits im Vorjahr von der Kammerversammlung beschlossen worden war, verabschiedete sie nun die Richtlinie zum Erwerb des freiwilligen Fortbildungszertifikats für Apothekerinnen und Apotheker.

Innerhalb von drei Jahren werden 120 Fortbildungspunkte für die Erteilung des Zertifikates gefordert. Die Kammerangehörigen in Schleswig-Holstein können ab dem 1. Juli 2004 mit dem Sammeln der Punkte beginnen, denn das Zertifikat kann erst ab dem 1. Juli 2007 beantragt werden, wobei die eingehenden Punkte dann vor maximal drei Jahren erworben sein dürfen. Die Anerkennung von Veranstaltungen für die Punktevergabe soll in Schleswig-Holstein möglichst unbürokratisch umgesetzt werden.

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