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Arzneimittel und Therapie
„Brustkrebs vorbeugen, früh erkennen, früh behandeln“
Brustkrebs ist in Deutschland die häufigste Krebserkrankung der Frau. Jährlich erkranken mehr als 50.000 Frauen, etwa 19.000 sterben. Auf der Liste der krebsbedingten Todesursachen in Deutschland rangiert das Mammakarzinom bei Frauen damit an erster Stelle. Besonders häufig ist Brustkrebs bei Frauen, die 50 Jahre und älter sind.
Ziel der Informationsveranstaltungen (Daten der einzelnen Veranstaltungen siehe in dieser DAZ S. 26) ist es, Frauen über das Mammographie-Screening aufzuklären, für eine Teilnahme daran zu motivieren und damit Brustkrebs möglichst früh zu erkennen. Dadurch werden die Heilungschancen erheblich verbessert und die Sterblichkeit deutlich verringert. Das Motto lautet: Je eher der Tumor erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen.
Was ist das
Mammographie-Screening?
Das Mammographie-Screening ist eine "Rasterfahndung" nach Brustkrebs, also für Frauen gedacht, die ohne Verdacht auf Brustkrebs sind. Bei dem Programm handelt es sich um eine Röntgenuntersuchung der Brust (Mammographie), mit der bei regelmäßiger Durchführung bereits Tumoren entdeckt werden können, die noch nicht tastbar sind. Bei regelmäßigen oder gelegentlichen Selbstuntersuchungen werden Tumoren hingegen erst festgestellt, wenn sie bereits 10 bis 20 Millimeter umfassen. Ohne Mammographie und ohne Selbstuntersuchung sind die Tumore zum Zeitpunkt der Entdeckung im Schnitt bereits 20 bis 25 Millimeter groß. Ideal ist daher die Kombination von regelmäßiger Selbstuntersuchung und Mammographie alle zwei Jahre.
Wer führt es durch?
Das Mammographie-Screening unterliegt den hohen EU-Qualitätsanforderungen an Geräte, Personal und Ärzte. Die durchführenden Ärzte (Gynäkologen und Radiologen) müssen sich einer regelmäßigen Fortbildung unterziehen. Da Röntgenbefunde subjektiven Beurteilungen unterliegen, erfolgt eine unabhängige Befundung der Mammographien durch zwei verschiedene Ärzte, im Verdachtsfall auch durch einen dritten Arzt. Ärzte, die am Programm teilnehmen, müssen mindestens 2000 Mammographien pro Jahr auswerten, in Zukunft sogar mehr als 5000. Eine regelmäßige Kontrolle der technischen Geräte ist obligat.
Was spricht für die
Teilnahme am Screening? So wichtig und sinnvoll die monatliche Selbstuntersuchung der Brust ist: Sie ist keine Alternative zum Screening, da sehr kleine Knoten nicht getastet werden können. Die Früherkennung hat daher sowohl für den Therapieerfolg als auch für die Lebensqualität der Patientin größte Bedeutung. Mit den von der EU vorgegebenen Regelungen sind einheitliche, überprüfbare Qualitätsstandards eingeführt. Sie sorgen für eine optimale Diagnostik. Die größte Chance aber liegt in der Früherkennung. Denn: Brustkrebs ist heilbar, wenn er früh genug entdeckt wird. Mehr als 90% der Tumoren in den frühen Stadien 0 und 1 können geheilt werden. Je früher die Entdeckung, desto größer also die Möglichkeit, die Brust zu erhalten. Frühe Erkennung erlaubt oft auch, dass schonende Behandlungsverfahren eingesetzt werden.
Wie läuft das Mammographie-Screening praktisch ab?
Auf Grundlage von Angaben der Meldebehörden werden die Frauen persönlich eingeladen. Mit der Einladung erhalten sie ein Merkblatt, das genau über Ziele, Hintergründe und Vorgehensweise der Untersuchung informiert. Auch gibt es darüber Auskunft, wann und wo sie die Untersuchung machen lassen können. Die Durchführung der Mammographie erfolgt entweder in stationären Zentren (speziellen Instituten und Praxen) oder in mobilen Einheiten ("Mammobil"), mit denen auch Frauen im ländlichen Raum erreicht werden können. Vor Ort befragt eine Röntgenassistentin über eventuelle Beschwerden oder Brusterkrankungen, beantwortet Fragen und erklärt den Untersuchungsablauf. Der gesamte Besuch dauert etwa eine halbe Stunde, die Mammographie selbst nur wenige Minuten.
Bei der Untersuchung wird jede Brust zwischen zwei Platten gelegt und kurz zusammengedrückt. Dies kann unangenehm, manchmal auch schmerzhaft sein. Dieser Druck ist aber notwendig, weil nur so gut beurteilbare Bilder mit der geringst möglichen Strahlenbelastung erzielt werden können. Die Strahlenbelastung ist sehr gering. Auch bei wiederholten Mammographien bei Frauen im "Screening-Alter" ist nicht mit einem erhöhten strahlenbedingten Krebsrisiko zu rechnen.
Von jeder Brust werden zwei Röntgenaufnahmen angefertigt, die doppelt befundet werden. In Zweifelsfällen wird ein weiterer Spezialist hinzugezogen. Jede Frau erhält das Untersuchungsergebnis innerhalb von zwei Wochen per Brief. Bei etwa 95% aller Frauen zeigt die Mammographie keinen Hinweis auf Brustkrebs. Diesen Frauen wird schriftlich mitgeteilt, dass sie in zwei Jahren wieder zur Mammographie eingeladen werden. Weniger als 5% der teilnehmenden Frauen haben auffällige Befunde, die weiter abgeklärt werden müssen. Bei neun von zehn dieser Frauen wird sich herausstellen, dass kein Brustkrebs vorliegt.
Anspruch auf Screening ab 50 Jahren
Seit kurzem haben in Deutschland alle Frauen in der Altersgruppe von 50 bis 69 Jahren Anspruch auf ein von den Krankenkassen bezahltes Mammographie-Screening, auch wenn kein Krebsverdacht und keine familiäre Belastung besteht. Das Screening ersetzt nicht die übliche Krebsfrüherkennungsuntersuchung, sondern ergänzt sie. Es unterliegt den strengen Qualitätskriterien der EU. Mit dem Mammographie-Screening folgt die Bundesrepublik dem Beispiel anderer europäischer Länder (Finnland, Schweden, Großbritannien, Irland, Frankreich, Niederlande), in denen das Screening schon seit einigen Jahren Standard ist.
Bisher wird das Screening-Programm – außer in den Modell-Regionen Wiesbaden, Weser-Ems und Bremen – nur in Bayern annähernd flächendeckend umgesetzt. Die Teilnahmequote liegt in Bayern zurzeit bei etwa 30%. Die Akzeptanz ist damit bislang (noch) relativ gering. Gründe sind vor allem in missverständlichen Medienberichten über den Nutzen des Screenings und den ihm zugeschriebenen Problemen zu suchen. ilm
Brustkrebs in Zahlen
Jährlich erkranken in Europa etwa 370.000 (Deutschland 50.000) Frauen neu an Brustkrebs, von denen etwa 130.000 (Deutschland 19.000) sterben – so die aktuelle Studie zur Krebsentwicklung 2004. Nach Angaben des Berufsverbandes für Frauenärzte gehen seit der Gesundheitsreform 15 bis 20% weniger Frauen zur Krebsvorsorgeuntersuchung. Vor allem nach der Menopause glauben offenbar viele Frauen, vor Krebserkrankungen der Geschlechtsorgane gefeit zu sein und halten Vorsorge für überflüssig: Ein fataler Irrtum, denn 75% aller Brustkrebserkrankungen kommen nach dem 50. Lebensjahr vor. Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, dass Frauen auch nach den Wechseljahren regelmäßig an Früherkennungsuntersuchungen teilnehmen.
Risikofaktoren für Brustkrebs
- Alter: 75% der Erkrankten sind älter als 50 Jahre
- familiäre Belastung bei etwa 5 bis 10% der Erkrankten: z. B. eine Verwandte ersten Grades – Mutter oder Schwester – mit Brustkrebs
- Kinderlosigkeit oder späte Erstgeburt
- frühe erste Periode bzw. späte Menopause
- längere Hormoneinnahme (Hormonersatztherapie, HRT)
- starkes Übergewicht, Alkohol- und Tabakmissbrauch, Stress etc.
In Deutschland und anderen Industrieländern wird bei etwa jeder zehnten Frau im Laufe ihres Lebens Brustkrebs festgestellt. Entscheidend dabei ist, in welchem Stadium die Erkrankung entdeckt wird. In seinen frühen Stadien macht Brustkrebs keine Beschwerden oder Schmerzen. Es gibt jedoch einige Anzeichen, die auf Krebs hindeuten können und immer von einem Arzt abgeklärt werden sollten, auch wenn in den meisten Fällen nicht eine Krebserkrankung die Ursache ist.
Verdachtszeichen für Brustkrebs
Folgende Verdachtszeichen müssen unbedingt abgeklärt werden:
- neu aufgetretene, über eine Periodenblutung hinaus bestehende Knoten oder Verhärtungen in der Brust
- neu aufgetretene Größendifferenz der Brüste
- unterschiedliches Verhalten der Brüste beim Heben der Arme
- Einziehung der Haut oder Einziehung einer Brustwarze
- Veränderungen einer Brustwarze
- einseitige wasserklare oder blutige Absonderungen aus einer Brustwarze
- plötzlich auftretende, nicht mehr abklingende Rötung
- Knoten in der Achselhöhle
Wenn eine Veränderung festgestellt wurde, werden verschiedene Untersuchungen nötig, um die genaue Ursache zu klären: Mammographie, eventuell Ultraschall, in einigen Fällen Kernspintomographie. Ob eine Veränderung gut- oder bösartig ist, darüber kann nur eine Biopsie mit histologischer Untersuchung Aufschluss geben. Wird ein Tumor diagnostiziert, muss natürlich festgestellt werden, ob sich bereits Metastasen gebildet haben. Alle diese Untersuchungen dienen dazu, das Stadium der Erkrankung festzustellen. Danach richtet sich dann die Behandlung.
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