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Arzneimittelversand: Schweizer Versandhändler kooperiert mit deutscher Apotheke
Rechtlich sieht die Zur Rose Pharma GmbH keine Probleme mit den deutschen Vorschriften, es liege kein Fremdbesitz vor. "Ich kann ruhig schlafen", sagte in dem Zusammenhang Rechtsanwalt Walter Oberhänsli von der Muttergesellschaft, der "Zur Rose Aktiengesellschaft", die in der Schweiz außer als Versandapotheke auch als pharmazeutischer Großhändler tätig ist.
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Eine unabhängige, inhabergeführte Apotheke in Halle ist schon gefunden, sie wird den Namen Zur Rose tragen, bestätigte Oberhänsli auf Anfrage der Deutschen Apotheker Zeitung. Um welche Apotheke es sich handelt, wollte Oberhänsli unter Verweis auf das noch laufende Genehmigungsverfahren in Deutschland allerdings nicht sagen. Künftig sollen apothekenpflichtige und verschreibungspflichtige Medikamente, jedoch keine Betäubungsmittel, von Halle aus verschickt werden.
Der Anwalt, Verwaltungsratspräsident der AG (vergleichbar dem deutschen Aufsichtsratsvorsitzenden) spricht angesichts der hohen Investitionen von einer "mutigen" Entscheidung, die das Schweizer Unternehmen tätige, da es von einem Anteil des Arzneiversands am Arzneimittelmarkt in Deutschland zwischen sechs und sieben Prozent bis zum Jahr 2011 ausgeht.
Die Eidgenossen bauen demnach in Sachsen-Anhalt ein Logistikzentrum mit 40 Mitarbeitern auf, deren Zahl im Erfolgsfall verzehnfacht werden soll. Die Investitionen liegen zunächst bei neun Millionen Euro. Im ersten vollen Geschäftsjahr 2005 hoffen die Schweizer auf einen zweistelligen Millionenumsatz. Oberhänsli verwies gegenüber der DAZ auf die umfangreiche Erfahrung mit dem Versandhandel von Arzneimitteln in seinem Land, die bei der Kooperation eingebracht werde.
"Wir sind überzeugt davon, dass der Arzneiversand mittel- und langfristig einen gewissen Platz in Deutschland haben wird", sagte er. Seinen Worten zufolge wird der Umsatz seiner Muttergesellschaft in 2004 von 310 auf 350 Millionen Schweizer Franken steigen, der Jahresüberschuss bewegt sich voraussichtlich zwischen fünf und zehn Millionen Franken. Die Zur Rose Aktiengesellschaft gehört zu den zwei größten Versandapotheken der Schweiz.
Neuer Schritt
Der Bundesverband Deutscher VersandapothekerInnen (BVDA) bezeichnet die neue Kooperation als weiteren Schritt bei der Entwicklung des Arzneimittelmarkts. Dass eine ausländische Kapitalgesellschaft in Deutschland in die Endverbraucherversandhandelsstruktur investiert, sei neu, erklärte Dr. Thomas Kerckhoff vom BVDA auf Anfrage. Die Schweizer Zur Rose Pharma GmbH müsse unter den hier geltenden, komplexen Rahmenbedingungen arbeiten. Es müsse beobachtet werden, wie zum Beispiel das Fremdbesitzverbot, das Heilmittelwerbegesetz oder auch der Datenschutz bei der möglichen Weitergabe von Daten aus der Apotheke an das Logistikunternehmen eingehalten wird.
Es bleibe abzuwarten, ob auch an Verträge mit Krankenkassen gedacht sei, welche nur Apotheken als Leistungserbringer nach Sozialgesetzbuch V schließen können. Auch stelle sich die Frage der Refinanzierung der hohen Investition der Schweizer angesichts der Bestimmungen der geltenden Arzneimittelpreisverordnung. Für den Berufsstand insgesamt sah Kerckhoff ein Signal, dass die Apotheker im Versandhandel nicht allein bleiben, sondern externe Kapitalgesellschaften als "Spezialdienstleister" auf den deutschen Markt drängen.
Zahlen und Fakten
In Halle an der Saale, Sachsen-Anhalt, startet in diesen Tagen der Baubeginn eines Logistikzentrums der "Zur Rose Pharma GmbH", das anschließend eine neue Versandapotheke mit Arzneimitteln beliefern soll. Die "Zur Rose Pharma GmbH" ist ein Tochterunternehmen der Schweizer "Zur Rose AG". Die Versandapotheke wird "Zur Rose" heißen und soll rechtlich unabhängig von der eidgenössischen "Zur Rose"-Gruppe sein. Im Nachbarland betreibt dieses Unternehmen sowohl eine Versandapotheke als auch eine pharmazeutische Großhandlung.
Ein dreistöckiges Gebäude wird auf einem 13 500 Quadratmeter großen Grundstück in Halle errichtet, zunächst entstehen 40 Arbeitsplätze im Logistikzentrum. Noch in diesem Jahr soll der Versand von Medikamenten in der in dem Gebäude integrierten Apotheke starten. Bislang hat noch keine Offizin den Antrag auf die Genehmigung dazu gestellt. Finanzielle Unterstützung für das zunächst neun Millionen Euro teure Projekt gaben das Land Sachsen-Anhalt und die Stadt Halle.
Die Versandapotheke soll günstige Preise bei OTC-Präparaten und Rabatte für freiverkäufliche Produkte offerieren. Sie bindet laut einer Pressemiteilung der Schweizer Firma Zur Rose ein nicht näher bezeichnetes "Apotheken-Netzwerk in ihr Vertriebskonzept" ein, um auch einen stationären Service für die Arzneiversorgung "im akuten Fall" anzubieten.
Die Versandapotheke soll zusammen mit der Zur Rose Pharma GmbH mit der Duisburger Sanvartis GmbH kooperieren, die Patienteninformationssysteme und Call-Center betreibt. Das Zur Rose-Unternehmen strebt nach eigenen Angaben Kooperationen mit Krankenkassen im Bereich der integrierten Versorgung an. Apothekerkammer und Verband wollen sich an das Sozialministerium als zuständige Aufsichtsbehörde wenden, ob womöglich gegen das Fremdbesitzverbot verstoßen wird.
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