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Arzneimittel und Therapie
Fettstoffwechselstörungen: Das HDL-Cholesterin erhöhen
HDL-(High Density Lipoprotein) Cholesterin ist für den Rücktransport von Cholesterin aus den Zellen und Gefäßen in die Leber zuständig ("reverse cholesterol transport"). Das überschüssige Cholesterin wird jedoch von den HD-Lipoproteinen nicht vollständig an die Leber zurückgegeben. Ein Teil gelangt über den LDL-(Low Density Lipoprotein) Rezeptor der Hepatocyten wieder in den Cholesterin-Pool des Körpers, ein anderer Teil wird an die VLD-(Very Low Density)- und LD-Lipoproteine zurückgegeben. Hierbei spielt das Cholesterylester Transferprotein (CEPT) eine wichtige Rolle.
CEPT ist ein Plasma-Glykoprotein, das den Transfer von Cholesterylestern von HDL-Cholesterin zu Apolipoprotein-B-enthaltenden Lipoproteinen erleichtert. Ein genetisch bedingter CEPT-Mangel bewirkt hohe HDL-Cholesterin-Spiegel. Das heißt, wird die Bildung oder Aktivität von CEPT unterdrückt, wird die Rückgabe von Cholesterin von den HD-Lipoproteinen an die VLD- und LD-Lipoproteine verhindert und dadurch das HDL-Cholesterin erhöht. Auf diesem Hintergrund basiert die Entwicklung von CEPT-Inhibitoren, die bereits in kleineren Pilotstudien eingesetzt wurden.
Pilotstudie mit Torcetrapib
Für eine kleinere Pilotstudie wurden 19 Probanden mit einem niederen HDL-Cholesterin-Spiegel (<40 mg/dl) ausgewählt und zunächst vier Wochen lang mit einem Plazebo behandelt. Anschließend erhielten zehn Patienten vier Wochen lang täglich 120 mg Torcetrapib, neun Probanden erhielten zusätzlich 20 mg Atorvastatin (Sortis®). In einer weiteren Studienphase erhielten sechs Studienteilnehmer, die kein Statin erhalten hatten, während weiteren vier Wochen zwei Mal täglich 120 mg Torcetrapib.
Die tägliche Einnahme von Torcetrapib führte zu einem Anstieg des HDL-Cholesterin-Spiegels um durchschnittlich 46 Prozent (p=0,001), die zusätzliche Einnahme des Statins bewirkte eine Erhöhung um 61 Prozent (p<0,001). Die Monotherapie mit Torcetrapib bei täglich zweimaliger Gabe führte zu einer Verdoppelung der HDL-Werte (p<0,001). Die Kombination von Statinen und Torcetrapib führte zusätzlich zu einer 17 prozentigen Abnahme des LDL-Wertes (p=0,02). Torcetrapib wurde gut vertragen, und unter der Therapie traten nur milde bis mäßige Nebenwirkungen auf.
In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass eine Hemmung von CEPT einen Anstieg der HDL-Cholesterin-Werte bewirkt und in der Kombination mit einem klassischen LDL-Lipidsenker eine synergistische Wirkung aufweist. Noch ist allerdings nicht geklärt, ob die auf diesem Weg erzielte Erhöhung von HDL auch das kardiovaskuläre Risiko senken kann. Dies wird Aufgabe zukünftiger entsprechend konzipierter Studien sein.
Zur Therapie von Fettstoffwechselstörungen gibt es theoretisch mehrere Ansatzpunkte, unter anderem ein Absenken von LDL-Cholesterin oder ein Anheben von HDL-Cholesterin. Der erste Weg wird mit Statinen eingeschlagen, die vorwiegend LDL senken, der zweite Weg mit Fibraten und Niacin, die HDL allerdings nur mäßig erhöhen. Durch eine Hemmung des Cholesterylester Transferproteins (CEPT) erhofft man sich einen stärkeren Anstieg von HDL und somit einen besseren kardiovaskulären Schutz.
LDL, HDL und Arteriosklerose
Die Arteriosklerose beginnt mit einem Endothelzellschaden der Arterienwand, an der daraufhin Monozyten angehaftet werden. Diese werden in Makrophagen umgewandelt und nehmen LDL-Cholesterin durch oberflächliche Rezeptoren auf. Diese Makrophagen besitzen einen zusätzlichen Scavanger-Rezeptor, der ungebremst oxidiertes LDL-Cholesterin aufnimmt, wobei sich die Makrophagen in fettangereicherte Schaumzellen umwandeln und absterben. Dieser Vorgang ist entscheidend für die Bildung arteriosklerotischer Plaques.
HDL-Cholesterin schützt vor Arteriosklerose, da es Cholesterin aus dem peripheren Gewebe aufnimmt und zum Abbau in die Leber transportiert. Auch schützt HDL-Cholesterin das LDL-Cholesterin vor oxidativen Prozessen. Ferner vermindert es im Plasma die Adhäsion von Monozyten an die Arterienwand und damit auch deren Migration in den subendothelialen Raum. Aus epidemiologischen Studien geht hervor, dass bereits eine Erhöhung von HDL-Cholesterin um 1 mg/dl zu einer zwei- bis vierprozentigen Reduktion des kardiovaskulären Risikos führt.
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