Prisma

Brummende Fische als Forschungsprojekt bei Gehörschäden

Haben Fische Ohren? Nicht im eigentlichen Sinn, trotzdem hören die Weibchen der Bootsmannfische auf ihre Männer. Diese brauchen nur zu brummen, schon sind die Frauen zur Stelle - und auch noch paarungswillig. Dass die Weibchen ihre Männer erhören können, hat hormonelle Hintergründe diese hofft man künftig bei der Behandlung von Gehörschäden ausnutzen zu können.

Wer im Sommer an die amerikanische Westküste fährt, hat mit etwas Glück Gelegenheit, einem Kunstgenuss der besonderen Art zu lauschen: dem Paarungsgesang der Bootsmannfische. Mit ihrer Schwimmblase erzeugen männliche Bootsmannfische zur Anlockung der Damenwelt Töne, die an eine Bootsmannpfeife erinnern und ihnen dadurch auch zu ihrem Namen verholfen haben. Die Weibchen reagieren in der gewünschten Weise auf den Männerchor - obwohl sie eigentlich nicht in der Lage sind, zu hören. Warum sie dennoch per Pfiff angeschwommen kommen, haben amerikanische Wissenschaftler nun herausgefunden. Wie sie in der Fachzeitschrift Science schreiben, erlaubt ein erhöhter Steroidspiegel den Fischdamen während der Paarungssaison, Frequenzen wahrzunehmen, die ihnen normalerweise verborgen geblieben wären.

Die Entdeckung dieser Zusammenhänge lässt sich möglicherweise therapeutisch nutzen. Joseph Sisneros von der Universität Washington ist es bereits gelungen, unfruchtbare Bootsmannfisch-Weibchen per Steroidhormon-Behandlung dazu zu bringen, auf das Brummen der Männchen zu reagieren. Zum ersten Mal ist es jemandem gelungen, das Hörvermögen bei Wirbeltieren durch Hormone zu verbessern, sagt Sisneros. Das sei umso bemerkenswerter, als auch im menschlichen Innenohr Steroidrezeptoren sitzen, deren Sinn Wissenschaftlern bislang verborgen war. ral

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