Arzneimittel und Therapie

Aus der Forschung: Antikörper blockiert SARS-Virus

Forschern der Harvard Universität ist es gelungen, einen Antikörper zu finden, der das Eindringen des sudden acute respiration syndrome-Virus (SARS-Virus) in die Zelle verhindert. Sie berichten darüber in der Online-Ausgabe der Proceedings of the National Academy of Sciences.

Bestimmte Abschnitte auf der Oberfläche von Erregern können durch so genannte neutralisierende Antikörper besetzt werden. Sie verhindern so, dass die Erreger die menschlichen Zellen befallen können. Die Hülleiweiße des SARS-Coronavirus lassen sich aus der Gensequenz des Erregers herleiten, die seit dem Sommer des letzten Jahres bekannt ist.

Den Harvardforschern ist es gelungen, aus den Informationen der SARS-Gene ein künstliches Eiweiß zu kreieren: Das S1-Protein gehört zu den Anker-Eiweißen, mit denen der Erreger an Körperzellen bindet. Ohne dieses Eiweiß kann das SARS-Virus vermutlich die menschliche Zelle nicht befallen, und ein Antikörper, der S1 neutralisiert, könnte damit eine Infektion verhindern.

In Harvard wurden zunächst Teströhrchen mit dem S1-Protein beschichtet und dann untersucht, ob Antikörper aus einer Phagen-Bibliothek an diesem S1-Protein haften bleiben. Solch ein Antikörper sollte dann in der Lage sein, vor einer Infektion zu schützen. Die Forscher fanden acht Antikörper mit einer möglichen Bindung.

Diese acht Antikörper wurden dann an echten SARS-Viren untersucht. Einer der Antikörper, der 80R-Antikörper, war in Zellkulturen tatsächlich in der Lage, einen Befall der menschlichen Zellen durch die SARS-Viren zu verhindern. Dieser 80R-Antikörper könnte die Grundlage für einen passiven Impfstoff gegen SARS bilden.

Während aktive Impfstoffe die Bildung von Antikörpern induzieren, stellen passive Impfstoffe diese Antikörper zur Verfügung. Passive Impfstoffe werden in der Regel als Post-Expositionsprophylaxe eingesetzt, zum Beispiel bei der Tollwut. Ihr Vorteil ist, dass sie einen Sofortschutz bieten. Passive Impfstoffe sind deshalb bei einer unvorhersehbaren Infektion im Vorteil.

Ihre Wirkung ist aber häufig schwächer als die der natürlichen Antikörper. Außerdem ist die Dauer der Wirkung begrenzt. Schließlich sind die Mittel um ein Vielfaches teurer als aktive Impfstoffe. Ein Vorteil wäre, dass die Antikörper relativ schnell verfügbar wären.

Vor seinem Einsatz müsste das Präparat jedoch, wie herkömmliche Impfstoffe auch, in klinischen Studien am Menschen untersucht werden. Weltweit arbeiten verschiedene Gruppen an der Entwicklung eines (aktiven) Impfstoffes gegen SARS. Mit einer Marktreife ist nicht vor 2005 zu rechnen.

WHO: aktuell sind vier SARS-Fälle bestätigt

Nach den Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur aktuellen Situation (www.who.int vom 31. Januar 2004) haben die chinesischen Behörden einen weiteren SARS-Fall bestätigt. Damit hat China seit dem 16. Dezember 2003 insgesamt vier Fälle der gefährlichen Lungenkrankheit gemeldet. Alle stammten aus der südlichen Provinz Guangdong.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums handelt es sich bei dem neuen Infizierten um einen 40 Jahre alten Arzt. Er habe in derselben Klinik gearbeitet, in der die inzwischen aus dem Krankenhaus entlassenen drei SARS-Infizierten in der Provinzhauptstadt Guangdong (Kanton) behandelt worden waren.

Literatur

Sui, J.; et al.: Potent neutralization of severe acute respiratory syndrome (SARS) coronavirus by a human mAb to S1 protein that blocks receptor association. Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 10.1073/pnas.0307140101, 2. Februar 2004. New case of laboratory-confirmed SARS in Guangdong, China – update 5. www.who.int, 31. Januar 2004. ck

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