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Arzneimittel und Therapie
Onkologie: Chemopräventionsstudien zum Prostatakarzinom
Die Entstehung eines Prostatakarzinoms ist sehr komplex und in weiten Teilen noch nicht geklärt. Man kennt aber den Einfluss von Hormonen, vor allem von Testosteron, auf das Tumorwachstum und setzt dieses Wissen auch therapeutisch durch einen medikamentösen Testosteronentzug oder durch eine Androgenblockade ein. Aus diesem therapeutischen Ansatz heraus entwickelte sich die Frage, ob durch eine präventive Beeinflussung des Hormonhaushaltes die Entwicklung eines Prostatakarzinoms verhindert werden kann. Antwort geben sollte der vor rund zehn Jahren initiierte und nunmehr abgeschlossene Prostata Cancer Prevention Trial (PCPT).
Aggressivere Tumore unter Finasterid
An dieser Studie nahmen 18 882 Männer ab 55 Jahren ohne auffallende urologische Befunde und mit einem PSA-Wert < 3,0 ng/ml teil. Sie erhielten während sieben Jahren entweder einmal täglich 5 mg Finasterid oder ein Plazebo. Finasterid (Proscar®) ist ein 5-alpha-Reduktase-Hemmer, der seine antiandrogene Wirkung bevorzugt in der Prostata entfaltet, da hier 5-alpha-Dihydrotestosteron stärker wirkt als Testosteron. Aufgrund vorliegender Inzidenz-Daten wurde mit einem Auftreten eines Prostatakarzinoms bei 6% aller Teilnehmer gerechnet.
Nach Ablauf der Studie hatten 18,4% aller Teilnehmer der Finasteridgruppe und 24,4% der Plazebogruppe ein Prostatakarzinom entwickelt. Dies übertraf bei weitem den geschätzten Wert und wirft die Frage nach einer Überdiagnose auf. Auffallend war der höhere Anteil aggressiver Tumoren in der Finasteridgruppe. Das heißt, unter Finasterid traten insgesamt weniger Tumore auf, sie waren jedoch aggressiver als diejenigen in der Plazebogruppe.
Studie mit Selen und Vitamin E
Eine andere Art der Chemoprävention besteht in der Substitution bestimmter Nahrungsergänzungsmittel. Es gibt zahlreiche Hinweise, dass die Ernährung oder der Lebensstil mit der Krebshäufigkeit zusammenhängen. Dies geht aus Migrationsstudien hervor, die zeigen, dass Bewohner einer Gegend mit geringem Krebsrisiko das in einem anderen Land höhere Risiko adaptieren. Aus Daten einer großen Kohortenstudie wurde so nach einem möglichen Zusammenhang zwischen einzelnen Nahrungsbestandteilen und den Inzidenzen für bestimmte Tumorentitäten gesucht. Beim Vergleich des im Fußnagel ermittelten Selengehalts mit der Häufigkeit eines Prostatakarzinoms zeigte sich, dass Männer mit hohen Selenwerten deutlich seltener an einem Prostatakrebs erkrankten als Männer mit niederen Werten.
Eine andere Studie, in der während 4,5 Jahren täglich 200 µg Selen substituiert wurden, führte ebenfalls zu einer verringerten Häufigkeit von Prostatakarzinomen. Nachdem Daten aus der ATBC-Studie auf einen günstigen Effekt von Vitamin E hingewiesen hatten, wurde die SELECT-Trial konzipiert, in der die präventive Wirkung von Selen und Vitamin E bei mehr als 30000 Studienteilnehmern über einen Zeitraum von sieben bis zwölf Jahren hinweg untersucht werden soll. Diese, in den USA, Kanada und Puerto Rico durchgeführte Studie, ist noch nicht abgeschlossen. Mit weiteren potenziell chemopräventiven Stoffen wie Selen, Lycopin, grünem Tee, Flutamid, Isoflavonoiden aus Soja und COX-2-Inhibitoren sind Studien geplant oder bereits in der Durchführung.
FDA-Zulassung für Docetaxel bei Prostatakrebs
Die amerikanische Arzneimittelbehörde Food and Drug Administration (FDA) hat Docetaxel (Taxotere®) für die Behandlung von Männern mit androgen-unabhängigem metastasiertem Prostatakrebs in der Kombination mit Prednison zugelassen, wie Aventis mitteilte. Bei der europäischen Zulassungsbehörde EMEA läuft das entsprechende Zulassungsverfahren für Europa. Die FDA-Zulassung beruht auf den abschließenden Ergebnissen einer Phase-III-Studie, deren primärer Endpunkt eine Lebensverlängerung bei dieser Patientengruppe war. Die Zulassungsstudie, TAX 327, sowie eine weitere Taxotere®-Studie werden bei der Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft für Onkologie (ASCO) am 7. Juni in New Orleans präsentiert werden, so Aventis. Nach dieser FDA-Entscheidung kann Docetaxel für die drei meist verbreiteten Krebsarten – Brustkrebs, Lungenkrebs und Prostatakrebs – eingesetzt werden.
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