- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 29/2004
- Kommentar: Ein Zeichen ...
Adexa Info
Kommentar: Ein Zeichen setzen
Die Geschichte, Angestellten mehr Gehör zu verschaffen, ist lang und äußerst mühselig. Ich habe heute noch die Worte von Ingeborg Simon im Ohr, bevor – endlich!!! – vor fast 10 Jahren die Aufschlüsselung der Delegierten für den Apothekertag nach Status in der PZ von den Delegierten abgesegnet wurde: "Ich stelle diesen Antrag nun seit 10 Jahren, und werde ihn auch weitere 10 Jahre stellen, wenn er heute nicht angenommen wird." Er wurde angenommen.
Aber Spaß beiseite, das Anliegen ist den Angestellten bitter ernst. Es wäre für den gesamten Berufsstand fatal, sich als ABDA nun gemütlich zurück zu lehnen und die Revision abzuwarten – zumal es eher deutliche Zeichen gibt, dass auch die zweite Instanz ein strukturelles Ungleichgewicht erkennt.
Notwendig ist vielmehr, nun ein deutliches, weithin sichtbares Zeichen zu setzen. Appelle wie beim ADEXA/BVA-Jubiläum, es sollten sich doch bitte mehr Angestellte und junge KollegInnen in Richtung Berufspolitik aufmachen, sind zwar lieb gemeint, aber bewirken nichts außer einer hübschen Presse. Auch eine Veränderung des BAK-Vorstandes mit einer deutlicheren Repräsentanz von angestellten ApothekerInnen aus verschiedenen Bereichen ist zwar wünschenswert, wird aber nicht ausreichen; das Ungleichgewicht in der ABDA bleibt nach wie vor bestehen.
In der ABDA-Spitze gibt es keine Parität von Angestellten, sondern nur eine einzige Position, auf die per Satzung ein nichtselbständiger Apotheker gewählt wird. Auch im Vorstand der BAK ist eine Parität nicht festgelegt; und im DAV sind ohnehin keine ApothekerInnen in nichtselbständiger Position – eine in der Satzung festgeschriebene krasse Unterrepräsentanz von Angestellten.
Auch im ABDA-Gesamtvorstand ein ähnliches Bild: Nur fünf der insgesamt fast 40 Mitglieder sollen ihren Beruf in nichtselbständiger Stellung ausüben! Und in der Mitgliederversammlung ist es nicht anders: Von vier TeilnehmerInnen, die aus einer Apothekerkammer kommen, soll (nicht muss!) einer angestellt sein. Dies ist außerdem nur eine "Soll-Bestimmung", die in der Regel durch den Geschäftsführer der jeweiligen Apothekerkammer wahrgenommen wird – auch nicht gerade der klassische Angestellte.
Notwendig ist ein von unten, aus den Kammern kommendes Bemühen, auch Angestellte für Berufspolitik zu interessieren, die Bereitschaft, auch deren Meinung (die durchaus ganz anders sein kann) zu akzeptieren. Dies setzt mehr inneren Diskurs in der Apothekerschaft voraus, als es bisher der Fall ist, wo Andersdenkende gern ignoriert werden und der Protest sich allenfalls in den Leserbriefspalten und der Gründung zweifelhafter Protestalternativen aus dem kaufmännischen Bereich austobt.
Gerade Angestellte haben einen unverstellteren Blick auf pharmazeutische Notwendigkeiten und denken erst in zweiter Linie kaufmännisch. Hier können sie eine sinnvolle Ergänzung des Heilberuflers zu dem des Kaufmannes bilden, die auch die Öffentlichkeit akzeptiert. "Gerecht" wäre es, beim Apothekertag als Delegierte Angestellte aus den Kammern und Selbständige aus den Verbänden aufzustellen. Oder nicht?
In der derzeitigen Situation liegt jedenfalls die Chance für einen Neuaufbruch, und zwar ohne Zeitdruck. Wenn erst ein entsprechendes Urteil der zweiten Instanz gefällt wird, ist das Kind endgültig in den Brunnen gefallen. Die Gelegenheit ist günstig: Im Dezember sind Neuwahlen für die ABDA, und warum sollte dort nicht nach einer neuen Struktur gewählt werden? Die Angestellten jedenfalls werden sich der Diskussion um die zukünftige Struktur nicht verwehren – aber es ist an der Zeit, dies nicht nur in kleinen Kammerzirkelchen zu tun, sondern öffentlich. Wie wäre es mit einem "Sonder-Apothekertag" zur zukünftigen Struktur der ABDA? Ein "open space" für alle Interessierten, wo Wünsche und Bedürfnisse ausgelotet werden?
Die ABDA hat den Anspruch, ALLE ApothekerInnen zu vertreten. Dann sollten auch alle die zukünftige Struktur mit entscheiden können und nicht nur die, die auf dem bisherigen, zu Recht vom Verwaltungsgericht Berlin kritisierten Weg, zur Entscheidungsbefugnis gekommen sind.
Insa Heyde
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.