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Versandhandel: Jede zweite Apotheke ist mangelhaft

Stiftung Warentest hat wieder zugeschlagen und diesmal 20 Versandapotheken im In- und Ausland geprüft. Das Ergebnis ist für die Befürworter des Arzneimittelversandhandels verheerend: Jede zweite Versandapotheke erhielt das Prädikat "mangelhaft" – unter anderem auch der Lieblingsanbieter vieler Krankenkassen, DocMorris. Dabei führten insbesondere Mängel beim Bestell- und Lieferservice sowie bei der Beratung zum Urteil "mangelhaft".

Alles, was Versandapotheken bisher vorgeworfen wurde, bestätigte sich in der Realität:

  • drei Wochen Wartezeit auf die Lieferung,
  • Ablage vor der Tür (in vier Fällen!) oder Abgabe beim Nachbarn trotz ausdrücklichem Gegenwunsch,
  • mühsame Bestellmöglichkeiten,
  • ungekühlter Versand von Impfstoffen ... und und und.

Einziger Lichtblick: Die getesteten Apotheken lieferten keine verschreibungspflichtigen Arzneimittel ohne Rezept.

Beratung katastrophal

Verheerend ist die Spalte "Beratung zu Medikamentenanwendungen" ausgefallen. Keine der getesteten Apotheken hat hier das Urteil "gut" oder sogar "sehr gut" erreicht. Sieben mussten ein "mangelhaft" einstecken, nur acht erreichten immerhin das Urteil "befriedigend".

Getestet wurde mit Hilfe von Beratungsfragen: Wechselwirkungen zwischen

  • Betablocker und Grippemittel (Propranolol und Doregrippin),
  • Antidepressivum (Paroxetin) und Johanniskraut,
  • "Pille" und Johanniskraut

sowie die Einnahmezeiten von Talcid (vor oder nach dem Essen, zur Nacht).

Peinliche Antworten wie "Johanniskraut ist ein pflanzliches Mittel, man kann nichts falsch machen" lassen erhebliche Zweifel an der Sicherheit von Versendern aufkommen; eindeutig ist deren selbst gestecktes Ziel, besser zu sein als die niedergelassene Apotheke, weit verfehlt worden.

Besonders bedenklich: Keine einzige (!) Versandapotheke machte auf Wechselwirkungen zwischen zwei Selbstmedikationspräparaten, die gleichzeitig bestellt wurden, aufmerksam (Eisen- und Calciumtabletten).

An die eigene Nase fassen

Zur Häme besteht allerdings kein Anlass. Getestet wurde auch das Apothekenportal aponet, über das viele Apotheken an den Versandhandel angeschlossen sind. Auch hier: Beratung mangelhaft. Damit wird leider der große Vorteil einer schnellen Lieferung (als einziger getesteter Anbieter noch am gleichen Tag) verschenkt. Denn nur wenn exzellente Beratung und guter Lieferservice zusammen kommen, können wir die anderen Versandapotheken locker überbieten. Aber nicht in allen Apotheken wird ausreichend gut beraten – das bescheinigt uns die Stiftung Warentest immer wieder einmal. Und auch die Ergebnisse Apothekerkammer-eigener Untersuchungen sollten nachdenklich stimmen.

Hier ist jede und jeder Einzelne gefordert, an vorderster Stelle aber die Apothekenleiter, die in der Apotheke das Klima für gute Beratungsmöglichkeiten schaffen müssen: durch ausreichende Fort- und Weiterbildung, Honorierung von Eigeninitiative (das kann auch mal ein Lob sein!) und ein positives, motivierendes Betriebsklima.

Insa Heyde 
ADEXA Bundesvorstand

Weitere Infos: www.stiftung-warentest.de

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