AV Nordrhein zur dm-Aktivität: Rechtliche Schritte zwingend notwendig!

DAZ

Welche Maßnahmen hat der Apothekerverband Nordrhein gegen das Konzept der Europa Apotheek Venlo und der Firma dm-Drogeriemarkt ergriffen?

Preis:

Nicht nur nach unserer Auffassung ist das Arzneimittelvertriebskonzept von Europa-Apotheek Venlo und dm-Drogeriemarkt mit den geltenden Gesetzen und Verordnungen nicht vereinbar. Deshalb ist die Einleitung rechtlicher Schritte der zwingend notwendige und zugleich – auch unter zeitlichen Gesichtspunkten – erfolgversprechendste Weg.

Wir haben daher umgehend Kontakt mit dem zuständigen Landesgesundheitsministerium, den Aufsichtbehörden sowie der Wettbewerbszentrale aufgenommen und zusätzlich weiteren externen juristischen Sachverstand eingebunden. Zugleich haben wir die uns vorliegende Informationen und Erkenntnisse an die ABDA, den Deutschen Apothekerverband und die Apothekerkammer Nordrhein weitergegeben.

DAZ

Was ist aus Ihrer Sicht rechtlich zu bemängeln?

Preis:

Das vorliegende Angebot verstößt nach unserer Auffassung eindeutig gegen deutsches Recht. Zum einen liegt in der Zusammenarbeit ein Verstoß gegen § 43 Arzneimittelgesetz vor, weil die dm-Drogeriemärkte Arzneimittel, deren Abgabe den Apotheken vorbehalten ist, gesetzeswidrig in den Verkehr bringen. Zum anderen sind bei dm Rezeptsammelstellen eingerichtet worden, was gegen § 24 Apothekenbetriebsordnung verstößt.

DAZ

Sehen Sie in dem Verhalten von dm-Drogeriemarkt und Europa Apotheek Venlo Gefahren für Patienten und Verbraucher?

Preis:

Ja! Die dort praktizierte Banalisierung des Arzneimittels kann in erheblichem Maße zu Fehl- und Mehrgebrauch führen. Wenn solche höchst zweifelhaften Geschäftsmodelle Fuß fassen – die Abgabe am Kiosk oder beim Kaufmann um die Ecke wäre dann ja auch möglich –, ist der nahezu unkontrollierten Einfuhr und Abgabe auch von nicht zugelassenen Arzneimitteln Tür und Tor geöffnet.

Außerdem darf man gar nicht daran denken, dass Patienten Rezepte bei dm abgeben und diese rezeptierten Arzneimittel nicht oder nicht rechtzeitig den Patienten erreichen. Oder wenn das Rezept wegen besonderer Auflagen, z.B. Kühlkettenpflicht, Rezepturarzneimittel oder Betäubungsmittelverschreibungsverordnung ohne Belieferung zurückkommt. Eventuelle Therapieverzögerungen könnten – nicht nur im Einzelfall – zu massiven Gesundheitsproblemen führen.

DAZ

Wie geht es weiter?

Preis:

Unserer Einschätzung nach werden die Aufsichtbehörden gegen das Unternehmen dm-Drogeriemarkt vorgehen müssen. Wir wissen auch, dass sich die betroffenen Pharmahersteller mit ihren Rechtsabteilungen intensiv mit dieser Problematik auseinandersetzen und prüfen, wie sie in geeigneter Form gegen diese unlautere Kooperation tätig werden wollen.

DAZ

Wie sollten sich Apotheken in der Nähe von dm-Drogeriemärkten verhalten?

Preis:

Wir raten von unüberlegten Marketing- oder Preisreaktionen ab, würden diese doch die schon jetzt nur noch spärlichen Renditen der öffentlichen Apotheken unnötig verschlechtern. Vielmehr ist es für die Apotheker - wie in der Vergangenheit – wichtig, das Augenmerk nach wie vor auf die persönliche Beratung der Kunden zu lenken, denn hier liegt aktuell und in Zukunft die Stärke der öffentlichen Apotheken.

DAZ

Planen Sie Pressemeldungen oder ähnliche öffentlichkeitswirksame Maßnahmen?

Preis:

Wir werden von Seiten des Apothekerverbandes Nordrhein zunächst ganz bewusst auf eine öffentliche Reaktion gegenüber dm-Drogeriemarkt verzichten. Voreilige Reaktionen würden nur zusätzliche Aufmerksamkeit der Medien und Öffentlichkeit auf diesen Anbieter lenken, und damit kostenlose Werbung für diesen gesetzeswidrigen Vertriebsweg machen.

DAZ

Vielen Dank für das Gespräch!