Aus Kammern und Verbänden

LAV Baden-Württemberg: Stimmung vorsichtig optimistisch

"Waren es letztes Jahr die unrechtmäßigen Aufrufe einiger Krankenkassen zur Teilnahme am illegalen Versandhandel, ist es jetzt die zweifelhafte Handhabung der nicht ganz korrekt ausgestellten Zuzahlungsquittungen ausländischer Versandhändler" Ų mit diesen deutlichen Worten kritisierte Fritz Becker, Präsident des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg, auf der Mitgliederversammlung des Verbands am 16. Juni 2004 in Stuttgart das Verhalten der Kassen.

Gleichzeitig wies Becker darauf hin, dass dem Verband Gutachten vorliegen, die feststellen, dass die Krankenkassen auf die volle Zahlung bestehen müssen. Er forderte die Gerichte auf, in diesem Zusammenhang aktiv zu werden.

Musterländle

Dass die Apotheken im Lande trotz der fatalen Auswirkungen des Beitragssatzsicherungsgesetzes "einigermaßen bestehen konnten", erklärt sich nach Auffassung des Präsidenten dadurch, dass die Apotheker "Wirtschaftlichkeitsreserven in Form von Entlassungen" aktiviert haben: "Annähernd 3000 Entlassungen oder nicht wieder besetzte Stellen sprechen in Baden-Württemberg eine deutliche Sprache", so Becker.

Im Zusammenhang mit dem Herstellerrabatt der pharmazeutischen Industrie wies Becker darauf hin, dass die Rechenzentren die Summen, die an die Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) abgeführt und den Apotheken gleichzeitig wieder gutgeschrieben werden, bis zum Zahlungseingang zwischenfinanzieren. Da die Zahlungsmoral der Industrie dabei eher zögerlich sei, könne es vorkommen, dass in einigen Fällen "in den nächsten Wochen und Monaten der eine oder andere Herstellerrabatt rückbelastet wird".

Erleichtert wies der Standespolitiker darauf hin, dass 2003 eine Importquote von 6,01 Prozent erreicht werden konnte. Auch im Hinblick auf die Abgabe von Generika mit einer Quote von über 70 Prozent ist Baden-Württemberg in Beckers Augen "beinahe ein Musterländle".

Rückgang der Packungszahlen

Positiv verzeichnete der Präsident auch, dass das Kombimodell Zustimmung bei der Politik fand. Außerdem hat es sich mit einem Beitrag von zehn Millionen Euro, die in das angestrebte Einsparvolumen von 400 Millionen Euro einfließen, bereits heute gerechnet. Mit Sorge hingegen betrachtete Becker den Rückgang der Packungszahlen: "Was uns noch absolut zu schaffen macht, ist, dass kaum noch nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel verschrieben und diese nur zögerlich vom Patienten selbst bezahlt werden."

Mit kritischem Unterton an die Adresse der Gesundheitspolitik gerichtet, wies er auch darauf hin, dass der Fremdbesitz "bis jetzt noch – und ich betone ausdrücklich: noch" abgewehrt werden konnte. Bei der Selbstmedikation riet Becker zu "mehr Selbstbewusstsein" und warnte gleichzeitig davor, den Patienten falsche Ratschläge zu geben, sie etwa auf ein verschreibungspflichtiges Medikament zu "switchen".

Die Apothekenpflicht, die nicht erst seit dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs indirekt auf dem Prüfstand steht, muss nach Überzeugung Beckers unbedingt verteidigt werden. Obwohl es zu früh sei, Schlüsse für das laufende Jahr zu ziehen, äußerte sich der Präsident etwa im Hinblick auf die integrierte Versorgung für die Zukunft optimistisch und meinte, dass die Apotheker mittelfristig die besseren Konzepte anbieten können und dass die Euphorie um neue Anbieter, wie Versandhandel und Krankenhausapotheken, sich ganz schnell "als Luftblase erweisen wird".

Service-Angebote gefragt

Dieter Harfensteller, der 2004 ausgeschiedene Schatzmeister des Verbands, stellte die wirtschaftliche Lage 2003 vor. Wegen sparsamer Haushaltsführung konnte er trotz gestiegener Anforderungen eine gesunde Bilanz vorweisen. Da die Fortbildungswilligkeit der Apotheker ungebrochen ist, waren die angebotenen Seminare stark frequentiert und brachten entsprechende Einnahmen. Im SOFO-Markt gingen zwar die Bestellmengen in Bezug auf die Stückzahlen zurück, aber aufgrund von teuren Bestellungen konnten auch hier sowohl der Umsatz als auch der Rohertrag gesteigert werden. Der Schatzmeister und die Mitglieder des Vorstandes wurden entlastet.

Der Präsident bedankte sich bei allen Mitarbeitern sehr herzlich für die Zusammenarbeit und lobte insbesondere die Arbeit von Geschäftsführerin Hofferberth.

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