Arzneimittel und Therapie

Oberflächliches Basalzellkarzinom: Mit Imiquimod gegen den hellen Hautkrebs

Bei Patienten mit Basalzellkrebs musste der Tumor bislang operativ entfernt werden. Nun ist auch eine medikamentöse Alternative verfügbar. Denn der Wirkstoff Imiquimod (Aldara®), der bereits zur Behandlung von Feigwarzen eingesetzt wird, erhielt auch eine Zulassungserweiterung für die Therapie des oberflächlichen Basalzellkarzinoms.

An einem Basalzellkrebs früher auch Basaliom genannt und im Volksmund oft als heller Hautkrebs bezeichnet erkranken jährlich in Deutschland rund 100.000 Menschen und das mit steigender Tendenz. Die Tumorinzidenz nimmt jährlich um etwa 6% zu, was vor allem auf ein geändertes Freizeitverhalten mit zunehmender Sonnenbestrahlung zurückgeführt wird. Zwar bildet das Basalzellkarzinom keine Metastasen und verläuft somit, anders als der schwarze Hautkrebs, nicht lebensbedrohlich, der Tumor führt aber zur massiven Destruktion von Gewebe und macht dabei auch vor Knochen und Knorpel nicht halt.

Physiologische Immunreaktion verstärken

Erkennbar ist das Basaliom, das in den meisten Fällen im Kopf- und Halsbereich entsteht, zunächst durch leichte Veränderungen wie einer dünner erscheinenden, leicht in der Farbe veränderten Haut, bis sich im Verlaufe von Jahren nach und nach Geschwüre bilden, die auch das tieferliegende Gewebe umfassen. Bislang konnte der Tumor nur durch eine Operation, durch eine Kryotherapie oder mit der elektrischen Schlinge entfernt werden, Verfahren, die aufwendig und schmerzhaft sind und außerdem Narben hinterlassen.

Mit der Zulassung von Imiquimod gibt es nunmehr auch die Möglichkeit, beim oberflächlichen Basalzellkrebs medikamentös vorzugehen. Imiquimod wird als Creme aufgetragen und ist damit zugleich die erste Behandlungsoption, bei der ein maligner, solider Tumor per medikamentöser Lokaltherapie zu entfernen ist. Der Wirkstoff richtet sich nicht direkt gegen die Tumorzellen. Es handelt sich vielmehr um einen Immunmodulator, der an Rezeptoren auf der Oberfläche von Immunzellen bindet, die für die frühe Immunabwehr verantwortlich sind. Er stimuliert über diese Bindung die Bildung und Freisetzung von Mediatoren wie Tumornekrosefaktor alpha sowie Interleukine und Interferone.

Hohe Heilungsraten, narbenfreie Abheilung

Wird Imiquimod sechs Wochen lang jeweils fünf Mal pro Woche abends als 5%-ige Creme auf die erkrankte Hautregion aufgetragen, so führt dies bei 82% der Patienten innerhalb von zehn bis zwölf Wochen zu einer vollständigen Abheilung des Tumors. Das dokumentieren Studien an mehr als 1000 Patienten mit oberflächlichem Basalzellkarzinom. Bei 93% der Patienten wurde der Behandlungserfolg nach einem Jahr bestätigt, der Tumor kehrt demnach nicht zurück. Generell gehen die Experten von einer Rezidivrate von etwa 4% aus, was in etwa mit der Rate nach einer operativen Entfernung des Tumors vergleichbar ist.

Eine wesentliche Nebenwirkung der Behandlung mit Imiquimod ist eine zum Teil massive Rötung der Hautregion, auf der die Hautcreme aufgebracht wird. Diese Rötung beruht auf einer Entzündungsreaktion, die ihrerseits Ausdruck dafür ist, dass der Wirkstoff tatsächlich das Immunsystem und damit die körpereigene Tumorabwehr ankurbelt. Als weitere Nebenwirkungen können lokale Schmerzen, Juckreiz und Hautveränderungen wie eine Krusten- und Schuppenbildung auftreten, doch solche Reaktionen sind nach Expertenangaben weniger belastend als die operative Entfernung des Tumors. Ein deutlicher Vorteil liegt außerdem darin, dass das Karzinom ohne Narbenbildung abheilt.

Bislang liegen Erfahrungen mit der Imiquimod-Creme nur beim oberflächlichen Basalzellkarzinom vor. Es wird derzeit allerdings auch der Einsatz beim knotigen Basalzellkrebs geprüft und es laufen Studien mit der Fragestellung, ob durch Imiquimod auch therapeutische Erfolge bei der aktinischen Keratose, die als Vorstufe des Stachelzellkarzinoms gilt, zu erzielen sind.

Christine Vetter, Köln

Quelle 
Prof. Dr. Eggert Stockfleth, Berlin, Prof. Dr. Enno Christophers, Kiel: Pressegespräch „Hautkrebs erstmals mit Creme behandelbar“, Neuss, 30. September 2004, veranstaltet von 3M Medica, Neuss.

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