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DAZ aktuell
Chef des Sozialverbands für starke Rolle der Apotheker
Viele Chroniker müssten erhebliche Mittel für die rezeptfreien Arzneimittel aufbringen. Ältere Bürger, darunter häufig Frauen, schickten derzeit Briefe an den Sozialverband mit dem Hinweis, die Rente reiche für den Selbstkauf der Präparate nicht aus, für Hirrlinger eine "üble Situation". Der VdK-Präsident attestierte den Apothekern, bei der Optimierung der Arzneimitteltherapie eine hoch einzuschätzende Rolle zu spielen und begrüßte die Bereitschaft im Berufsstand, den neuen Aufgaben gerecht werden zu wollen.
Gesundheitskarte nicht verzögern
In Düsseldorf mahnte Hirrlinger die pünktliche Einführung der elektronischen Gesundheitskarte ab 2006 an. Könne jeder Arzt bei neuen Verordnungen die bisherige Therapie einsehen, könnten zum Beispiel Fehlverordnungen vermieden werden. Den Plan der Bundesgesundheitsministerin, bei der Datenspeicherung der Karte auf Freiwilligkeit zu setzen, lehnte Hirrlinger jedoch ab, dann werde das Projekt scheitern, glaubt er.
Verträge wie für Altenheime gefordert
Karl-Rudolf Mattenklotz, Noch-Präsident der Apothekerkammer Nordrhein, wies auf die Mitverantwortung von Apothekern bei der Arzneitherapie hin. Jede zweite Apotheke der 2500 Apotheken zwischen Rhein, Ruhr und Wupper arbeitet bereits mit Kundenkarten, darüber hinaus beteiligen sich viele am Hausapothekenmodell. Nach Worten von Mattenklotz sollten die Apotheker wie bei den Arzneimittelversorgungsverträgen für Alten- und Pflegeheimen auch in anderen Sektoren verpflichtend eingebunden sein. Durch verstärkte pharmazeutische Betreuung werde nicht nur die Arzneitherapie sicherer und besser, durch den effizienten Einsatz der Medikamente ließen sich auch Kosten für die Krankenversicherung einsparen.
Selbstkäufe kennt nur Apotheker
Mattenklotz warb für den flächendeckenden Einsatz von Gesundheitskarten wie den derzeitigen Kundenkarten. Nur durch die Dokumentation sämtlicher Arzneimittel inklusive der selbst gekauften Präparate entsteht das Gesamtbild der Arzneitherapie, das anschließend den Ärzten mitgeteilt werden kann. Andere Vertriebskanäle wie die jüngste Kooperation einer niederländischen Versandapotheke mit Drogeriemärkten der dm-Kette könnten das keinesfalls leisten, so der Verweis auf die aktuelle Kooperation, bei der Bürger ihre Arzneimittel in Filialen von dm abholen sollen.
Kostensparen funktioniert
Dass die pharmazeutische Betreuung der Patienten nicht nur deren Behandlung verbessert, sondern konkret Kosten einspart, belegten die Praxisbeispiele zweier KollegInnen aus Nordrhein. Dr. Beatrix Sommer betreut als Stationsapothekerin am Klinikum Krefeld die Intensivstation. Sie konnte zeigen, dass ihre Anwesenheit am Krankenbett vor Ort die Sicherheit der medikamentösen Behandlung erhöht, weil zum Beispiel Applikationsfehler sinken. Darüber hinaus hilft sie, für ältere, multimorbide Patienten individuelle Dosierungen der Arzneimittel festzulegen, um Überdosierungen zu vermeiden.
Mit der Anwesenheit der Apothekerin am Krankenbett konnten im Klinikum Krefeld in Bereichen mit besonders intensivem Arzneimittelgebrauch die Arzneikosten pro Patient und Tag um ein Drittel gesenkt werden. Sommer hob hervor, dass die Ärzte im Krankenhaus die Unterstützung gern annähmen, da sie nicht als Kontrolleur der Mediziner auftrete, sondern Teamarbeit als optimale Ergänzung am Krankenbett praktiziere.
Belieferung von Altenheimen
Ihr Kollege Georg Kuchler, der die Malteser-Apotheke in Duisburg leitet, betreut seit mehreren Jahren verschiedene Alten- und Pflegeheime in der Stadt. Schon ein Jahr bevor die Arzneimittelversorgungsverträge für Alten- und Pflegeheime im Sommer 2003 Pflicht für diejenigen wurden, die Heime beliefern wollen, hatte Kuchler ähnliches mit Kollegen in einem Qualitätszirkel erarbeitet. Kuchler skizzierte das Procedere, bei dem die betreuende Apotheke bei jedem neuen Heimbewohner vor der ersten Arzneimittellieferung eine Übersicht über die gesamte Medikation erhält.
Wichtig sei zum Beispiel auch die Kontrolle der Medikamentenschränke in den Heimen, da Angehörige oftmals Medikamente zusätzlich mitbringen, von denen weder der Arzt noch der Apotheker etwas weiß. Dass die Arzneimittelversorgung auf diese Weise optimal läuft, bestätigte Wilhelm Oesterschmidt, Pflegedienstleiter der evangelischen Alten- und Krankenheime Beeck-Ruhrort-Walsum. Die Sicherheit der Therapie sei erheblich gestiegen. Werden beispielsweise Wechselwirkungen der Präparate untereinander bekannt, gibt das Heim dies an den behandelnden Arzt weiter. Auch hier sei die Zusammenarbeit als Teamarbeit zwischen Pflegedienstkräften, Arzt und Apotheker angelegt und funktioniere sehr gut.
Wie darüber hinaus Kosten gespart werden, machte Kuchler an dem Beispiel einer Privatpatientin im Heim deutlich, bei der erst der Apotheker die Gesamtzahl von 16 Arzneimitteln ermittelte, da die Frau vorher bei zwei Hausärzten in Behandlung gewesen war, die voneinander nichts wussten. Von den 16 Präparaten, darunter allein vier Diuretika sowie ein Mittel gegen Diuretika-Nebenwirkungen, konnten zehn nach Rücksprache mit den Ärzten abgesetzt werden, mit nur sechs Arzneimitteln wurde die Therapie fortgesetzt, entsprechend Behandlungskosten eingespart.
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