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Aus Kammern und Verbänden
Bayerische LAK: Fällt die Apothekenpflicht?
Zum wiederholten Male berichtete Metzger, dass die Arzneimittelsicherheit für den Verbraucher durch die Freigabe des Versandhandels gesunken sei. Eine Kontrolle von ausländischen Apotheken sowie deren Arzneimittelqualität hinsichtlich Anforderungen nach deutschem Arzneimittelrecht sei praktisch nicht durchführbar. Die Trennung von Arzneimittelabgabe und Beratung berge unkalkulierbare Risiken; er persönlich sei davon überzeugt, dass eine Callcenter-Betreuung keine gleichwertige Alternative zur persönlichen Beratung in der Apotheke darstelle.
Des Weiteren warnte Metzger davor, dass die Gesellschaft aufgrund der demografischen Entwicklung und der daraus resultierenden Belastung der Sozialsysteme aus der Balance geraten könnte. Man befinde sich in einer Zwickmühle: Kann bzw. will sich Deutschland ein qualitativ hochwertiges und wohnortnahes Apothekensystem mit Notdienst und Kontrahierungszwang noch leisten oder soll die bestehende Qualität der Arzneimittelversorgung dem Kostendruck des Sozialsystems geopfert werden?
Große Sorge hat Metzger in diesem Zusammenhang auch um die Apothekenpflicht von OTC-Präparaten: Da die Freigabe der OTC-Preise bisher nicht zu erheblichen (von der Politik gewünschten) Preissenkungen geführt hat und die Patienten in diesem Bereich keine Kompensation ihrer erhöhten Ausgaben für Eigenbeteiligungen (Praxisgebühr und Medikamentenzuzahlung) erhalten, könnte der Gesetzgeber auf die Idee kommen, die Abgabe umsatzstarker OTC-Präparate außerhalb der Apotheke zu erlauben, um durch einen noch stärkeren Wettbewerb endlich eine deutliche Preissenkung zu erzielen. Die Apotheken könnten jedoch solche Preissenkungen nicht durch einen entsprechenden Mehrumsatz ausgleichen; zudem sei es überaus zweifelhaft, ob ein erhöhter Medikamentenverbrauch der Volksgesundheit nutze.
Allerdings "spechten", so Metzger, die großen Handelskonzerne, deren Umsätze zurzeit stagnieren, schon lange auf dieses Umsatzvolumen (ca. acht Milliarden). Er habe Gerhard Schröder diesbezüglich zur Rede gestellt und darauf klare Antworten aus dem Kanzleramt erhalten: Die zurzeit vorgeschriebenen Vertriebsstrukturen im deutschen Apothekenwesen – insbesondere das Leitbild des in der Apotheke tätigen Einzelapothekers – werden dort abgelehnt (siehe Zitat). Wirft man einen Blick in den Leitantrag der CDU zu mehr Wettbewerb im Gesundheitswesen, bekomme man den Eindruck, dass auch die Opposition nicht mehr hinter dem bestehenden Apothekensystem steht.
Weitere Gefahren
Des Weiteren sieht Metzger große Gefahren u.a. durch eine mögliche Änderung des § 11 ApoG. Durch europaweite Ausschreibungen wäre die Akutversorgung von Krankenhäusern, welche via Versandhandel vom Ausland beliefert würden, nicht mehr gewährleistet, was eine deutliche Verschlechterung der Qualität nach sich ziehen könnte. Auch der ausgeglichene Arbeitsmarkt für den Apothekerberuf könne aus dem Gleichgewicht geraten: Drei pharmazeutische Institute in Bayern (Regensburg, Würzburg, Erlangen) seien von der Schließung bedroht, und ein Drittel der Studienplätze in München soll für den Bachelor-/Master-Studiengang Pharmaceutical Sciences geopfert werden. Absolventen dieses Studiengangs stehen dem Arbeitsmarkt der öffentlichen Apotheken nicht zur Verfügung, sondern werden in der (pharmazeutischen) Industrie arbeiten.
Zum Schluss bestätigte Metzger, dass er seine Kandidatur für das Amt des Präsidenten der Bundesapothekerkammer aus familiären Gründen zurückgezogen hat. Er sei davon überzeugt, dass jetzt jüngeren Kollegen und Kolleginnen hier eine Chance gegeben werden sollte. Als erfahrenes "Schlachtross" werde er aber die Apothekerschaft auf Bundesebene weiter unterstützen.
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