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Aus Kammern und Verbänden
Forum Beruf: Wohin nach dem Pharmaziestudium?
Die Pharmaziestudenten zeigten großes Interesse an der Veranstaltung, die am 14. Januar in Bonn stattfand und von Prof. Dr. Ulrich Jaehde moderiert wurde. Grußworte sprachen Elisabeth Thesing-Bleck, Vizepräsidentin der Apothekerkammer Nordrhein, Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe, die Präsidentin der DPhG, und Prof. Dr. Lothar Hönnighausen, der Alumni-Beauftragte der Universität Bonn.
Berufserfahrene Kolleginnen und Kollegen stellten in Form von Kurzpräsentationen ihre jeweiligen Arbeitsgebiete vor. Neben den klassischen Tätigkeitsfeldern wie der Offizinpharmazie, der Krankenhauspharmazie, der Pharmazeutischen Industrie und der Wissenschaft waren auch die selteneren Bereiche Gesundheitsbehörde, Gesundheitspolitik und Bundeswehr vertreten.
Arbeitsplatz Offizin
Offizinapothekerin Dr. Claudia Vogt aus Köln sprach über die öffentliche Apotheke, in der bundesweit 85% aller approbierten Apotheker tätig sind. Während über 80% der approbierten Mitarbeiter weiblich sind, stellen Frauen nur einen Anteil von 40% der Apothekenleiter. Frau Dr. Vogt zählte die persönlichen Qualitäten auf, die man über die fachliche Qualifikation hinaus für eine Tätigkeit in der Offizin mitbringen sollte.
Sie erläuterte, welche Faktoren bei der Entscheidung Selbstständigkeit oder Angestelltentätigkeit mit berücksichtigt werden sollten, und äußerte sich zu den Zukunftsperspektiven vor dem Hintergrund der aktuellen gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen.
Kollege Manfred Krüger aus Krefeld, der sich als Landesbeauftragter der Apothekerkammer Nordrhein auch berufspolitisch für die Umsetzung der Pharmazeutischen Betreuung engagiert, unterstrich, dass es in der Offizinpharmazie nicht nur Chancen, sondern auch Risiken gebe. Das Weitergeben von Informationen über Arzneimittel werde als eine selbstverständliche Aufgabe des Apothekers vorausgesetzt.
Für die Zukunft hänge viel davon ab, ob man es erreiche, als Dienstleister in neuen Versorgungsstrukturen überzeugend mitzuwirken (z. B. in Form des Hausapothekenmodells) und positive Ergebnisse auch in der Öffentlichkeit besser bekannt zu machen.
Arbeitsplatz Krankenhaus
Barbara Illgen, Krankenhausapothekerin aus Krefeld, berichtete, dass sie täglich mit einer Vielzahl von arzneimittelbezogenen Anfragen seitens der Ärzte und des Pflegepersonals konfrontiert wird. Die Krankenhausapotheke sei in einer Klinik die Arzneimittelinformationsstelle schlechthin.
Von einem guten Krankenhausapotheker werde aber auch pharmakoökonomische Kompetenz, ein Interesse an interdisziplinärer Zusammenarbeit, die Bereitschaft, sich die medizinische Denkweise anzueignen, und insgesamt viel Eigeninitiative erwartet.
Mancherorts gebe es bereits eine, meist in Teilzeit vorgesehene Stelle für einen Apotheker auf Station. Frau Illgen meinte, dass Krankenhauspharmazie "süchtig machen" könne. Viele, die einmal hineingeschnuppert haben, würden gerne dauerhaft in diesem Bereich arbeiten.
Arbeitsplatz Pharmazeutische Industrie
Dr. Wolfgang Mück, Bayer HealthCare AG, wies darauf hin, dass ein Pharmaziestudium allein meist nicht genüge, um in der Pharmazeutischen Industrie erfolgreich tätig zu werden. Eine Promotion sei für fast alle Bereiche erforderlich, wobei auch auf das Dissertationsthema wichtig sei. Er erläuterte, wie sich die bei Bayer beschäftigten Pharmazeuten prozentual auf die einzelnen Einsatzgebiete verteilen.
Über die fachliche Qualifikation hinaus sei Teamfähigkeit besonders wichtig. Auch Mobilität und gute Englischkenntnisse werden erwartet. Dr. Mück riet davon ab, eine berufliche Karriere im Sinne des permanenten Aufstiegs planen zu wollen. Man müsse sich auch die Frage stellen, ob man primär fachlich tätig sein wolle. In leitender Position kämen Koordinations- und Managementaufgaben sowie Personalführung hinzu.
Dr. Frank Redeker, Fa. Grünenthal, wies darauf hin, dass die breite naturwissenschaftliche Ausbildung im Pharmaziestudium eine gute Basis und Voraussetzung für jede Tätigkeit mit einer naturwissenschaftlichen Anforderung in der Pharmazeutischen bzw. Chemischen Industrie darstelle. Allerdings befinden die Apotheker sich oft in Konkurrenz mit anderen Berufsgruppen.
Deshalb sei es wichtig, ein klar definiertes Tätigkeitsfeld anzustreben. Dr. Redeker sieht eine Promotion nicht als Muss für eine Tätigkeit in der Pharmazeutischen Industrie an. Sie stelle auch keine Garantie für einen Job dar. Unter den Zusatzqualifikationen hob er verhandlungssichere Englischkenntnisse hervor. Auch Spanischkenntnisse seien von Vorteil.
Arbeitsplätze in Behörde, Politik und Bundeswehr
Prof. Dr. Harald Schweim, Leiter des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn, nannte die Arbeitsmöglichkeiten für Pharmazeuten in einer Gesundheitsbehörde: Regulatory Affairs, Pharmazeutische Qualität, Vorklinik und – in begrenztem Umfang und unter der Voraussetzung einer Promotion im Fach Pharmakologie – auch die Klinik.
Insgesamt seien die Chancen für Frauen im BfArM sehr gut. Bei den Aufgabenstellungen bestehe ein relativ großer Überlappungsgrad mit anderen Berufsgruppen. Ihn persönlich habe die daraus resultierende interdisziplinäre Zusammenarbeit von Anfang an begeistert.
Dr. Eva Susanne Dietrich, Kassenärztliche Bundesvereinigung Köln, befasste sich mit den hauptamtlichen Jobs in der Gesundheitspolitik. Dabei unterschied sie Tätigkeiten auf Bundesebene, bei denen man an der politischen Gestaltung beteiligt ist, und Aufgaben bei Landesverbänden oder bei einer Krankenkasse. Auf dieser Ebene stehe die Umsetzung der Vorgaben seitens der Politik im Vordergrund. Darüber hinaus seien die Kontaktpflege mit den Mitgliedern der jeweiligen Institution und der Austausch mit Vertretern anderer Lobbygruppen wichtig.
Oberfeldapotheker Horst Beresheim erläuterte, dass die Bundeswehr das gesamte Spektrum pharmazeutischer Tätigkeiten biete. In den Bereichen Krankenhaus, Arzneimittelherstellung und -prüfung, Verwaltung und Beschaffung von Arzneimitteln seien Apotheker als universelle Arzneimittel- und Medizinproduktefachleute sehr gefragt. Ein Zusatzstudium sei ebenso wie eine Promotion von Vorteil, aber nicht Voraussetzung. Frauen hätten hervorragende Chancen, es gebe allerdings keine Teilzeitjobs.
Wissenschaftliche Laufbahn
Prof. Dr. Klaus Mohr als Vertreter der Wissenschaft machte darauf aufmerksam, dass Wissenschaft nicht gleichbedeutend sei mit Universität, da wissenschaftliches Arbeiten auch außerhalb der Universität stattfinde. Im Rahmen einer Diplomarbeit habe man die Möglichkeit, erste Erfahrungen mit einer wissenschaftlichen Aufgabenstellung zu sammeln und für sich persönlich die Frage zu klären, ob man diesen Weg weiterverfolgen möchte.
Im Hinblick auf eine eventuelle Promotion empfahl er, diese Entscheidung möglichst zeitnah zum Abschluss des Studiums zu treffen, da die Beschäftigung mit einer Doktorarbeit umso schwerer falle, je länger man bereits in der Praxis gewesen ist.
Nach den Kurzpräsentationen hatte der Apothekernachwuchs ausgiebig Gelegenheit zum persönlichen Gespräch mit den Referenten und weiteren, eigens für das Forum Beruf angereisten Fachleuten.
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