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Aus Kammern und Verbänden
AV Schleswig-Holstein: Neue Diskussionen über Preise und Rabatte
In seinem Bericht wies Geschäftsführer Dr. Thomas Friedrich auf zahlreiche Gespräche mit Politikern und Medienvertretern hin. Die Telematik habe sich als gutes Entree bei der neuen Landessozialministerin erwiesen, die sich mittlerweile auch darüber hinaus für die Belange der Apotheken interessiere. Für die Zukunft erwarte er Gesprächsbedarf insbesondere bezüglich der möglichen Neuregelung des Apothekenabschlages. Dieser sollte gesenkt werden, weil weniger Packungen verordnet wurden als erwartet. Doch sei von Krankenkassenseite gefordert worden, zugleich den Fixzuschlag der Apotheken zu senken, um damit auf angebliche Fehlentwicklungen zu reagieren.
Verschiedene Rabattkonzepte
Auch der Verbandsvorsitzende Dr. Peter Froese erwartet spätestens für das erste Quartal 2005 heftige Diskussionen über die Preisbildung. Er wandte sich entschieden gegen die Forderung von Krankenkassen Rabatte weiterzuleiten. In der Schweiz seien aufgrund solcher Forderungen die Rabatte abgeschafft worden, woraufhin die Industrie diese auch nicht mehr an Krankenhäuser gewähre. Daraufhin forderten die Kantone als Träger der Krankenhäuser, die Rabatte wieder einzuführen. Rabatte seien in gleicher Weise für das System in Deutschland erforderlich, doch könnten hier zusätzlich gemäß § 130a SGB V Rabatte der Industrie an die Krankenkassen vereinbart werden, die sich nur auf die Umsatzzuwächse der betrachteten Präparate beziehen.
Kooperationen und ihre Grenzen
Im Rückblick auf das Jahr 2003 sieht Froese den lange tot geglaubten Gedanken der Gemeinschaft und Geschlossenheit als Gewinner. Der Versandhandel sei bedeutungslos geblieben, und es sei gelungen, die Hausapotheke als Basis für neue Versorgungsformen zu etablieren. Entscheidend sei dabei die Zugangsmöglichkeit für alle, die die Voraussetzungen erfüllen.
Die Marketingangebote von Kooperationen seien für die Apotheken vorteilhaft, solange die Kooperationen keine Einzelverträge abschließen. Dementsprechend würden die Hausapotheken auch keine Einkaufskonditionen aushandeln. Doch werde der Versuch, das Franchise in Apotheken zu etablieren, den Weg für etwas ebnen, das niemand wolle. Die Skaleneffekte großer Unternehmenseinheiten würden durch die Wirkung der Marktstellung von Oligopolen schnell überkompensiert, wie auch das Beispiel Norwegen zeige.
Es sei zu fragen, welches Mittelstandsbild die CDU vertrete, wenn dort der Wettbewerb als alleiniges Heilmittel angesehen werde. Es müsse einen Mittelweg zwischen Wettbewerb und Regulierung in Form von vernünftigen Verträgen geben. Außerdem könnten nicht nur die Leistungserbringer Wettbewerb haben, während für die Kostenträger das Monopol der Bürgerversicherung diskutiert werde.
Ware und Beratung nicht trennen
Als langfristige Perspektive betonte Froese, das Arzneimittel als Ware und die dazugehörige Beratung dürften nicht getrennt werden. Der Apotheker müsse ein Dienstleister bleiben. Diese Rolle müsse vertraglich festgeschrieben werden, denn Verträge würden einen gewissen Bestand erwarten lassen, während Gesetze mit einem Federstrich geändert werden könnten.
Im Verlauf der Versammlung wurde über die Öffentlichkeitsarbeit diskutiert. Es wurde beklagt, dass die Apotheker in der Öffentlichkeit zu wenig dargestellt würden und hauptsächlich in Rückzugsgefechten zur Rechtfertigung ihres Anteils am Budget des Gesundheitswesens wahrzunehmen seien. Friedrich verwies dagegen auf zahlreiche Medienauftritte des Verbandes und schlug vor, erst mögliche neue Projekte zu definieren, bevor mehr Geld für die Öffentlichkeitsarbeit bereitgestellt wird. Der Rechnungsprüfungsausschuss bescheinigte dem Verband eine sparsame Haushaltsführung. In der Aussprache wurde Froese für sein herausragendes Engagement und die erfolgreiche Arbeit gedankt. tmb
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