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Arzneimittel und Therapie
Insulinanaloga: Physiologische Insulintherapie bei Kindern
Diabetes mellitus ist eine häufige Stoffwechselerkrankung mit steigender Tendenz. Am Typ 1 sind derzeit etwa 5 bis 8 Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung erkrankt. Dabei sind insbesondere ältere Menschen betroffen: Bei den über 70jährigen leidet mindestens jeder Fünfte an der Zuckerkrankheit. Aber auch unter den Kindern und Jugendlichen finden sich Diabetespatienten und bei ihnen sind die jährlichen Steigerungsraten besonders besorgniserregend.
In der Altersgruppe bis 19 Jahre gibt es bei uns derzeit 0,15 Prozent Diabetes-Typ-1-Patienten (ca. 24 000 Betroffene), wobei die Inzidenz jährlich um etwa 4 Prozent zunimmt. Darüber hinaus sind sogar schon Kinder von einem Typ-2-Diabetes betroffen: jährlich kommt es derzeit zu ca. 210 Neuerkrankungen.
Gute Steuerbarkeit des Insulinanalogons
Die Behandlung der Wahl beim Diabetes Typ 1 ist die intensivierte Insulintherapie nach dem Basis-Bolus-Konzept. Sie wird entweder mit mindestens vier Injektionen am Tag oder mit einer Insulin-Infusionstherapie durchgeführt. Dafür wird ein Basisinsulin morgens und abends verabreicht und dann zu jeder Mahlzeit ein kurzwirksames Insulin gespritzt. Ein kurzwirksames Insulinanalogon ist vorteilhaft, weil es situationsgerecht und kurzfristig nach Bedarf appliziert werden kann.
So kann eine individuelle Dosierung gewährleistet werden: Es flutet so schnell an, dass kein Spritz-Ess-Abstand eingehalten werden muss und es kann bedarfsgerecht sogar nach dem Essen gespritzt werden. Die gute Steuerbarkeit des schnellen, kurzwirksamen Insulins schenkt ein großes Maß an Flexibilität, welche bei der Insulintherapie von Kindern und alten Menschen sehr hilfreich sein kann.
Situationsgerecht Insulin geben
Auch im Kindes- und Jugendalter werden schnellwirksame Insulinanaloga angewandt. Besonderheiten dieser Lebensphase, wie Einflüsse des Wachstums, hormonellen Veränderungen, Unvorhersehbarkeit von Aktivität und Nahrungsaufnahme besonders bei Kleinkindern machen eine individualisierte Behandlung erforderlich. Das Risiko, eine Hypoglykämie zu erleiden, ist bei jüngeren Kindern höher als bei Erwachsenen. Daher kann die Verabreichung eines kurzwirksamen Insulinanalogon nach dem Essen gerade bei Kindern empfehlenswert sein.
In Studien konnte eine Senkung der Hypoglykämierate beim Einsatz kurzwirksamer Insulinanaloga bei der Pumpentherapie bei Kindern und Jugendlichen durch die physiologischere, situationsgerechte Insulinabgabe nachgewiesen werden.
Einsatz von Insulinanaloga in der Schwangerschaft
In der Schwangerschaft sollte der Stoffwechsel der werdenden Mutter so eingestellt werden, dass normale Glucosewerte resultieren. Auf diese Weise kann das Kind vor Fehlbildungen und diabetisch-spezifischen Komplikationen geschützt werden. Hierfür sind eine Stunde nach den Mahlzeiten (postprandial) Blutzuckerwerte unter 140 mg/dl anzustreben. Unter diesen Bedingungen sind die zu erwartenden Komplikationen für das Kind gering, vergleichbar mit denen von Kindern nicht-diabetischer Mütter. Bei prägestationellem Diabetes ist eine optimale Blutzuckereinstellung bereits vor der Konzeption wünschenswert.
Hohe therapeutische Sicherheit
Für die Anwendung von Insulin lispro liegen in der Schwangerschaft liegen Fallbeobachtungen und Studien vor, die für das werdende Kind keine negativen Folgen erkennen lassen. So konnte kein fruchtschädigendes Potenzial während der Schwangerschaft gefunden werden, da Insulin lispro ebenso wie normales humanes Insulin nicht die Plazentaschranke überschreitet und so nicht auf das Kind übergeht. In einer anderen Studie konnte im Nabelblut von Neugeborenen kein Insulinanalogon nachgewiesen werden, obwohl es die Mütter zur Zeit der Geburt noch erhalten hatten.
Die Neugeborenen von Müttern, die mit Insulin lispro behandelt wurden, zeigten keine vermehrten Geburtskomplikationen oder Schädigungen im Vergleich zu Kindern von Müttern, die humanes Normalinsulin erhalten hatten. Die bei mit lispro behandelten Schwangeren in einer Studie aufgetretene Retinopathie wird auf eine schnellere Normalisierung des Glucosestoffwechsels zurückgeführt und wurde in anderen Studien nicht wieder beobachtet.
Insulin lispro hat eine erheblich erhöhte Resorptionsgeschwindigkeit aus der Subkutis. Die Wirkung beginnt etwa 15 Minuten nach der Injektion, erreicht nach etwa 30 bis 90 Minuten ihr Maximum und hält insgesamt ungefähr zwei bis fünf Stunden an. Ein Ess-Spritz-Abstand entfällt. Meist wird Insulin lispro als Kombinationspartner für ein Verzögerungsinsulin verwendet. Insulin lispro (Humalog®) steht auch in festen Mischungen mit Protamin-verzögertem Insulin lispro als biphasisches Analoginsulin zur Verfügung (Humalog® Mix).
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