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Arzneimittel und Therapie
Tolcapon wieder zugelassen
Im Rahmen der neuen Sicherheitsbewertung wurden einige Änderungen hinsichtlich Indikation und Patientenprofil vorgenommen:
- Die Behandlung mit Tolcapon erfolgt zusammen mit Levodopa/Benserazid oder Levodopa/Carbidopa und ist indiziert, wenn alle anderen Medikamente die Parkinson-Erkrankung nicht genügend stabilisieren können.
- Um das Risiko von Leberschäden möglichst gering zu halten, darf Tolcapon bei bestehender Lebererkrankung oder bei Messung von erhöhten Leberenzymwerten (ALT/AST) vor Behandlungsbeginn nicht angewendet werden. Außerdem ist eine regelmäßige Überwachung der Leberenzymwerte erforderlich.
Wirkungsschwankungen verhindern
Tolcapon ist ein oral wirksamer, selektiver und reversibler Catechol-O-Methyl-Transferase (COMT)-Hemmer. Die gleichzeitige Verabreichung mit Levodopa und einem Decarboxylasehemmer aromatischer Aminosäuren bewirkt stabilere Plasmaspiegel von Levodopa, indem es die Metabolisierung von Levodopa zu 3-Methoxy-4-hydroxy-L-phenylalanin (3-OMD) verringert. Hohe Plasmakonzentrationen von 3-OMD sind mit einem schlechten Ansprechen von Patienten mit Morbus Parkinson auf Levodopa-Therapie in Verbindung gebracht worden.
Tolcapon verringert die Bildung von 3-OMD wesentlich. Tolcapon katalysiert sowohl den Abbau von Levodopa zu 3-O-Methyldopa als auch den von Dopamin. So sollen konstantere Levodopa- beziehungsweise Dopaminspiegel im Gehirn erreicht und die zunehmenden Wirkungsschwankungen unter einer langjährigen Levodopa-Therapie verhindert werden.
Tolcapon nur bei fortgeschrittenem Parkinson
Die Verschreibung von Tolcapon ist Ärzten mit Erfahrung bei der Behandlung von fortgeschrittenem Morbus Parkinson vorbehalten. Tolcapon ist keine Therapie der ersten Wahl und sollte nur bei Patienten angewendet werden, die auf andere Catechol-O-Methyl-Transferase-Hemmer nicht ansprechen oder diese nicht vertragen. Tolcapon ist abzusetzen, falls sich innerhalb von drei Wochen nach Therapiebeginn kein deutlicher Behandlungserfolg zeigt. Ferner darf der COMT-Hemmer nur verschrieben werden, wenn der Patient umfassend über die Risiken der Behandlung aufgeklärt wurde.
Änderung der Fachinformation
Im Abschnitt Dosierung, Art und Dauer der Anwendung wird nunmehr aufgeführt, dass die Dosis nur in Ausnahmefällen, wenn der zusätzlich erwartete klinische Nutzen das erhöhte Risiko hepatischer Nebenwirkungen rechtfertigt, auf dreimal täglich 200 mg erhöht werden sollte. Es gibt zusätzliche Informationen zur Überwachung der Leberenzyme vor und während der Therapie sowie neue Anweisungen zur Anpassung der Levodopa-Dosis, wenn Tolcapon abgesetzt wird. Wegen der Gefahr einer Leberschädigung enthalten die Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung jetzt eine eingerahmte Warnung mit dem Wortlaut:
- Vor Behandlungsbeginn: Bei abnormalen Leberfunktionstests oder Anzeichen einer gestörten Leberfunktion darf Tolcapon nicht verschrieben werden. Wenn Tolcapon verschrieben werden soll, muss der Patient über die möglichen Anzeichen und Symptome, die auf eine Leberschädigung hinweisen können, informiert werden und er muss darauf hingewiesen werden, bei deren Auftreten sofort den behandelnden Arzt aufzusuchen.
- Während der Behandlung: Die Leberfunktion muss alle zwei Wochen während des ersten Behandlungsjahres, alle vier Wochen während der folgenden sechs Monate und danach alle acht Wochen überprüft werden. Falls die Dosis auf 200 mg dreimal täglich erhöht wird, muss die Kontrolle der Leberenzyme vor der Dosiserhöhung und dann entsprechend der oben angegebenen Intervallfolge stattfinden. Falls die ALT und/oder die AST die obere Grenze des Normbereiches überschreitet oder falls Symptome oder Anzeichen die Entwicklung eines Leberversagens nahe legen soll Tolcapon sofort abgesetzt werden.
- Wenn die Behandlung abgebrochen wird: Patienten, die unter Tolcapon eine akute Leberschädigung entwickeln und bei denen das Präparat abgesetzt wird, können ein erhöhtes Risiko für eine Leberschädigung aufweisen, wenn Tasmar® wieder gegeben wird. Diese Patienten kommen folglich für eine Wiederaufnahme der Behandlung nicht in Betracht.
Wegen des Risikos für ein neuroleptisches malignes Syndrom (NMS) enthält der eingerahmte Warnhinweis auch folgende Passage: Bei Patienten mit Morbus Parkinson besteht eine Neigung zum Auftreten eines neuroleptischen malignen Syndroms nach Unterbrechung oder Absetzen einer dopaminergen Medikation. Falls nach Absetzen von Tolcapon Symptome auftreten, sollte der Arzt deshalb eine Erhöhung der Levodopa-Dosis für den betreffenden Patienten in Betracht ziehen. Für ein neuroleptisches malignes Syndrom sind motorische Symptome (Rigor, Myoklonus und Tremor), mentale Veränderungen (Agitiertheit, Konfusion, Stupor und Koma), erhöhte Temperatur, vegetative Dysfunktion (instabiler Blutdruck) und erhöhte Serum-Kreatinphosphokinase, die Folge einer Myolyse sein kann, charakteristisch. ck
Quelle
Fachinformation Tasmar® 100 mg Filmtab- letten, Stand Dezember 2004.
Tasmar® Ärzterundschreiben der Firma ICN Pharmaceuticals Germany GmbH, Frankfurt/Main.
Catechol-O-Methyl-Transferase-Hemmer
Entwickelt wurden die COMT(Catechol-O-Methyl-Transferase)-Hemmer, um die Off-Zeiten, die Phasen eingeschränkter Bewegung, der Parkinsonpatienten signifikant zu reduzieren und ihren Bedarf an dem Standard-Parkinsontherapeutikum L-Dopa zu senken. Tolcapon und Entacapon hemmen die Catechol-O-Methyl-Transferase und inhibieren damit reversibel den Abbau von Levodopa zu 3-O-Methyldopa. Dabei wirkt Entacapon im Gegensatz zu Tolcapon überwiegend peripher. Durch die Hemmung der COMT verbessert sich die Bioverfügbarkeit von Levodopa im Gehirn und damit auch die Dauer seiner klinischen Wirksamkeit.
Tolcapon wurde im September 1997 für die Behandlung der Parkinsonschen Krankheit in Kombination mit Levodopa/Decarboxylasehemmern in Deutschland zugelassen. Wegen seiner potenziell leberschädigenden Wirkung wurde Tolcapon im November 1998 vom Markt genommen, seit 7. März 2005 ist es wieder für den deutschen Markt zugelassen. Entacapon (Comtess®) ist seit September 1998 im Handel. Unter einer Entacapon-Therapie haben sich bis jetzt keine Hinweise für leberschädigende Wirkungen ergeben.
Gegenanzeigen
Tolcapon ist kontraindiziert bei Patienten mit:
- nachgewiesener Lebererkrankung oder erhöhten Leberenzymwerten
- schwerer Dyskinesie
- neuroleptischem malignem Syndrom-Symptomenkomplex (NMS) und/oder nicht-traumatischer Rhabdomyolyse oder Hyperthermie in der Vorgeschichte
- Überempfindlichkeit gegen Tolcapon oder einem der sonstigen Bestandteile
- Phaeochromozytom.
Zum Weiterlesen
Auftreten von Hepatitiden unter der Gabe von Tolcapon DAZ 1998, Nr. 44, S. 14 –15. www.deutsche-apotheker-zeitung.de
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