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Großbritannien: Regierung bittet Apotheker zur Kasse

LONDON (jb). Das Jahr 2004 begann für britische Apotheker mit der unerfreulichen Ankündigung eines Regierungsprogramms, das auf die weitere Liberalisierung des Marktes abzielt. Kaum haben sich die Wogen der Empörung geglättet, gibt die Regierung Einschnitte bei Vergütungspreisen für ausgesuchte Generika bekannt. Die Apotheker rechnen bereits mit Mindereinnahmen im dreistelligen Millionenbereich.

Vom 1. September 2004 an werden Apotheker und Ärzte reduzierte Vergütungspreise für Generika vom britischen Gesundheitsträger NHS (National Health Service) erhalten. Die Neuregelung betrifft die generischen Versionen von Doxazosin, Lisinopril, Omeprazol und Simvastatin. Die den Apothekern daraus entstehenden Einbußen werden sich voraussichtlich auf etwa 100 Millionen Pfund belaufen. Erst im Dezember letzten Jahres wurden die Vergütungspreise für die vier Generika drastisch herabgesetzt, um die nach Ansicht der Regierung zu große Differenz zu den Einkaufspreisen angemessen auszugleichen.

Die erneute Reduzierung begründete der für Medikamente und die pharmazeutische Industrie zuständige Staatssekretär Lord Warner mit den erheblich gefallenen Preisen für die betroffenen Generika. In den letzten sechs Monaten seien die Apotheker bei ihren Einkäufen nur spärlich zur Kasse gebeten worden. Die Regierung, so der Minister, arbeite indessen verstärkt an Neuregelungen zur Kalkulation von Medikamententarifen. Bis dahin müsse London jedoch sicherstellen, dass der staatliche Gesundheitsträger NHS auch die entsprechenden Werte für sein Geld erhalte.

Apotheker sind enttäuscht

John D'Arcy von der National Pharmaceutical Association betonte, dass die Mitglieder des Apothekerverbands nicht überrascht seien, jedoch enttäuscht. D'Arcy bezog sich in erster Linie auf den als selektive Maßnahme bezeichneten Vorstoß der Regierung bei der Lösung finanzpolitischer Probleme des Gesundheitswesens. Warwick Smith von der Vereinigung britischer Generikahersteller fügte hinzu, Ad-hoc-Eingriffe in den Markt nicht unbedingt als wünschenswert anzusehen. Selbige würden jedoch verdeutlichen, wie wichtig die zügige Einführung eines neuen Tarifsystems sei. Der Einfluss auf die derzeitige Preisgestaltung durch die Generikahersteller sei allerdings sehr gering, so Smith, da die Preise bereits aufgrund eines angespannten Marktwettbewerbs ein äußerst niedriges Niveau aufwiesen. Für die Apotheker des Königreichs bedeutet dies eine doppelte Belastung, mit der nach Ansicht von Marktbeobachtern auch in Zukunft gerechnet werden muss. Die Regierung, so wird mitgeteilt, sei oftmals kaum über die Vorgänge auf dem schnelllebigen Markt informiert. Wichtige geschäftliche Transaktionen, Deals oder Produktionsengpässe würden nicht wahrgenommen, obgleich diese sich negativ auf die Preisentwicklung und somit auf die Geschäftszahlen der Apotheker auswirken können.

Die Entscheidung der britischen Regierung fällt in eine Zeit, die Apotheker mit der Hoffnung verbinden, über neue OTC-Produkte ihre Umsätze steigern zu können. Immerhin sind zwei der vier von den Kürzungen betroffenen Generika auch als OTC-Produkte erhältlich – Omeprazol und Simvastatin. Ob die so werbewirksame Ankündigung des nunmehr möglichen Verkaufs von Simvastatin 10 mg den Apothekern helfen wird, die Verluste im Geschäftsbereich der rezeptpflichtigen Medikamente spürbar zu minimieren, bleibt abzuwarten.

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