Hochschulnachrichten

DPhG-Jahrestagung: Erstes Joint-meeting mit Tschechien und Österreich

Die diesjährige Jahrestagung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) fand vom 6. bis 9. Oktober in Regensburg statt, zum ersten Mal zusammen mit den Fachkollegen aus Tschechien und Österreich. "Brücken schlagen" lautete der Grundtenor der gut besuchten Veranstaltung, wobei das Motto nicht nur hin zu den Nachbarn verstanden werden wollte, sondern auch zwischen den Disziplinen.

Sehr zufrieden zeigten sich die Tagungspräsidenten Prof. Dr. Armin Buschauer und Prof. Dr. Sigurd Elz vom Institut für Pharmazie der Universität Regensburg wie auch DPhG-Präsidentin Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe mit dem regen Zuspruch zu dem Jahreskongress. Knapp 700 Teilnehmer, davon rund 120 aus anderen europäischen und außereuropäischen Ländern, waren der Einladung zu dem Joint-meeting gefolgt.

Im Zentrum Europas

Mit ihrer Lage im Zentrum Europas, so Buschauer, biete die Stadt ein exzellentes Forum, um den Boden für eine fruchtbare Zusammenarbeit mit den Partnern in der Europäischen Union zu bereiten. Besondere Aufmerksamkeit verdienten dabei die neuen Mitglieder. Buschauer freute sich deshalb, dass so viele Kollegen/innen aus der Tschechischen Republik nach Regensburg gekommen waren. Einen speziellen Dank richtete er an Prof. Dr. Gerhard Franz, Universität Regensburg, der die Organisation des Rahmenprogramms der Tagung übernommen hatte, wie auch an die zahlreichen Sponsoren, die die Tagung finanziell unterstützt haben.

Pharmazie in Regensburg gerettet

Elz verwies besonders auf eines der Aushängeschilder der Pharmazie in Regensburg, das Vertiefungsstudium in medizinischer Chemie. Auch Regensburg sei wie die Fachkollegen im hohen Norden noch vor einem Jahr von der Schließung bedroht gewesen, berichtete er. Dass es dennoch gelungen sei, wieder Boden unter den Füßen bekommen, sei zum einen eben diesem Vertiefungsstudium als besonderer Initiative zuzuschreiben und zum anderen der Betonung der interdisziplinären Zusammenarbeit.

Nicht zuletzt dank des tatkräftigen Engagements des Rektors der Regensburger Universität Prof. Dr. Alf Zimmer habe man die Verantwortlichen auf der politischen Ebene schließlich von der Sinnhaftigkeit des Weiterbestehens der Pharmazie in Regensburg überzeugen können. Im Übrigen, so fügte Zimmer an, sei die Universität Regensburg stolz darauf, dass einer der ersten Sonderforschungsbereiche in der Pharmazie angesiedelt sei.

Startschuss für nachbarschaftliche Zusammenarbeit

Prof. Dr. Achim Göpferich, Dekan der Fakultät für Chemie und Pharmazie, bezeichnete die Jahrestagung als "herausragendes Ereignis für die Fakultät" und versicherte: "Wir haben jede Menge zu bieten und zu geben". Für ihr Engagement dankte der Dekan allen Helfern und Mitarbeitern sowie besonders den Tagungspräsidenten Buschauer und Elz.

Der Präsident der Tschechischen Pharmazeutischen Gesellschaft Prof. Dr. Ludek Jahodar zeigte sich hocherfreut angesichts der großen Zahl an jungen Teilnehmern an der gemeinsamen Jahrestagung der drei Fachgesellschaften. Er hoffe nun auf den Beginn einer neuen Tradition gemeinsamer Treffen.

Prof. Dr. Johann Jurenitsch, Präsident der Österreichischen Pharmazeutischen Gesellschaft (ÖPhG), verwies auf die gemeinsame Aufgabe der Umsetzung der "European Study Architecture", der Neukonzeption einer europäischen Apothekerausbildung.

In gleicher Weise sieht DPhG-Präsidentin Holzgrabe von der Universität Würzburg das Regensburger Joint-meeting als Startpunkt für weitere Projekte dieser Art. Bevor Holzgrabe die Tagung offiziell für eröffnet erklärte, richtete sie den Appell vor allem an die jungen Wissenschaftler, rege Kontakte zu knüpfen und somit einen Grundstein für künftige Kooperationen zu legen.
 

Highlights aus der Regensburger Pharmaziegeschichte ...

...beleuchtete eines der diesjährigen Vorsymposien unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Peter Dilg, Marburg. Die Vorträge werden im Nachgang in einer Broschüre zusammengefasst, und zwar als Band 4 einer Publikationsserie mit dem Titel "Stätten pharmazeutischer Praxis, Lehre und Forschung" (Hrsg.: Peter Dilg). Die vorherigen Bände beschreiben die letztjährigen DPhG-Tagungsorte Halle, Berlin und Würzburg. Sie können bezogen werden beim Verlag für Wissenschafts- und Regionalgeschichte Dr. Michael Engel, Kaiserdamm 102, 14057 Berlin.

Regensburger Stadt- und Pharmaziegeschichte

Einen Einblick in die (Pharmazie-)Geschichte Regensburgs gaben der Kulturreferent der Stadt Klemens Unger und Prof. Dr. Gerhard Franz beim Begrüßungsabend im historischen Reichssaal des Alten Rathauses. Arzneimittel wurden ursprünglich in den Klöstern hergestellt, und davon gab es in Regensburg eine ganze Menge. Schon aus den Zeiten des Apothekers Marquardt, der Mitte des 13. Jahrhunderts in Regensburg wirkte, gibt es Berichte über unerbittliche Kompetenzgerangel zwischen Apothekern und Ärzten, die die Räte der Stadt Regensburg wiederholt haben schlichten müssen.

Eine herausragende Bedeutung hatte Regensburg als Sitz des Immerwährenden Reichstags von 1663 bis 1806. Das damalige parlamentarische Leben mit Gesandten aus vielen europäischen Ländern dürfe wohl als Wurzel des deutschen und auch des europäischen Parlamentarismus bezeichnet werden. Hart gerungen worden sei damals zwischen den Gesandten der verschiedenen Reichsstände, und so manches habe deswegen "auf die lange Bank" geschoben werden müssen, ein Möbelstück, das im historischen Reichssaal auch heute noch zu besichtigen ist. Über Jahrhunderte hinweg habe Regensburg nicht zuletzt als Kreuzungspunkt internationaler Fernhandelswege eine tragende Rollte gehabt und während dieser Zeit ein echtes "multikulturelles Flair" aufgebaut.

Regensburg besitze das größte zusammenhängende Altstadt-Ensemble nördlich der Alpen, ein Grund, warum die Stadt kürzlich seine Bewerbung um die Anerkennung als Weltkulturerbe eingereicht hat und zudem im Jahr 2010 europäische Kulturhauptstadt werden will.

Über das wissenschaftliche Programm der DPhG-Jahrestagung in Regensburg berichtet die DAZ in der nächsten Ausgabe.

Helga Blasius

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