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Arzneimittel und Therapie
Homöopathisch gegen Zytostatika-assoziierte Nebenwirku
Krebserkrankungen im Kindesalter sind sehr selten. In Deutschland erkranken jährlich 1800 bis 1900 Kinder unter 15 Jahren neu an einer malignen Erkrankung. Die Inzidenzrate im ersten Lebensjahr liegt bei 21 von 100.000 Kindern. Leukämien und Lymphome machen etwa die Hälfte der Erkrankungen in der onkologischen Pädiatrie aus, gefolgt von soliden Tumoren im zentralen Nervensystem (18,4%). Relevant sind außerdem Neuroblastome und Nierentumore.
Gute Chancen für krebskranke Kinder
Wird die Diagnose gestellt, bedeutet das für die Familie zunächst eine Katastrophe. Dass die Prognose nicht schlecht ist, hilft anfänglich nur wenig. Dabei haben drei Viertel der Kinder die Chance auf dauerhafte Heilung – abhängig vom Erkrankungsalter und der Art des Tumors. So lassen sich Retinoblastome zu 100%, Hodgkin- und Wilms-Tumore zu 95% heilen. Bei Tumoren im ZNS liegt die dauerhafte Überlebensrate bei 60%, bei der akuten myeloischen Leukämie allerdings nur bei 40%. Entscheidend scheint aber auch zu sein, wo die Kinder behandelt werden. Laut Prof. Dr. Arndt Borkhardt, Leiter der Onkologie am Dr. von Haunerschen Kinderspital, ist der Verlauf deutlich besser, wenn die Kinder in einer Kinderklinik behandelt werden. "In einer medizinischen Klinik gehen sie im Heer der Krebspatienten unter", so Borkhardt.
"Heimliches Mitbehandeln wird seltener"
Basis der Behandlung ist eine intensive Chemotherapie, die meist von heftigen Nebenwirkungen begleitet wird. Was eine homöopathische Begleitmedikation hier leisten kann, wird im Dr. von Haunerschen Kinderspital im Rahmen des seit 1995 bestehenden Projekts "Homöopathie in der Pädiatrie" (siehe Kasten) untersucht. Seit 1998 wurden dort 201 krebskranke Kinder, davon 83 mit akuter lymphatischer Leukämie, begleitend homöopathisch behandelt mit dem vorrangigen Ziel, Nebenwirkungen sowie Ängste, Wut und Verhaltensauffälligkeiten als Folge der Therapie zu lindern. Als Reaktionen auf die homöopathische Begleitmedikation beobachtete Dr. Sigrid Kruse, Assistenzärztin im Projekt, eine größere Zufriedenheit bei Kindern und Eltern, ein Plus an Lebensqualität sowie mehr Offenheit zwischen Eltern und Ärzten. "Das heimliche Mitbehandeln wird deutlich gesenkt", so Kruse.
Westafrikanische Baumrinde verbessert die Verträglichkeit
Die homöopathische Begleittherapie basiert auf einer ausführlichen Anamnese. Gemeinsam mit der individuellen Symptomatik lässt sich dann das "richtige" Homöopathikum finden. Als Potenzen werden während der Chemotherapie bevorzugt C6 (3 x 3), C12 (2 x 3) oder C30 (1 x 3) eingesetzt. Hochpotenzen kommen erst nach Beendigung der Chemotherapie zum Zug, zur konstitutionellen Therapie als Rezidivprophylaxe.
Wie das Prozedere konkret aussieht, machte Kruse an den häufigsten Nebenwirkungen anschaulich deutlich: Als "das" Mittel zur Verbesserung der Verträglichkeit der Chemotherapie nannte sie Okoubaka aubrevillei, eine westafrikanische Baumrinde, deren Inhaltsstoffe den Stoffwechsel entlasten. Stehen Übelkeit, Erbrechen oder Obstipation im Vordergrund und sind die Kinder eher reizbar und ärgerlich, ist Nux vomica empfehlenswert, bei schwachen, erschöpften Kindern mit ausgeprägten Ängsten kommt eher Phosphor in Frage.
Die Wahl bei Stomatitis kann schon nach dem klinischen Bild entschieden werden, z. B.:
- prophylaktisch: Borax
- Stomatitis mit starkem Speichelfluss und üblem Mundgeruch: Mercurius solubilis
- Geschwüre auf der Schleimhaut: Acidum nitricum
- leicht blutende Schleimhaut: Phosphorus
Gegen Übelkeit und Erbrechen stehen Nux vomica, Ipecacuanha, Phopshorus oder Veratrum album zur Verfügung.
Fieber lässt sich mit Aconitum napellus, Belladonna oder Ferrum phosphoricum bekämpfen. Im Vorfeld muss aber immer die Ursache abgeklärt und geprüft werden, ob ein Antibiotikum notwendig ist. Zur Stabilisierung des kindlichen Organismus zwischen den Chemotherapiezyklen wird hauptsächlich Chininum arsenicosum eingesetzt, daneben Ferrum phosphoricum und Okoubaka. Untersucht wird auch die Unterstützung des Körpers durch Homöopathika während einer Knochenmarktransplantation.
Ziel müsste es nun sein, die gewonnenen Erkenntnisse in klinischen Studien auf den Prüfstand zu stellen. Doch dafür fehlt es derzeit schlicht und einfach am Geld.
Dr. Beate Fessler, München
Quelle
Prof. Dr. Arndt Borkhardt, München; Dr. Sigrid Kruse, München: 3. Internationales Symposium „Homöopathie in Klinik, Pra- xis und Forschung“, Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Uni- versität München, 27. November 2004.
Homöopathie in der Pädiatrie: ein lohnenswertes Projekt
Das Projekt "Homöopathie in der Pädiatrie" dient der Integration der Homöopathie in die Kinderklinik. Ermöglicht wurde es durch eine sechsjährige Anschubfinanzierung durch die Karl- und Veronica-Carstens-Stiftung. Inzwischen wird das Projekt überwiegend finanziert von den bayerischen Krankenkassen, die seit 2003 zwei Assistenzarztstellen für die Homöopathie an der Universitätskinderklinik finanzieren. Außerdem unterstützt eine Initiative von Eltern das Projekt, die auf die homöopathische Behandlung ihrer Kinder nicht mehr verzichten wollen.
Positive Ergebnisse wurden bislang unter anderem bei folgenden Krankheitsbildern erzielt:
- Drogenentzugssyndrom
- Epilepsie
- Entwicklungsstörungen
- ADHS
- Migräne
- Tic
- Infektionsanfälligkeit
- Atopie wie Asthma oder Neurodermitis
- Wundheilungsstörungen
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