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- DAZ 31/2004
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Arzneimittel und Therapie
Kopfschmerzen: Akupunktur besser als Medikamente
Obwohl schätzungsweise jeder zehnte Allgemeinarzt in England Akupunktur einsetzt, ist die Wirksamkeit dieses Vorgehens bislang nicht eindeutig durch Evidenz-basierte Studien bestätigt. Eine Cochrane-Analyse von 26 Studien zeigt zwar, dass Akupunktur bei Kopfschmerzen eine günstige Wirkung hat, Art und Ausmaß dieses Benefits wurden allerdings nicht untersucht. Aus diesem Grund wurden in England und in Wales zwei Studien durchgeführt, in denen die Effektivität von Akupunktur methodisch exakt untersucht sowie eine Kosten-Nutzen-Analyse durchgeführt wurde.
Randomisierte Studie mit Migränepatienten
Für die Studien wurden 401 Patienten im Alter von 18 bis 65 Jahren ausgewählt, die unter chronischen Kopfschmerzen und insbesondere unter Migräne litten. Ein Teil der Patienten erhielt während drei Monaten bis zu 12 Akupunkturbehandlungen, der andere Teil eine herkömmliche, medikamentöse Therapie. Alle Studienteilnehmer führten über ein Jahr hinweg ein Tagebuch über die Heftigkeit ihrer Kopfschmerzattacken. Aus dieser Beurteilung ergab sich eine Bewertung der Kopfschmerzen nach einer Punkteskala. Zu Beginn der Studie, nach drei und nach 12 Monaten wurden der allgemeine Gesundheitsstatus, das Ausmaß der Kopfschmerzen (anhand der Punkteskala) und die Einnahme von Medikamenten festgehalten.
Deutliche Besserung nach Akupunktur
Nach einem Jahr litten die Patienten, die eine Akupunktur erhalten hatten, deutlich weniger unter Kopfschmerzen als die medikamentös therapierten Teilnehmer. Durch die Akupunktur nahmen die Kopfschmerzen um 34% ab; durch die Pharmakotherapie wurde eine 16%ige Reduktion erzielt (p = 0,0002).
Auf das Jahr umgerechnet klagten die Patienten der Akupunktur-Gruppe an durchschnittlich 22 Tagen weniger über Kopfschmerzen als die konventionell behandelten Probanden. Auch der allgemeine Gesundheitsstatus verbesserte sich durch die Akupunktur; eine statistische Signifikanz wurde hier vor allem bei der körperlichen Verfassung ermittelt. Im Vergleich zur Kontrollgruppe nahmen die Patienten der Akupunkturgruppe weniger Medikamente ein (– 15%), gingen seltener zum Arzt (– 25%) und waren an weniger Tagen (– 15%) arbeitsunfähig.
Erhöhte Kosten, verbesserte Lebensqualität
In einer weiteren Untersuchung wurde eine Kosten-Nutzen-Analyse beider Behandlungsarten durchgeführt. Dabei wurden die finanziellen Aufwendungen und der Nutzen für den Patienten durch die Verbesserung der Lebensqualität berücksichtigt. Bei der medikamentösen Therapie fallen pro Jahr durchschnittliche Kosten von 322 Euro an, bei der Akupunktur 598 Euro. Die Akupunkturbehandlung geht mit einer Verbesserung der Lebensqualität einher, die quantifiziert werden kann. Sie wird in Qualy ausgedrückt (Qualy = Quality Adjusted Life Years) und beträgt für medikamentös behandelte Probanden 0,708, für Patienten der Akupunkturgruppe 0,727.
Die Verbesserung der Lebensqualität durch Akupunktur schlägt also mit 0,021 Qualys oder 276 Euro zu Buche. Geht man von dieser Zahl aus, kostet der Zuwachs von einem Qualy rund 13 600 Euro. Da im englischen Gesundheitswesen für eine Verbesserung der Lebensqualität um einen Qualy bis zu 44 000 Euro bezahlt werden, erscheint die Akupunktur eine günstige Methode zur Erhöhung der Lebensqualität.
Zu den Studien
Ausgangssituation:
- Akupunktur wird häufig bei chronischen Schmerzen eingesetzt.
- Einige kleinere Studien zeigen einen Benefit für die Akupunkturbehandlung bei chronischen Kopfschmerzen, ihre methodische Qualität ist aber fragwürdig.
- Wie hoch sind die finanziellen Mehrkosten?
Ergebnisse:
- Durch Akupunktur kann eine anhaltende, klinisch relevante Abnahme der Kopfschmerzen erzielt werden.
- Patienten, die eine Akupunkturbehandlung erhalten, haben weniger Kopfschmerzen, nehmen weniger Medikamente ein und sind weniger häufig arbeitsunfähig als konventionell behandelte Patienten.
- Akupunktur verbessert die Lebensqualität, erhöht aber die Therapiekosten.
Empfehlung der Autoren: Akupunktur sollte stärker in die Behandlung von Kopfschmerzpatienten einbezogen werden.
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