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Arzneimittel und Therapie
Hormonersatztherapie nach Brustkrebs: Stopp der HABITS-Studie
Die Zahl der Frauen, die vor ihrer Menopause an Brustkrebs erkranken und dies überleben, hat sich in den letzten Jahren erhöht, was einerseits an der gestiegenen Inzidenz der Tumorerkrankung, andererseits an den verbesserten Therapiemöglichkeiten liegt. Es stellte sich daher die Frage ob die klimakterischen Beschwerden dieser Frauen nach Eintritt in die Wechseljahre mit einer Hormonersatztherapie (HRT) sicher behandelt werden können.
Zwei skandinavische Studien
Die im Mai 1997 gestartete HABITS-Studie (hormonal replacement therapy after breast cancer – is it safe?) hatte genau dieses Ziel: es sollte untersucht werden, ob eine zweijährige Hormonersatztherapie zur Behandlung klimakterischer Beschwerden bei Frauen mit einer Brustkrebs in der Anamnese sicher genug ist (siehe Kasten). Haupt-Endpunkt war das Auftreten eines neuen Mammakarzinoms. Um die Auswertung mit ausreichender statistischer Power durchführen zu können war ursprünglich geplant, 1300 Frauen in die Studie einzuschließen. Da die Patientinnen-Rekrutierung jedoch relativ schleppend verlief entschloss man sich, die Daten mit der ebenfalls in den 90 er-Jahren begonnen "Stockholm-Studie" gemeinsam auszuwerten.
Dreifach erhöhtes Brustkrebs-Risiko festgestellt
Bis September 2003 waren in HABITS 434 Teilnehmerinnen (219 in der HRT-Gruppe, 215 in der Kontrollgruppe) randomisiert, behandelt und teilweise nachbeobachtet worden. 345 von ihnen verfügten über wenigstens einen Follow-up-Report, die mittlere Nachbeobachtungszeit lag bei 2,1 Jahren. Bei 26 Frauen in der Hormonersatztherapie-Gruppe und acht in der Kontrollgruppe trat in dieser Zeit eine neue Brustkrebserkrankung auf. Bei elf dieser Erkrankungen handelte es sich um Lokalrezidive, fünf Frauen entwickelten ein kontralaterales Mammakarzinom, bei zehn Patientinnen wurden Fernmetastasen diagnostiziert. In der Kontrollgruppe traten zwei Lokalrezidive, ein kontralaterales Mammakarzinom und fünfmal Fernmetastasen auf.
Insgesamt kam es zu neun Todesfällen; fünf in der HRT-Gruppe (davon drei wegen Brustkrebs) und vier in der Kontrollgruppe (alle infolge eines Mammakarzinoms). Bei einer Zwischenauswertung wurde ein relatives Risiko für das Auftreten einer neuen Brustkrebserkrankung von 3,3 errechnet. In der parallel ausgewerteten Stockholm-Studien lag das relative Risiko nur bei 0,82. Das kombinierte relative Risiko der HABITS- und der Stockholm Studie betrug 1,8. Damit war der Unterschied zwischen beiden Studien statistisch signifikant, wofür es noch keine Erklärung gibt. Aufgrund des unakzeptabel hohen Risikos eines Mammakarzinoms selbst unter kurzer (zweijähriger) Hormonersatztherapie entschloss man sich, die HABITS-Studie abzubrechen. Auch die Stockholm-Studie wurde wenig später – überwiegend aus Sicherheitsgründen – beendet. Aufgrund dieser Ergebnisse ist die Behandlung klimakterischer Beschwerden bei Frauen mit früherem Mammakarzinom nun noch komplizierter geworden, da nach effektiven und zugleich sicheren Alternativen zur Hormonbehandlung gesucht werden muss.
Die HABITS-Studie in Kürze
Einschlusskriterien:
Behandlungsgruppe:
Überwachung der Patientinnen:
Ergebnisse:
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