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Arzneimittel und Therapie
Koronare Herzkrankheit: ACE-Hemmer auch bei stabiler KHK?
Der Nutzen von ACE-Hemmern bei koronaren Risikopatienten konnte in mehreren Studien eindrucksvoll bestätigt werden. Neben ihrer blutdrucksenkenden Komponente besitzen ACE-Hemmer ein anti-atherosklerotisches Profil und sind somit potenzielle Kandidaten zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen. In einer groß angelegten Studie wurde untersucht, ob die langfristige Einnahme eines ACE-Hemmers bei Patienten mit einer stabilen Herzerkrankung (das heißt es liegt keine weitere Herz-Kreislauf-Erkrankung vor) das kardiovaskuläre Risiko senken kann.
Die Europa-Studie
Für die randomisierte, multizentrische, plazebokontrollierte und doppelblinde Europa-Studie (European trial on reduction of cardiac events with perindopril in patients with stable coronary artery disease) wurden 13 655 Patienten mit einer stabilen Herzerkrankung rekrutiert. Unter dem Begriff stabile Herzerkrankung wurden einzelne Krankheitsbilder wie ein bereits erlittener Herzinfarkt, eine koronare arterielle Erkrankung, eine koronare Revaskularisierung oder ein positiver Belastungstest zusammengefasst.
Das durchschnittliche Alter der Studienteilnehmer lag bei 60 Jahren; ein Großteil von ihnen nahm vor und während der Studie Thrombozytenaggregationshemmer, Betablocker und/oder Statine ein. Nach einer vierwöchigen Phase, in der alle Patienten Perindopril erhielten, wurden die verbleibenden 12 218 Probanden zwei Gruppen zugeteilt:
6110 von ihnen erhielten einmal täglich 8 mg Perindopril, 6108 ein Plazebo. Die durchschnittliche Studiendauer betrug 4,2 Jahre. Der primäre Studienendpunkt war die kombinierte Häufigkeit bestimmter kardiovaskulärer Ereignisse (kardiovaskulärer Tod, Myokardinfarkt, Herzstillstand).
20%ige Risikoreduktion
Nach Studienende hatten 10% der Plazebo-Gruppe (603 Teilnehmer) und 8% (488) der Verum-Gruppe ein wie in den primären Studienendpunkten beschriebenes kardiovaskuläres Ereignis (Myokardinfarkt, Herzstillstand, kardiovaskulärer Tod) erfahren. Das bedeutet eine 20%ige Risikoreduktion für die Patienten der Perindopril-Gruppe (p = 0,0003).
Dieser Benefit war in allen Subgruppen (Frauen, Männer, Normotoniker, Hypertoniker, Diabetiker, ältere Patienten) vorhanden und betraf auch sekundäre Studienendpunkte wie Angina pectoris, Schlaganfall, nicht tödlicher Herzinfarkt, Herzstillstand mit erfolgreicher Reanimation – wenn auch nicht immer mit statistischer Signifikanz. Perindopril wurde gut vertragen, und seine unerwünschten Wirkungen unterschieden sich mit Ausnahme des Hustens (2,7% vs. 0,5%) nur unwesentlich von der Plazebotherapie.
ACE-Hemmer für alle Koronarpatienten?
Berechnet man die NNT (Number needed to treat), so müssen 50 Patienten – bei optimaler Compliance 36 Patienten – über vier Jahre hinweg mit Perindopril behandelt werden, um ein tödliches kardiovaskuläres Ereignis oder einen Myokardinfarkt zu verhindern.
Bei diesem Benefit ist zu erwägen, ob alle Patienten mit einer koronaren Herzkrankheit – und nicht nur Risikopatienten wie bislang gehandhabt – einen ACE-Hemmer zur Prävention weiterer kardiovaskulärer Ereignisse erhalten sollen. Möglicherweise finden ACE-Hemmer neben Statinen, Betablockern und Thrombozytenaggregationshemmern bald ihren festen Platz in der Präventionstherapie aller Koronarpatienten.
Anti-atherosklerotische Wirkungen von ACE-Hemmern
- ACE-Inhibitoren hemmen den Abbau des gefäßerweiternden Bradykinins,
- senken den Blutdruck,
- verbessern die Endothelfunktion,
- schützen die Gefäße vor Plaque-Rupturen,
- hemmen die Migration und Proliferation von glatten Gefäßmuskelzellen,
- wirken antithrombotisch und
- verlängern durch ihre antioxidative Wirkung die Halbwertszeit von NO und vermindern die Oxidation von LDL.
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