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- DAZ 1/2005
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Selbstmedikation
Heiserkeit – wenn die Stimme versag
Ob lang anhaltend oder in zwei Tagen vorbei – unsere Patienten wünschen sich, so schnell wie möglich wieder bei Stimme zu sein, um sich an Alltagsgesprächen normal beteiligen zu können.
Akute Heiserkeit – Schonung ist Pflicht!
"Wie lange hält Ihre Heiserkeit jetzt schon an?", ist die zentrale Frage, die für die Beurteilung einer Selbstbehandlung notwendig ist. Alle akuten Stimmstörungen, die bis zu sieben Tagen
anhalten, können zunächst selbst behandelt werden, solange keine weiteren Symptome vorliegen.
Ursache für die Heiserkeit ist oft eine Überbeanspruchung der Stimme. Langes, lautes Sprechen oder Schreien in einer Menschenmenge, Reden vor einer Gruppe oder besonders in trockener, verrauchter Luft in Kneipen und Diskotheken führt zu einer Reizung des Kehlkopfs und der Stimmbänder und damit zu einer Stimmveränderung.
Oft liegt die Ursache allerdings in einer akuten Virusinfektion des Mund-Rachenraums (Rhinolaryngitis). Die begleitenden Symptome wie Halsschmerzen oder Schnupfen, können unauffällig bleiben. Gleichgültig, was die Ursache für die Heiserkeit ist, die wichtigste Maßnahme ist eine strenge Stimmschonung. Zur Unterstützung können folgende Maßnahmen eingesetzt werden:
- heiße Dampfinhalationen mit Kamillen- oder Salbeizusatz,
- Gurgeln oder Lutschen von salzhaltigen Arzneimitteln,
- Reizlinderung durch schleimhaltige Drogen, wie Primelwurzelextrakt oder Isländisch Moos,
- lokale Verwendung von antiphlogistischen Wirkstoffen, wie z. B. Flurbiprofen in Lutschtabletten,
- Verwendung von Dexpanthenol-haltigen Lutschtabletten zur Schleimhautregeneration,
- ausreichendes Trinken von möglichst warmen Getränken.
"Welche Beschwerden haben Sie genau?" Diese Frage kann zu einer Beurteilung führen, ob die Heiserkeit tatsächlich in der Selbstmedikation behandelt werden kann. Gerade wenn zusätzliche Symptome wie Fieber, Schluckbeschwerden, Atemnot und starker Hustenreiz auftreten, sind die Grenzen der Selbstbehandlung überschritten und ist eine ärztliche Diagnose erforderlich.
Vorsicht vor allem bei Kleinkindern
"Wer ist der Patient?" ist eine Frage, die bei der Selbstbehandlung von Heiserkeit nicht fehlen darf. Akute Heiserkeit bei Kleinkindern muss ernst genommen werden und sollte ein Grund sein, den Patienten sofort zum Arzt zu schicken. Eine Laryngitis führt bei ihnen aus anatomischen Gründen schnell zu einer Anschwellung der Schleimhaut unterhalb der Stimmbänder. Dadurch wird der Luftweg eingeengt, die Einatmung behindert und ein bellender, keuchender Husten ausgelöst. Diese subglottische Laryngitis wird als "Pseudokrupp" mit Corticoiden, Luftbefeuchtung, Sedativa und eventuell Antibiose behandelt.
In gleicher Weise kann bei Kleinkindern die Schleimhaut am Kehlkopfeingang reagieren (Epiglottitis acuta). Im Zuge eines fieberhaften Infekts können plötzlich Heiserkeit, ein dumpfes, kehliges Rasselgeräusch beim Einatmen, kloßige Sprache und Schluckschmerzen auftreten. Dieser Zustand kann in kurzer Zeit zu akuter, lebensbedrohlicher Atemnot führen. Bei Erwachsenen verläuft diese Erkrankung weniger lebensbedrohend. Heiserkeit besteht kaum, Schluckschmerzen stehen im Vordergrund. Bei akuter Heiserkeit muss gerade bei Kleinkindern auch an Fremdkörper, wie z. B. Münzen, im Kehlkopfeingang oder in der Stimmritze gedacht werden. In all diesen Fällen kommt eine Selbstbehandlung nicht in Betracht. Der sofortige Arztbesuch ist notwendig.
Chronische Heiserkeit als unerwünschte Arzneimittelwirkung
Hält eine Heiserkeit über Wochen an, spricht man von einem chronischen Verlauf. Man unterscheidet hier die chronisch entzündliche Heiserkeit, die sich häufig aus einer unzureichend behandelten akuten Laryngitis entwickelt, nicht-entzündliche Heiserkeit durch Stimmlippenknötchen oder Kehlkopfpapillomen, tumorbedingte, muskuläre und neurogene Heiserkeit.
Von besonderer Bedeutung ist in der Apotheke die Frage, ob der Patient eventuell inhalative Steroide verwendet. Die Inhalation von Corticoiden zur Asthmabehandlung führt in seltenen Fällen zu einer reversiblen Myopathie der Kehlkopfmuskulatur und damit zu einer Stimmänderung. Eine Verbesserung der Anwendungstechnik wie das Anwenden vor einer Mahlzeit, ein effektives Ausspülen des Mundes oder die Verwendung eines Spacers kann in einigen Fällen diese unerwünschte Wirkung reduzieren. Manchmal hilft ein Wechsel des Wirkstoffs oder eine Anwendungspause über einige Wochen. In vielen Fällen muss diese unerwünschte Arzneimittelwirkung unter Nutzen-Risiko-Abwägung in Kauf genommen werden.
Grenzen der Selbstmedikation
Zum Glück verschwindet die Heiserkeit oft genau so schnell wieder wie sie gekommen ist. In wenigen Tagen, maximal einer Woche sollte die Stimme sich wieder normalisiert haben. Bei immer wiederkehrenden Stimmveränderungen sollte ein ärztlicher Rat eingeholt werden. Jede Heiserkeit, die länger als drei Wochen anhält, muss HNO-ärztlich abgeklärt werden.
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