Arzneimittel und Therapie

Hormonersatztherapie nach Brustkrebs: Stopp der HABITS-Studie

Die Ergebnisse der amerikanischen Womans Health Initiative (WHI) und der britischen Million Woman Study haben die Hormonersatztherapie verändert. Unter anderem hatte sich bei den Frauen in diesen Studien ein erhöhtes Brustkrebsrisiko nach Gabe von Estrogen-Gestagen-Kombinationen gezeigt. Im Dezember 2003 wurde die HABITS-Studie abgebrochen, die zum Ziel hatte zu untersuchen, wie sicher eine Hormonersatztherapie bei Frauen mit Brustkrebs in der Anamnese ist.

Die Zahl der Frauen, die vor ihrer Menopause an Brustkrebs erkranken und dies überleben, hat sich in den letzten Jahren erhöht, was einerseits an der gestiegenen Inzidenz der Tumorerkrankung, andererseits an den verbesserten Therapiemöglichkeiten liegt. Es stellte sich daher die Frage ob die klimakterischen Beschwerden dieser Frauen nach Eintritt in die Wechseljahre mit einer Hormonersatztherapie (HRT) sicher behandelt werden können.

Zwei skandinavische Studien

Die im Mai 1997 gestartete HABITS-Studie (hormonal replacement therapy after breast cancer – is it safe?) hatte genau dieses Ziel: es sollte untersucht werden, ob eine zweijährige Hormonersatztherapie zur Behandlung klimakterischer Beschwerden bei Frauen mit einer Brustkrebs in der Anamnese sicher genug ist (siehe Kasten). Haupt-Endpunkt war das Auftreten eines neuen Mammakarzinoms. Um die Auswertung mit ausreichender statistischer Power durchführen zu können war ursprünglich geplant, 1300 Frauen in die Studie einzuschließen. Da die Patientinnen-Rekrutierung jedoch relativ schleppend verlief entschloss man sich, die Daten mit der ebenfalls in den 90 er-Jahren begonnen "Stockholm-Studie" gemeinsam auszuwerten.

Dreifach erhöhtes Brustkrebs-Risiko festgestellt

Bis September 2003 waren in HABITS 434 Teilnehmerinnen (219 in der HRT-Gruppe, 215 in der Kontrollgruppe) randomisiert, behandelt und teilweise nachbeobachtet worden. 345 von ihnen verfügten über wenigstens einen Follow-up-Report, die mittlere Nachbeobachtungszeit lag bei 2,1 Jahren. Bei 26 Frauen in der Hormonersatztherapie-Gruppe und acht in der Kontrollgruppe trat in dieser Zeit eine neue Brustkrebserkrankung auf. Bei elf dieser Erkrankungen handelte es sich um Lokalrezidive, fünf Frauen entwickelten ein kontralaterales Mammakarzinom, bei zehn Patientinnen wurden Fernmetastasen diagnostiziert. In der Kontrollgruppe traten zwei Lokalrezidive, ein kontralaterales Mammakarzinom und fünfmal Fernmetastasen auf.

Insgesamt kam es zu neun Todesfällen; fünf in der HRT-Gruppe (davon drei wegen Brustkrebs) und vier in der Kontrollgruppe (alle infolge eines Mammakarzinoms). Bei einer Zwischenauswertung wurde ein relatives Risiko für das Auftreten einer neuen Brustkrebserkrankung von 3,3 errechnet. In der parallel ausgewerteten Stockholm-Studien lag das relative Risiko nur bei 0,82. Das kombinierte relative Risiko der HABITS- und der Stockholm Studie betrug 1,8. Damit war der Unterschied zwischen beiden Studien statistisch signifikant, wofür es noch keine Erklärung gibt. Aufgrund des unakzeptabel hohen Risikos eines Mammakarzinoms selbst unter kurzer (zweijähriger) Hormonersatztherapie entschloss man sich, die HABITS-Studie abzubrechen. Auch die Stockholm-Studie wurde wenig später – überwiegend aus Sicherheitsgründen – beendet. Aufgrund dieser Ergebnisse ist die Behandlung klimakterischer Beschwerden bei Frauen mit früherem Mammakarzinom nun noch komplizierter geworden, da nach effektiven und zugleich sicheren Alternativen zur Hormonbehandlung gesucht werden muss.

Die HABITS-Studie in Kürze

Einschlusskriterien:

  • Mammakarzinom in der Anamnese, kein Rezidiv
  • behandlungsbedürftige klimakterische Beschwerden
  • keine Kontraindikation gegen eine HRT

    Behandlungsgruppe:

  • bei intaktem Uterus: sequenzielle (wenn letzte Blutung weniger als zwei Jahre zurücklag) oder kontinuierliche (letzte Blutung vor mehr als zwei Jahren) Estrogen-Gestagen-Kombination
  • hysterektomierte Frauen: keine Estrogen-Behandlung
  • kein Tibolon erlaubt, Tamoxifen-Behandlung bei hormonrezeptor-positivem Mammakarzinom weiterhin möglich
  • Behandlungsdauer 2 Jahre, Nachbeobachtungsphase (follow-up) 5 Jahre

    Überwachung der Patientinnen:

  • in den ersten drei Jahren: mindestens zweimal jährlich Untersuchung von einem Brustkrebs-Spezialisten
  • alle 12 – 24 Monate Mammographie
  • einmal jährlich gynäkologische Untersuchung

    Ergebnisse:

  • Brustkrebsfälle: 26 in der HRT-Gruppe, 8 in der Kontrollgruppe
  • relatives Brustkrebsrisiko 3,3 (95% CI 1,5-7,4)
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