Arzneimittel und Therapie

Pankreaskarzinom: Erhöht ASS das Krebsrisiko?

Die Langzeiteinnahme von Acetylsalicylsäure (ASS) könnte bei manchen Frauen unter Umständen mit einem erhöhten Risiko eines Pankreaskarzinoms einhergehen. Diese Vermutung wird in einem aktuellen Artikel geäußert, der im Journal of the National Cancer Institute (JNCI) erschienen ist.

Diese Vermutung ergibt sich aus einer Auswertung der Daten aus der Nurses' Health Study. Für die aktuelle Auswertung wurden fast 88 500 Krankenschwestern 18 Jahre lang beobachtet. Im Untersuchungszeitraum trat bei 161 Frauen ein Pankreaskarzinom auf.

Dabei zeigte sich ein steigendes Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs mit der regelmäßigen Einnahme von ASS (zwei oder mehr Tabletten wöchentlich). Frauen, die 20 Jahre regelmäßig ASS eingenommen hatten, hatten ein erhöhtes Risiko für ein Pankreaskarzinom (RR = 1,58). Außerdem konnte gezeigt werden, dass sich das Risiko mit steigenden Einnahmemengen erhöht.

Daten müssen überprüft werden

Andererseits konnte im Jahr 2002 in einer anderen Studie der University of Minnesota, USA, mit 28 000 postmenopausalen Frauen zwischen 55 und 69 Jahren gezeigt werden, dass ASS das Risiko für ein Pankreaskarzinom sogar verringern kann (RR = 0,57). Das Erkrankungsrisiko lag bei den Probandinnen niedriger, die regelmäßig ASS einnahmen.

Auch andere epidemiologische Studien belegen eher eine Senkung des Krebsrisikos, sodass die jüngsten Ergebnisse näher überprüft und analysiert werden sollten. In mehreren anderen Studien mit kleineren Patientenzahlen kamen ebenfalls unterschiedliche Ergebnisse zustande.

Die Schlussfolgerungen der Studie erfordern angesichts der geringen Fallzahl von Pankreaskarzinomen, über die in der im JNCI abgedruckten Arbeit berichtet wird (weniger als 0,2%) und die zu einem noch geringeren Teil ASS einnehmende Frauen betrafen, eine sorgfältige Überprüfung.

Risiko nur geringfügig erhöht

Im JNCI wird in einem Leitartikel zu der Studie darauf verwiesen, dass die in der Arbeit aufgeführten relativen Risiken nur geringfügig erhöht sind und die Ergebnisse denen anderer Studien widersprechen. Der Leitartikler, Dr. med. John A. Baron von der Dartmouth Medical School, bemerkt dazu: "Es gibt keine einfachen Antworten auf die Frage, wie sich ASS und andere nicht-steriodale Antirheumatika auf die pankreatische Kanzerogenese auswirken."

Nutzen überwiegt das Risiko

Die Studienleiter der Nurses' Health Study heben hervor, dass das potenzielle Risiko eines Pankreaskarzinoms in Verbindung mit zu erwartenden kardiovaskulären und sonstigen Vorteilen bewertet und durch andere Studien bestätigt werden müsse. So erkranken jährlich schätzungsweise 27 000 Amerikaner an Bauchspeicheldrüsenkrebs, während dieses Jahr fast eine Million Amerikaner an einer Herzerkrankung sterben dürften.

Dr. med. Eva Schernhammer von der Harvard Medical School, die leitende Prüferin der Studie, hatte in Interviews in den Medien geraten, Frauen sollten ihre ASS-Therapie in jedem Fall nur nach Rücksprache mit ihrem Arzt absetzen oder ändern, denn ASS trägt nachweislich zur Vorbeugung von Herzinfarkt und Schlaganfällen bei. hel

Durch die Medien geisterte in den vergangenen Tagen die Meldung, dass Acetylsalicylsäure Pankreaskarzinom verursachen soll. Grundlage für diese Schlagzeilen ist ein im Journal of the National Cancer Institute erschienener Artikel, in dem die Vermutung geäußert wird, die Langzeiteinnahme von ASS könne mit einem erhöhten Risiko eines Pankreaskarzinoms einhergehen. Um die aufgeworfenen Fragen zu beantworten, sind jetzt weitere Untersuchungen notwendig.

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