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Arzneimittel und Therapie
Cannabinoidrezeptor-Antagonist: Hoffnung für Übergewichtige und starke Raucher
Aus der Beobachtung heraus, dass Cannabiskonsum hungrig macht, wurde der Gedanke entwickelt, dass die Blockade der Cannabinoidrezeptoren eigentlich beim Abnehmen helfen sollte. Das Endocannabinoid-System ist zentral und peripher an der Regulierung der Nahrungsaufnahme und des Stoffwechsels und auch an der Nikotinabhängigkeit beteiligt ist.
Diese Rezeptoren werden durch Tetrahydrocannabinol aktiviert und steigern den Appetit. Bei kachektischen Patienten mit Karzinomen oder Aids wird z. B. Dronabinol zur Appetitanregung eingesetzt. Die CB1-Rezeptoren werden aber auch beim Trinken, Riechen, Schmecken oder Betrachten von Nahrungsmitteln oder durch Nicotin stimuliert.
Fatale Folge der Ausschüttung von Endorphinen: gesteigerter Appetit, Übergewicht, Nicotinsucht. Eine Überaktivierung des Endocannabinoid-System scheint in Fällen der Fettleibigkeit oder der chronischen Tabakabhängigkeit offenbar eine übermäßige Nahrungsaufnahme zu induzieren sowie zur Anreicherung von Fett zu führen.
Von den Cannabinoidrezeptoren befinden sich vor allem die CB1-Rezeptoren im zentralen Nervensystem, diese werden durch den Cannabinoidrezeptor-Antagonist Rimonabant spezifisch blockiert.
Cannabinoidrezeptor-Blocker bei Fettsucht
Erste Ergebnisse von zwei Phase-III-Studien mit Rimonabant liegen jetzt vor. In einer nordamerikanischen Studie wurde untersucht, wie Dosen von 5 mg und 20 mg Rimonabant verglichen mit Plazebo bei der Gewichtsreduzierung und der Vorbeugung von erneuter Gewichtszunahme helfen.
An der plazebokontrollierten Phase-III-Studie nahmen über 1000 Patienten mit Adipositas, die zudem eine Dyslipidämie mit niedrigem HDL und erhöhten Triglyzeriden hatten, teil. Jeweils ein Drittel der Patienten erhielten 5 mg, 20 mg der Substanz oder Plazebo zusätzlich zu einer Diät. Primäres Studienziel war die Gewichtsverminderung nach einem Jahr.
Mit 20 mg des Wirkstoffes hatten 73 Prozent der Patienten mehr als fünf Prozent Gewicht verloren, mit Diät allein nur 28 Prozent. 44 Prozent gelang es mit der höheren Dosis mehr als zehn Prozent Gewicht abzunehmen.
Wie die Therapie Rauchern zur Abstinenz verhilft, wurde in einer ähnlichen Studie in Europa untersucht. Bevor sie die Studie begannen, rauchten die Teilnehmer durchschnittlich 23 Zigaretten pro Tag. Nach dem Rauchstopp erhielten 787 Patienten jeweils 5 mg oder 20 mg Rimonabant bzw. Plazebo.
Nach zehn Wochen rauchten 36 Prozent der mit 20 mg Behandelten nicht und nahmen dabei auch nicht an Gewicht zu. Mit Plazebo gelang dies nur 20 Prozent. Hinweise auf zentrale unerwünschte Wirkungen gibt es nicht. Neben diesen Studien führt Sanofi weitere Studien durch, die die Wirkungen des Medikaments bei Diabetes und Fettstoffwechselstörungen untersuchen. ck
Nach den Ergebnissen von Phase-III-Studie soll ein neuer Cannabinoidrezeptor-Antagonist bei einer Gewichtsabnahme und bei der Entwöhnung von Rauchern helfen, wie Sanofi-Synthelabo mitteilte. Rimonabant (SR141716, vorgesehener Handelsname Acomplia) blockiert die CB1-Rezeptoren im Endocannabinoid-System, das für die Regulierung des Körpergewichtes, des Fettmetabolismus und der Tabakabhängigkeit verantwortlich ist. Nach Angaben von Sanofi sollen die Studien Ende 2004 abgeschlossen und die Zulassung im zweiten Quartal 2005 beantragt werden.
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