Arzneimittel und Therapie

Reduktion der Packungsgröße sinnvoll

Seit September 1998 ist die Packungsgröße der meisten frei verkäuflichen Analgetika in Großbritannien beschränkt. Positive Effekte der Gesetzesänderung sind jetzt in einer Studie nachgewiesen worden. So nahm die Gesamtzahl der Suizid- und Vergiftungsfälle durch Schmerzmittel sowie die Anzahl hepatotoxischer Komplikationen durch Paracetamol im Zeitraum nach 1998 deutlich ab.

Im Mittelpunkt der britischen Studie stand die Untersuchung der möglichen Effekte einer Limitierung der Packungsgröße von OTC-Schmerzmitteln. Hierzu wurde die Häufigkeit von tödlichen und nicht tödlichen Vergiftungen jeweils vier Jahre vor und nach Inkrafttreten der Gesetzesnovelle untersucht. Berücksichtigt wurden Fälle, die sich auf Überdosierung von Paracetamol, Ibuprofen, Salicylate oder Kombinationen dieser Schmerzmittel mit anderen frei verkäuflichen Arzneimitteln zurückführen ließen. Die Ergebnisse wurden mit den Verkaufszahlen der entsprechenden Analgetika im Untersuchungszeitraum korreliert.

Die Studie basiert auf Statistiken der zwischen 1993 und 2001 verübten Suizide und tödlichen Vergiftungen durch Schmerzmittel in England und Wales. Fünf Krankenhäuser in England lieferten zwischen 1997 und 2001 Daten zu nicht-tödlichen Vergiftungsfällen. Patienten, die im Zeitraum von 1996 bis 2002 auf Grund von Paracetamol-bedingten Leberschäden in eine von sechs Leber-Stationen in England oder Schottland eingeliefert worden waren, dort auf eine Lebertransplantation warteten oder bereits erhalten hatten, wurden ebenfalls berücksichtigt.

Weniger Todesfälle

Bereits ein Jahr nach der Beschränkung der Abgabemenge auf 32 Tabletten in Apotheken und 16 Tabletten in anderen Abgabestellen verzeichneten die Behörden 22% weniger durch den Missbrauch von Paracetamol oder Salicylaten begründete Todesfälle. Dieser Trend setzte sich in den Folgejahren fort. Krankenhauseinweisungen und Lebertransplantationen, die auf eine Überdosierung von Paracetamol zurückzuführen waren, nahmen im Zeitraum von 1998 bis 2002 jährlich um rund 15% ab.

Weniger schwere Vergiftungen

Die Zahl von Vergiftungsfällen ohne tödlichen Ausgang ging ebenso zurück. Allerdings war dieses Ergebnis bei Salicylaten nicht signifikant. Die Tablettenmenge, die Patienten mit einer Schmerzmittelvergiftung zu sich genommen hatten, sank nach Inkrafttreten des Gesetzes relativ schnell. In den Folgejahren kam es zu deutlich weniger schweren Vergiftungen mit Paracetamol oder Salicylaten.

Dies ist insofern bemerkenswert, da zwar die durchschnittliche Packungsgröße von Paracetamol-haltigen Arzneimitteln deutlich abnahm (1996 bis 1997: 35 Tabletten, 1998 bis 1999: 24), dieser Effekt jedoch durch den Verkauf einer größeren Packungsanzahl kompensiert wurde. Bei Salicylaten führte eine Halbierung der Packungsgröße (1996 bis 1997: 61 Tabletten, 1998 bis 99: 25) bei nahezu gleich bleibenden Verkaufszahlen offenbar zu einer Halbierung der im häuslichen Vorrat befindlichen Tabletten.

Keine Veränderungen

bei Ibuprofen Ibuprofen ist in Großbritannien auch weiterhin ohne Mengenbeschränkung erhältlich. Erwartungsgemäß entsprechen die Daten für Ibuprofen nicht dem positiven Gesamttrend der Untersuchung. Die Häufigkeit schwerer Vergiftungen ohne tödlichen Ausgang erfuhr keine signifikanten Veränderungen im Untersuchungszeitraum. Ausgehend von einem im Vergleich zu anderen Schmerzmitteln geringen Wert nahm die Zahl der Vergiftungsfälle mit tödlichem Ausgang zu. Der Wirkstoff Ibuprofen kann allerdings weiterhin als relativ sicher gelten, da bei allen verzeichneten Todesfällen andere Arzneimittel beteiligt waren.

Ausgehend von den Ergebnissen dieser Studie scheint eine weitere Reduktion der maximalen Packungsgröße von OTC-Analgetika sinnvoll und wünschenswert.

Alexander Lochmann, Leipzig

 

Quelle

Hawton K., et al.: UK legislation on analgesic packs: before and after study of long term effect on poisonings. Brit. Med. J. 329, 1076–1079 (2004).

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