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Prisma
Reizdarm-Patienten kommen zu oft unters Messer
Grundlage dieser Ergebnisse ist eine Auswertung von 89 008 Fragebögen, die von 2002 bis 2004 bei einem Gesundheitscreening in Kalifornien beantwortet wurden. Ein ärztlich diagnostiziertes Reizdarm-Syndrom hatten 5,2 % der durchschnittlich rund 50-jährigen Studienteilnehmer angegeben. Die Ursachen der deutlich erhöhten OP-Raten sind zwar nicht hundertprozentig geklärt, aber ein wesentlicher Faktor sind wahrscheinlich falsche OP-Indikationen, so die Vermutung von Studienleiter Prof. Dr. George F. Longstreth und Janis F. Yao von der gastroenterologischen Abteilung des Kaiser Medical Center in San Diego. Anstatt die Bauchbeschwerden auf ein Reizdarm-Syndrom zurückzuführen, würden irrtümlich zum Beispiel Gallensteine verantwortlich gemacht, was dann einen chirurgischen Eingriff nach sich zieht.
Operation | Patienten mit Reizdarm-Syndrom | ohne Reizdarm-Syndrom |
---|---|---|
Cholezystektomien | 12,4% | 4,1% |
Appendektomien | 21,1% | 11,7% |
Hysterektomien | 33,2% | 17,0% |
Herzkranzgefäß-Eingriffe | 2,8% | 2,4% |
Operationen bei peptischen Ulzera | 0,5% | 0,3% |
Wenig überrascht zeigen sich die amerikanischen Wissenschaftler daher, dass in der Studie die Raten an OPs wegen Magengeschwüren und koronarer Herzerkrankungen nur gering erhöht waren. Denn nach Einschätzung der Forschergruppe ist es unwahrscheinlich, dass die Bauchbeschwerden eines Reizdarm-Syndroms fälschlicherweise auf Herzerkrankungen zurückgeführt werden. Und Ulkus-Operationen erfolgen heute meist wegen Komplikationen wie etwa Blutungen und nicht wegen Schmerzen.
Quelle: Journal of Consulting and Clinical Psychology 72 (49), 712–722 (2004).
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