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DAZ Feuilleton
Freilichtmuseum: Hessenpark und Apothekengeschichte
Anhand der Gebäude und ihrer Einrichtungen zeigt das Freilichtmuseum Hessenpark, wie unsere Vorfahren gelebt und unter welchen Bedingungen sie gearbeitet haben. Zu den Gebäuden mit zentraler Funktion zählen u. a. ein Schul- und Bethaus, ein Rauchhaus, eine Dorfschule und auch eine Apotheke. Die Exponate vermitteln dem Besucher einen lebendigen Eindruck von Offizin und Labor einer Landapotheke des 19. Jahrhunderts; sie stammen großenteils aus der Privilegierten Apotheke in Kirchen/Sieg, wo der Inhaber Prof. Dr. W.-D. Müller-Jahncke sie in den Kellerräumen ausgestellt hatte, bevor er sie 1997 dem Hessenpark übergab. Info: www.hessenpark.de
Apothekengeschichte(n) Hessens
Das Bundesland Hessen war noch im 19. Jahrhundert in mehrere Territorialstaaten aufgeteilt. Die verschiedenen Medizinalgesetzgebungen der einzelnen Territorien wurden seit den 1950er-Jahren im Marburger Institut für Geschichte der Pharmazie durch Prof. Dr. Rudolf Schmitz und seine Schüler individuell aufgearbeitet. Schmitz zeigte in seinem ersten Buch über die Geschichte des Wetzlarer Apothekenwesens, dass in dieser Reichsstadt im 13./14. Jahrhundert noch keine Apotheken existierten und dass es sich bei den in Urkundenbüchern erwähnten apothecae in Wirklichkeit um Warenniederlagehäuser von Kaufleuten handelte.
Im Herzogtum Nassau mit seiner Hauptstadt Wiesbaden trat 1818 ein Medizinaledikt in Kraft, das in den 28 Bezirken die Apotheker zu Amtsapothekern machte, deren Anstellung mit dem Besitz einer Apotheke verbunden war. Sie bezogen kein festes Gehalt, sondern bestimmte Gebühren für die Abgabe der Arzneimittel entsprechend einer sich halbjährlich ändernden Gebührenordnung. Dass nicht alle mit dieser Politik einverstanden waren, zeigt das missglückte Attentat eines Apothekers auf den für das Edikt verantwortlichen Regierungspräsidenten Karl von Ibell (1819).
Im Fürstentum Waldeck-Pyrmont wurde erst vor knapp hundert Jahren (1909) die Niederlassungsfreiheit aufgehoben, die für uns heute wieder selbstverständlich ist. 200 Jahre zuvor zeigte sich der Landgraf Ernst-Ludwig von Hessen-Darmstadt besonders freundlich zu den Gießener Apothekern, als er sie nach ihren Wünschen hinsichtlich der Gestaltung einer neuen Medizinalordnung befragte. Die durch ihre akademische Ausbildung den Apothekern sozial übergeordneten Ärzte schmetterten jedoch deren Vorstellungen zu Neuerungen ab, sodass kaum ein pharmazeutischer Wunsch in der 1727 erschienenen Medizinalordnung berücksichtigt wurde.
In den letzten hundert Jahren sind 40 Festschriften hessischer Apotheken erschienenen, beispielsweise von der Hof-Apotheke Bad Homburg (1991), der Amtsapotheke Dillenburg (1985), der inzwischen geschlossenen Einhorn-Apotheke Frankfurt/Main (1988), der Universitäts-Apotheke zum goldenen Engel Gießen (1956), der Sanderíschen Hirschapotheke Hofgeismar (2002) und der Oranien-Apotheke Wiesbaden (1994). Diese reich bebilderten Festschriften beinhalten viele historische Details zu den jeweiligen Apotheken und sind für den Pharmaziehistoriker auch eine wichtige Fundgrube zur Geschichte der Berufsausübung in früheren Jahrhunderten.
Im nächsten Jahr wird sich die DGGP-Landesgruppe Hessen in Marburg treffen, zum 40-jährigen Bestehen des Instituts für Geschichte der Pharmazie.
P.H. Graepel
Quelle
Treffen der Landesgruppe Hessen der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie (DGGP) am 5. September im Freilichtmuseum Hessenpark mit Vortrag „Die Geschichte des hessischen Apothekenwesens – ein kurzer Streifzug durch die
pharmaziehistorische Literatur“ von Dr. Peter Hartwig Graepel, Gladenbach.
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