Deutscher Apothekertag 2004

Trotz „tiefblauer Augen“: kein Jammern, sondern Sachlichkeit

diz | Es war ein Apothekertag, der von sachlicher Arbeit geprägt war. Weniger allgemein berufspolitische Themen standen im Vordergrund, als vielmehr pharmazeutische Fragen, ausgerichtet auf unsere Tätigkeit unter den neuen Bedingungen der Gesundheitsreform und zukünftiger Herausforderungen. So lautete auch das Motto in diesem Jahr: "Apotheke und Arzneimittel – nah und sicher". Die Arbeitskreise beschäftigten sich mit Zukunftschancen der Apotheker, mit der Apotheke im neuen Europa und mit einer sicheren Arzneimittelversorgung. Die diskutierten und verabschiedeten Anträge zeigten den Willen der Apothekerinnen und Apotheker, auch unter den neuen gesundheitspolitischen Bedingungen ihren Platz im Gesundheitswesen mit Kompetenz und Engagement einzunehmen und auszufüllen. Die DAZ-Redaktion informiert Sie auf den nachfolgenden Seiten ausführlich über alle Themen des diesjährigen Apothekertags, der vom 30. September bis 2. Oktober in München stattfand. Begleitend zum Apothekertag bot die pharmazeutische Messe Expopharm, die bis 3. Oktober dauerte, Gelegenheit, sich über das Angebot der pharmazeutischen Industrie und Hersteller für Apothekenbedarf zu informieren.
Bei der Eröffnungsveranstaltung des Deutschen Apothekertags in der ersten Reihe (v. l.): Christa Stewens, Johannes Metzger, Joachim Gauck, Hermann Keller, Heinz-Günter Wolf.

Ein Leitgedanke zog sich durch fast alle Arbeitskreise und Diskussionen: Wie schaffen wir es, die Einheit von Logistik und Beratung beim Arzneimittel zu bewahren und im Zuständigkeitsbereich des Apothekers zu halten. Ein massiver Angriff gegen diese Einheit ist der unlängst vorgelegte Gesetzentwurf zur Änderung des Apothekengesetzes, wonach es möglich sein soll, dass Krankenhäuser sogar von Apotheken im europäischen Ausland versorgt werden dürfen, die erforderliche Beratung dazu aber von anderen Apothekern und dies auch mit Hilfe der Telekommunikation erfolgen darf.

Das Wichtigste in Kürze

Lagebericht. Die bundesdeutschen Apotheken hätten den bisherigen Gesetzesmarathon "mit einem tiefblauem Auge überstanden", so die Einschätzung von Hans-Günter Friese, Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände – ABDA in seinem Lagebericht. Jetzt spüre er "einen Ruck in unserer Kollegenschaft" nach dem Motto "Jetzt erst recht" oder "Das packen wir noch mal an". Trotz dieses Optimismus gibt es doch zahlreiche Probleme, mit denen sich die Apotheker auseinander setzen müssen.

Da droht zum Beispiel die "Durchökonomisierung des Gesundheitswesens" in Richtung angelsächsisches Apothekenmodell, sprich Apotheken nach englischem und amerikanischem Vorbild. Da steht die Veränderungen unserer Ausbildung nach dem Konzept der Bologna-Erklärung zur Diskussion – prinzipiell begrüßenswert, wenn die hohen deutschen Qualitätsstandards nicht vernachlässigt werden und der Studienabschluss nicht aufgespalten wird. Massive Probleme bereiten die Auswirkungen der Versandhandelserlaubnis und die Absicht der Europäischen Kommission, die Versorgung von Krankenhausapotheken in Zukunft auch ferngesteuert durch "Teleapotheker" ablaufen zu lassen.

Friese bedauerte, dass die pharmazeutische und soziale Bedeutung des Apothekers zwar von der Bevölkerung, aber nicht ausreichend von der Politik bedacht wird. Es sei keine Geisterdiskussion, dass die flächendeckende Versorgung durch Konzentration gefährdet sei: erst verschwinden die Ärzte, dann die Apotheken. Der Arzneimittelbereich ist belastungsmäßig ausgepresst, stellte Friese fest und warnte die Politik eindringlich, die Belastungsschraube zu überdrehen.

Der Versandhandel wird immer mehr entzaubert, die Versicherten gehen weiterhin in ihre Apotheke. Problematisch sind jedoch "Ausfransungen" wie dubiose Internetapotheken und Marketingkonzepte mit punktuellen Dumpingangeboten. Bei der neuen Filialbesitzregelung wird es in Zukunft Aufgabe der ABDA sein, die unbegrenzte Freigabe des Filialbesitzes in Verbindung mit der Freigabe des Fremdbesitzes zu verhindern, sonst würden schlagartig Kettenstrukturen geschaffen.

Dachmarkenkonzepte und Franchisesystem hält Friese für "höchst gefährlich", weil Apothekern dadurch die Fremdbestimmung drohe. Bei der elektronischen Gesundheitskarte, die zum 1. Januar 2006 eingeführt werden soll, will man erreichen, dass die Krankenkasse vor der Abrechnung keinen Zugriff auf die Rezeptdaten und somit keine Steuerungsmöglichkeit zwischen der Abgabe und der Verordnung hat.

Verbandsintern muss sich die ABDA derzeit mit Angriffen auf die ABDA-Konstruktion auseinander setzen, die man aber durchstehen werde, so Friese. Ungeachtet dessen wolle man eine Weiterentwicklung der Struktur angehen, eine Satzungs- und Strukturkommission befasst sich damit. Frieses Fazit: Apotheker und Apotheken sind auch in Zukunft gefragt. Stärken sind kompetente und freundliche Beratung und individuell erbrachte Dienstleistungen. Von Muff oder mittelalterlichem Zunftdenken kann keine Rede sein, Apotheker haben Reformwillen, Stichpunkte hierfür sind Grünes Rezept, Kombimodell, Beratungsoffensive, Hausapothekenmodell und andere.

Geschäftsbericht. Der Geschäftsführer der ABDA, Prof. Dr. Rainer Braun, bewertete in seinem Bericht die für den Apotheker wichtigen Maßnahmen der Gesundheitsreform. So haben die Apotheker maßgeblich zur Umsetzung der Patientenzuzahlung beigetragen. Die im Lauf des Jahres wellenförmige Belastung der Verbraucher ist jedoch nicht praktikabel. Die OTC-Ausgrenzung wird mittelfristig zum Kostenbumerang, da Hersteller kaum noch Anstrengungen unternehmen werden, Präparate aus der Verschreibungspflicht zu entlassen. Das Kombimodell hat die Erwartungen erfüllt, der Apotheker ist unabhängiger vom Arzneimittelpreis und gewinnt an Glaubwürdigkeit. Einen von den Kassen geforderten Anspruch auf Rabatte erteilte Braun eine Absage. Weder Apotheker noch Hersteller würden unter solchen Voraussetzungen Rabatte wollen bzw. gewähren.

Die Lage im Versandhandelsbereich ist derzeit noch intransparent, Gefährdungen gehen eher von Randerscheinungen aus wie Pick-up-Stationen im Drogeriemarkt oder Auktionsportale im Internet. Der Gesetzgeber sollte Korrekturen vornehmen. Kritisch hinterfragte Braun Äußerungen der Politik, den Mehrbesitz bei Apotheken über die jetzige Regelung mit drei Filialen hinaus auszuweiten. Hier heißt es mit aller Überzeugungskraft gegenzusteuern.

Ablehnend steht die ABDA den Neuerungen bei der Versorgung von Krankenhausapotheken gegenüber, wonach die versorgende Apotheke irgendwo in der EU angesiedelt sein und der beratende Apotheker seine Aufgabe per Telekommunikation erledigen kann. Die ABDA schlägt dagegen vor, statt der bisherigen Kreisgrenzen, an denen sich die Versorgungsstrukturen orientieren, eine maximale Entfernung oder Zeit vorzugeben, in der das Krankenhaus vom versorgenden Apotheker erreicht werden kann.

Braun rief dazu auf, die neuen Vertragsmöglichkeiten, die Hausapothekenmodelle bieten, zu nutzen. Derzeit verhandelt der Deutsche Apothekerverband mit Krankenkassen und ärztlichen Gruppierungen zur integrierten Versorgung.

Zur elektronischen Gesundheitskarte läuft derzeit in Flensburg ein erster Modellversuch. Braun rechnet nicht damit, dass bei der bundesweiten Einführung zum 1. Januar 2006 ein neues Toll-Collect-Problem entsteht. Schwierigkeiten gebe es nicht in der Technik, allenfalls in streitigen Auseinandersetzungen innerhalb der Selbstverwaltung.

Zur innerverbandlichen Struktur der ABDA zeigte sich Braun optimistisch: die ABDA hat sich schon immer als kritik- und reformfähig erwiesen. Die Struktur- und Satzungskommission wird sich mit Änderungsvorschlägen befassen und solche erarbeiten.

Blick in die Zukunft: Apotheker sind offen für sinnvolle strukturelle Weiterentwicklungen, aber widersetzen sich einer Ablösung des mittelständischen Heilberufs durch logistische Großversorger. Das wichtigste Abwehrmittel der Apotheker ist der Einsatz ihrer persönlichen Kompetenz.

Staatssekretär Klaus Theo Schröder: "Das Fremdbesitzverbot steht nicht zur Diskussion". Dies versicherte der Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium auf dem Apothekertag in München. Bei seiner Ansprache vor der Mitgliederversammlung lobte Schröder den Einsatz der Apotheker bei der Umsetzung der Gesundheitsreform. Er zeigte sich kommunikationswillig und machte deutlich, dass er die Arbeit der deutschen Apotheken zu schätzen weiß. Schröder betonte, dass die Diskussion um weitere Einsparungen im Gesundheitswesen noch nicht abgeschlossen sei.

Nötig sei daher mehr Wettbewerb – verstanden als Wettbewerb um die beste Versorgung – und mehr Transparenz. Schröders Fazit nach neun Monaten GMG lautet: Die Apotheken öffnen sich den neuen Möglichkeiten, die ihnen die Reform bietet. Der Staatssekretär ging auch auf die geplante Abschaffung des Regionalprinzips für Krankenhausapotheken ein und bat um Verständnis: "Wir bewegen uns nun einmal in Europa. Die Bundesrepublik hat keine andere Wahl, als an dieser Stelle zu handeln."

Christa Stewens: Apotheken sind und bleiben unverzichtbar. Da alle geladenen Bundestagsabgeordneten wegen einer namentlichen Abstimmung in Berlin blieben, sprach lediglich die bayerische Sozialministerin Christa Stewens (CSU) bei der Eröffnungsveranstaltung. Sie bedachte die Apotheker mit einem großen Lob für ihre Kompetenzen. Gerade in Bayern werde traditionell eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Apothekerschaft gepflegt, erklärte die Ministerin. Diese habe sich bei Gesundheitsreformen stets als konstruktiver, engagierter und kompetenter Partner der Politik erwiesen und mit wertvollen Beiträgen den gesundheitspolitischen Diskussions- und Gestaltungsprozess bereichert.

Zukunftschancen der Apotheker. Im Mittelpunkt des Arbeitskreises I standen Aufgaben und Chancen für die Apotheke in der Zukunft. Wird das Berufsbild des Apothekers den Anforderungen der Zukunft, dem dramatischen Wandel in der Altersstruktur, dem zunehmen Alter mit der der steigenden Morbidität gerecht? Wo stehen die Pharmazeuten mit ihrer Ausbildung im europäischen Kontext? Dr. Christiane Eckert-Lill, Geschäftsführerin Pharmazie der ABDA, zeigte in ihrem Vortrag, wo die Zukunftschancen liegen. Themen waren u. a. das diskutierte Bachelor-Master-System für die Ausbildung und die von der ABDA gestartete Beratungsinitiative.

Die Richtung, die die Apotheker mit dem Hausapothekenmodell eingeschlagen haben, ist richtig, so Dr. Sebastian Schmitz, Geschäftsführer Wirtschafts- und Vertragsrecht der ABDA. Die Apotheken müssen zwar einen großen Aufwand leisten, um den hohen Anforderungen gerecht zu werden, aber die sichtbare Marktpositionierung verdeutlicht die Leistung der Apotheker und sicher auch die Institution Apotheke. Das Hausapothekemodell läuft erfolgreich, so Schmitz. Die integrierte Versorgung ist ein lohnendes Betätigungsfeld, auf dem es um Qualität, nicht um den Preis geht.

Die Apotheke im neuen Europa. Obwohl die Gesundheitspolitik formal in die nationale Zuständigkeit der Mitgliedsländer der Europäischen Union (EU) gehört, werden viele Regelungen zur Arzneimittelversorgung durch die europäische Politik beeinflusst. Aufgrund der fortschreitenden Einigung wird dieser Trend weiter zunehmen.

Im Rahmen des zweiten Arbeitskreises des Deutschen Apothekertages stellte Dr. Susanne Hof, Leiterin der Europavertretung der ABDA in Brüssel, die Grundsätze der EU und ihre Folgen für die Arzneimittelpolitik dar. Lutz Tisch, Geschäftsführer für Apotheken- und Arzneimittelrecht und Berufsrecht der ABDA, beschrieb die Konsequenzen der europäischen Binnenmarktordnung für die deutschen Apotheken. Dabei wurde deutlich, wie wichtig das Engagement der nationalen Apothekerorganisationen auf diesem Politikfeld ist.

Da das Wirtschaftsleben in den EU-Ländern schon heute stärker durch europäische als durch einzelstaatliche Gesetze geprägt ist, wirken die europäischen Regelungen zumindest mittelbar auch in solche Politikbereiche, die durch das Subsidiaritätsprinzip geschützt werden sollten. Angesichts dieser schwer überschaubaren Zuständigkeiten und der Öffnung der deutschen Grenzen für die Gesundheitsversorgung durch das GMG sei mittlerweile zu fragen, wie tragfähig das Subsidiaritätsprinzip im Gesundheitswesen noch sei und ob nicht doch bestimmte Aspekte der Arzneimittelversorgung stärker auf europäischer Ebene geregelt werden sollten.

Zudem werde das national stimmig reglementierte System der Arzneimittelversorgung in Deutschland mit unterschiedlichen Freiheiten anderer Rechtssysteme konfrontiert, die dem deutschen System unversöhnlich gegenüber stünden. Als Folge sei zu fragen, ob der Gesetzgeber diese Verwerfungen korrigieren werde, um die deutschen Apotheken zu erhalten, oder ob sie als Destabilisierung des Systems begrüßt würden.

Sichere Arzneimittelversorgung. Die Sicherheit der Arzneimittelversorgung ist ein Thema, das auch oder gerade im Zusammenhang mit dem GKV-Modernisierungsgesetz immer wieder diskutiert wird. Während von Seiten der Apotheker stets der Ruf nach Aufrechterhaltung der Arzneimittelsicherheit kommt, siedeln Politiker dies gerne hinter der Kostenfrage an. Dass sie mit dieser Sichtweise die Patienteninteressen mit Füßen trete, wurde im "Arbeitskreis 3 – Sichere Arzneimittelversorgung" auf dem Apothekertag deutlich.

Dr. Frank Diener, Geschäftsführer Wirtschaft und Soziales der ABDA, stellte dar, wo die Schwachpunkte liegen und welche Möglichkeiten es zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit gibt. Stichpunkte sind hier der Erhalt der Apothekenpflicht, eine erweiterte Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, ein Arzneimittelpass, der Ausbau eines Frühwarnsystems und die Kanalisation des Ärztemustereinsatzes.

Seit In-Kraft-Treten der 12. Novelle des Arzneimittelgesetzes müssen sich Arzneimittelfälscher warm anziehen. War das Fälschen von Arzneimitteln in den Augen des Gesetzgebers eher ein minderschweres Verbrechen mit einer Höchststrafe von einem Jahr, sind nun deutlich härtere Sanktionen möglich. Aus Sicht des Bundeskriminalamtes, das auf dem Apothekertag von Klaus Gronwald repräsentiert wurde, ist dieser Schritt begrüßenswert.

Vom "Grauen Markt" wurde in der Vergangenheit hauptsächlich im Zusammenhang mit dem unrechtmäßigen Vertrieb von Klinikware gesprochen. Wie Dieter Temme, Fachapotheker für öffentliches Gesundheitswesen und Pharmaziereferent bei der Behörde für Umwelt und Gesundheit, Hamburg, auf dem Apothekertag darstellte, ist der Graue Markt jedoch weit mehr als dies. Gefahren drohen z. B. von Parallelimporten, Einzelimporten und der Privateinfuhr.

Deutschland ein Jammerland? Auf diese Frage versuchte Dr. Joachim Gauck, Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR von 1990 bis 2000, in seinem Festvortrag eine Antwort zu finden. Sein Fazit: Die Ossis sind wirklich anders, auch Wessis jammern, nur auf anderem Niveau. Und: Allen Deutschen – in Ost und West – mangelt es an Stolz auf das Erreichte, die Freiheit in der Gesellschaft und die politischen Gestaltungsmöglichkeiten. Sein Vortrag wurde mit Standing Ovations bedacht.

Die Anträge kurz zusammengefasst

 

  • Die Vertreter politischer Parteien mögen sich der Bedeutung, des Nutzens und der Unverzichtbarkeit freier Berufe, insbesondere des freien Heilberufs des Apothekers bewusst werden und in ihrem politischen Handeln berücksichtigen.
  • Die ABDA hat Ende Juni die Neufassung des Berufsbildes des Apothekers verabschiedet. Die Apothekerinnen Apotheker sollen mit Hilfe der Mitgliedsorganisationen das neue Berufsbild umsetzen und im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankern.
  • Mit der eingeleiteten Beratungsoffensive sollen Information und Beratung über Arzneimittel noch stärker in den Mittelpunkt der pharmazeutischen Tätigkeit gestellt werden.
  • Das Hausapothekenmodell soll fortentwickelt und intensiviert werden.
  • Die ABDA-Datenbank soll durch die Softwarehäuser zeitnaher bereitgestellt werden.
  • Die ABDA soll sich aktiv des gesundheitspolitischen Themas "Prävention als vierte Säule im Gesundheitswesen" annehmen.
  • Modelle der integrierten Versorgung sollen genutzt werden, um die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern zu stärken.
  • Die Bundesregierung und die übrigen Beteiligten im europäischen Gesetzgebungsverfahren sollen bei den Beratungen der EG-Richtlinien über Berufsqualifikation und Dienstleistungen im Binnenmarkt die Belange des Gesundheitsschutzes und Besonderheiten des Gesundheitswesens angemessen berücksichtigen.
  • Mit der nächsten AMG-Novelle sollte eine strikte Vertriebswegebindung für Arzneimittel eingeführt werden. Auch Chargennummer und Verfalldatum soll maschinenlesbar vom Hersteller auf den Arzneimittelpackungen aufgetragen werden.
  • Damit der Versicherte auch die Arzneimitteldokumentation oder den Notfallausweis auf der elektronischen Gesundheitskarte eintragen lässt, sollen die Krankenkassen finanzielle Anreize geben.
  • Die Verordnungsfähigkeit von apothekenpflichtigen, nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung soll von 12 auf 18 Jahre erhöht werden.
  • Der Gesetzgeber soll eine produktbezogene Liste derjenigen Fertigarzneimittel erstellen, die als nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel ausnahmsweise verordnet werden können.
  • Die Bestimmungen für die Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen über die Befreiung von der Zuzahlung soll so geändert werden, dass übermäßige Belastungen vermieden werden.
  • Die Wissenschaftsminister der Länder sollen in der Pharmazie auf die Einführung von Bachelor-Master-Studiengänge verzichten und am einheitlichen Staatsexamens Studiengang fest halten. Das Pharmaziestudium sollte künftig mit dem akademischen Grad "Pharmazeutischer Doktor – PharmD" abschließen.
  • Abgelehnt wurde der Antrag, das Berufsbild der PTA mit dem der PKA zu einem neuen Berufsbild zusammenzuführen.
  • Der Gesetzgeber soll alle erforderlichen Schritte unternehmen, um die Sammlung von Rezepten und Arzneimittelbestellungen sowie die Aushändigung von Arzneimitteln an beliebig positionierten Ausgabestellen im Interesse der Arzneimittelsicherheit zu verhindern.
  • Bundes- und Landesregierungen sollen an der Arzneimittelversorgung der Krankenhäuser durch im Krankenhaus oder regional ansässige Apotheken fest halten.
  • Ministerien und Senate der Länder sollen in Fällen des zulässigen Filialbetriebs von Apotheken die im Apothekengesetz vorgesehene Einheit der Filialebetriebserlaubnis bei der Erteilung von Erlaubnissen beachten.
  • ABDA und ADKA sollen sich dafür einsetzen, dass Medizinprodukte, die apothekenpflichtig und/oder verschreibungspflichtige sind, mit der entsprechenden Kennzeichnung versehen werden.
  • Abgelehnt wurde der Antrag, in die Apothekenbetriebsordnung die Verpflichtung aufzunehmen, dass eine Apotheke eine EDV-gestützte Arzneimitteldatenbank, die auch einen Interaktionscheck ermöglicht, vorrätig zu halten und zu verwenden.
  • Eine Arbeitsgruppe der ABDA soll Beratungsinhalte, Fragebögen und Schulungsmaßnahmen zur erwarteten Freigabe von Levonorgestrel-haltigen Arzneimitteln (Pille danach) erarbeiten.
  • An einen Ausschuss verwiesen wurde der Antrag, dass zukünftig auf Bundesebene der pharmazeutische Sachverstand durch Beteiligung von Vertretern der Berufsorganisationen der Apotheker in allen Gremien und Ausschüssen vertreten ist.
  • Die Bundesländer mögen mit möglichen Änderungen der Ladenöffnungszeiten verantwortungsbewusst umgehen, im Interesse der Verbraucher und Patienten sowie der Angestellten in Apothekern.
  • Die ABDA möge eine Kommission gründen, die nach Lösungen sucht, angestellte Apothekerinnen und Apotheker aus allen Berufsfeldern stärker für die Belange der Standespolitik zu interessieren und für eine Mitarbeit zu motivieren.
  • Die Bundesregierung möge mit geeigneten Maßnahmen die Entstehung von Arzneimittelresten vermeiden. Ist die Zweitverwertung von Restarzneimitteln gewollt, so nur mit dem Sachverstand der Apothekerinnen und Apotheker.
  • Die Abgabe von Ärztemustern soll auf eine Abgabe aus der Apotheke umgestellt werden, beispielsweise durch die Abgabe eines personenbezogenen Gutscheins vom Arzt an den Patienten.
  • An den Ausschuss verwiesen wurde ein Antrag, der die Bundesapothekerkammer und den Deutschen Apothekerverband aufforderte, ihre satzungsgemäßen Aufgaben in der Öffentlichkeit deutlicher und eigenständiger als bisher darzustellen.
  • Die Wissenschaft- und Kultusminister der Länder mögen in Deutschland flächendeckend Professuren für Klinische Pharmazie einführen und darauf hinwirken, dass diese Stellen mit Pharmazeuten besetzt werden.

Den vollständigen Bericht vom Deutschen Apothekertag 2004 in München finden Sie im Bereich Kongressberichte.

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