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Arzneimittel und Therapie
Multiple Sklerose: Selektiver Adhäsionsmolekül-Inhibitor als Therapieoption
Aufgrund der vielversprechenden Ergebnisse der Ein-Jahres-Analysen der Phase-III-Studien Affirm (Sicherheit und Wirksamkeit von Natalizumab bei schubförmig-remittierender MS) und Sentinel (Sicherheit und Wirksamkeit von Natalizumab in Kombination mit Interferon beta-1 a bei Patienten mit schubförmiger MS) wurde der Zulassungsantrag bei der EMEA (European Agency for the Evaluation of Medicinal Products) und der FDA (Food and Drug Administration) gestellt.
Positive Ergebnisse der Phase-III-Studie ENACT-2 zur Wirksamkeit von Natalizumab bei Morbus Crohn wurden im Rahmen der diesjährigen Digestive Disease Week in New Orleans vorgestellt. Die Unternehmen planen die Beantragung der europäischen Zulassung für die Indikation Morbus Crohn im vierten Quartal dieses Jahres. Zudem wird jetzt in einer Phase-II-Studie die Effektivität und Sicherheit von Natalizumab bei rheumatoider Arthritis untersucht.
Entzündungskaskaden durchbrechen
Natalizumab ist die humanisierte Form eines murinen monoklonalen Antikörpers, der an ein Adhäsionsmolekül auf Lymphozyten und Monozyten bindet und dadurch die Kommunikation zwischen den Immunzellen stört. So wandern bei Morbus Crohn Immunzellen in den entzündeten Gastrointestinaltrakt und verstärken dort den Entzündungsprozess; bei der Multiplen Sklerose findet der gleiche Prozess an den Myelinscheiden der Nervenzellen im Gehirn statt. Adhäsionsmoleküle auf der Oberfläche der Immunzellen spielen dabei eine wichtige Rolle.
Natalizumab bindet an ein spezifisches Adhäsionsmolekül auf der Oberfläche der Immunzelle, bekannt als Alpha-4-Integrin. Es wird vermutet, dass Natalizumab durch diese Adhäsion Immunzellen daran hindert, die Blutgefäße zu verlassen und in das Hirngewebe – bei Multipler Sklerose – oder in das entzündete Darmgewebe – bei Morbus Crohn – zu wandern. ck
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